Titel | ||||
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112 | Die Brautmyrte | |||
Vorschautext: In aller Welt ist es sehr beliebt, dass man den Jubiläen Namen gibt. Und jeder von uns kennt, was man die „Grüne Hochzeit“ nennt. Grün, denn für das Sträußchen am Revers und das Kränzchen nimmt man Myrte her. Das Sträußchen trug ich den ganzen Tag bis es auf dem Nachtschrank lag. Meine Frau hat es dort entdeckt und in ein Gläschen Wasser gesteckt. Nach altem Brauch soll man so erfahren, ... |
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111 | Heute nicht | |||
Vorschautext: Heute fragte jemand "Wo ist dein Gedicht?" Ich antwortete "Heute nicht!" Weil mich heute der Hafer sticht, schau ich nur anderen ins Gesicht. Vergleiche prüfend mein Gewicht und mache alle Schotten dicht. Weil der Nachbar darüber spricht, halte ich es für meine Pflicht, zu schreiben einen Prosa-Bericht, über seine Sonderschicht. Fehlt mir dazu ausreichend Licht und ich verspüre Rheuma und Gicht, ... |
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110 | Bielefeld | |||
Vorschautext: Die Kanzlerin hatte einst offeriert: ….so es denn existiert.“ Gemeint war der Fleck Bielefeld auf dem Globus unserer Welt. Eine Fliege hatte sie hinterlassen Ihre oft genannten letzten Massen. Ein Biele ist das Scheinquadrat dass der Fels im Weltall hat. Die Energieversorgung und die Telekom kämpften lange mit Scheinstrom. ... |
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109 | Es gibt kein leeres Blatt | |||
Vorschautext: Statt eines Kommentares erwähne ich nun wahres. Und ist ein Blatt auch noch so leer, es gibt viele Informationen her. Ist das Blatt besonders geformt, oder einfach DIN-genormt? Ist es glatt, faserig oder rau, hat es den Duft von Mann oder Frau? Ist es warm oder gefroren, hat es etwa schon Eselsohren? Ist es etwa noch unschuldig weiß oder rosa als Liebesbeweis? ... |
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108 | Der 7.Sinn | |||
Vorschautext: Lies die Zeilen, schau richtig hin, jedes Wort ist der 7.Sinn. Ich spüre, dass du an mich denkst, deinen Blick zu meinem Foto lenkst. Ein Bild das Foto nicht mehr haben müsst, du hast es schon zu oft geküsst. Beim Schlafen gehen wird es gegriffen, die Ränder sind schon abgeschliffen. Mancher Kuss mir Lippenstift mitten auf den Mund mich trifft. ... |
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107 | Ich freue mich | |||
Vorschautext: Ich freue mich, wenn ich die Lider strecke, dass ich die Fliege an der Wand entdecke. Wenn sie auch die Wand beschmutzt, ihr Anblick hat mir sehr genutzt. Ich freue mich, dass ich Kindergeschrei höre, das mich trotz Lautstärke nicht störe. Die ungezogenen Gören sonst jegliche Ruhe stören. Ich freue mich, dass ich den Hubschrauber sehe ohne dass ich zum Fenster gehe. ... |
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106 | Seelen zu Heiligabend | |||
Vorschautext: Als im Winter 1965 im Spital zwei Körper verblichen, ihre Seelen sofort Richtung Himmel entwichen. Zwei Jahre hatten sie nebeneinander gelegen, und stets gehofft auf heilenden Segen. Nun war alle Hoffnung vorbei und beide fühlten sich vogelfrei. Das Weltall veränderte sich in den Jahren sehr, und so gab es dort viel Flugverkehr. Sie griffen sich jeder einen Satelliten und sind damit wie die Engel geritten. Da diese Blechbüchsen nicht still rauschen, ... |
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105 | Wege des Schicksals | |||
Vorschautext: Deine täglichen Wege im Leben möchtest du gern glatt und eben. Da kannst du harken, kratzen, asphaltieren, die Ränder mit glatten Kanten verzieren. Du kannst mit einem Pinsel Farbe verstreichen, Linien für gerade Wege und Abzweige erreichen. Du kannst dahinter einen Zaun errichten, von den Schlössern alle Schlüssel vernichten. Du kannst breite Dämme von Bändern schütteln oder auch hohe glatte Betonwände rütteln. ... |
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104 | Ruhestörung | |||
Vorschautext: Kläffende Hunde hier in der Nacht haben mich um den Schlaf gebracht. Erst kläffte schrill, störend und heiser so ein winziger, ganz kleiner Beisser. Den würde ich bis zum Wecken unten in den Standuhrkasten stecken. Dann hörte man des Jägers Hund, er gab mit Laut einen Fremden kund. Doch keiner hat drauf reagiert, denn das Tier ist gut dressiert. Eine Autotür ging auf, schlug zu, jetzt gaben die Tiere endlich Ruh. ... |
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103 | Das Tagesgedicht | |||
Vorschautext: Nun sitze ich am Schreibtisch hier und starre auf ein Blatt Papier. Es ist jungfräulich weiß und glatt und noch keinen Inhalt hat. Der Verleger sagte ‚Alter Knabe, nach Neujahr dein Gedicht ich habe. Schreibe, was du denkst im neuen Jahr, Hauptsache, es sind zehn gereimte Paar. Und hat jede Zeile hundert Zeichen, wird das für die Kulturseite reichen. ... |
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102 | Reichtum | |||
Vorschautext: Goethe wollte Reichtum haben und ging einen Schatz zu graben. Viele machten es ihm gleich, aber keiner wurde dabei reich. Das höchste Gut auf dieser Welt sind nicht Gold und auch nicht Geld. Die Gesundheit ist es und das Leben, denn es wird uns nur einmal gegeben. Mancher hat sich schon gefreut, das Leben käm zu ihm erneut. ... |
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101 | Wieder Demokratie | |||
Vorschautext: Die Demokratie tut jedem gut, weil jeder nur das Seine tut. Wenn jemand nicht arbeiten will, sitzt er auf der Couch ganz still. Nennt den Pups ganz schlimme Leiden, die kann man nur mit Bier vermeiden Er sitzt ganz leis und still und raucht dabei so viel er will. Miete, Strom und Heizungskosten sind nur für den Staat noch Posten. Obst, Gemüse und neustes Geschwafel ... |
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100 | Wasserwellentelepathie | |||
Vorschautext: Der letzte Sommer war heiß, die Küste lang, und mancher machte seinen Fang. Bernstein, Fische, selbst Flaschenpost, gute Fotos oder Aal als Kost. Doch im Herbst bei Wind und Kälte keiner gern am Strand sich pellte. Ich war hier in der Klinik als Rehabilitand, wie der Kurgast wird wissenschaftlich genannt. Fernsehen und E-Mails schreiben konnte ich nicht jeden Tag betreiben. Als ich heute lief am Strand ein Stück, ... |
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99 | Fastnacht ist | |||
Vorschautext: Fastnacht ist im Sorben Land, links und rechts der Spree. Zampern ist doch allbekannt, es geht ans Portemonnaie. Autos werden angehalten wie zum Kaffeekränzchen. Hat der Fahrer gut gemautet, gibt es auch ein Tänzchen. Bevor die Alten und die Jugend plappern, sind zuerst die Jüngsten dran. ... |
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98 | Öffne mir doch eine Tür. | |||
Vorschautext: Ich lief einst durch die Sängerstadt und horchte, ob‘s dort Sänger hat. Sänger, die im deutschen Land Lieder singen, die bekannt. In „Deutschland sucht den Superstar“ selten mal ein deutsches war. Da erklang leise, aber klar, eine Weise, die ganz wunderbar. Ich blieb stehen und hörte hin bis ich ergriff vom Lied den Sinn. „Öffne mir doch eine Tür, ... |
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97 | Gestern, Heute, Morgen | |||
Vorschautext: Keiner kennt des Lebens Länge, dichten wir auch jede Menge. Krieg und Elend sind vorbei, übrig blieb nur Kriegsgeschrei. Heute sind die Medien voll, schreiben wie der Mensch sein soll. Schon die Bibel hat es versucht, hat Sünden und Fehler verbucht. Adam und Eva man sündig verstieß, Sodom und Gomorrha brennend verließ. Noah dachte noch an Federn und Huf ... |
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96 | Gäste in Weiß | |||
Vorschautext: Jeden Tag fahr ich dort dran vorbei mit der Straßenbahn Nummer drei. Dort ist nämlich das Krankenhaus, wo sie zur Straße schaut heraus. Was sie hat, das weiß ich nicht, ich sehe doch nur ihr Gesicht. Und ich will ehrlich sein, ich sehe auch in ihren Ausschnitt rein. Diese kleinen runden Massen gut zu ihrem Gesichtchen passen. Ich lache sie an auf dem Wegestück, ... |
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95 | Poesie der Technik | |||
Vorschautext: Und wenn auch alle Leser fluchen, ich werde es noch mal versuchen. Es heißt immer Technik und Energie eignen sich nicht für die Poesie. Dabei ist es gerade die Elektroenergie, die Atmosphäre schafft wie nie. Zuvor die Kumpels durch die Flöze kriechen und dann wie ein Maulwurf riechen. Im Kraftwerk sitzen die Heizer still und stumm Rauchend um das glühende Feuer herum. Wird der Strom endlich gebraucht, ... |
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94 | Der leise Gehilfe | |||
Vorschautext: Auf meinem Schreibtisch sitzt eine Puppe, der ist mein Dichten gar nicht Schnuppe. Sollte ich einen Fehler machen, höre ich ihr leises Lachen. Gehen mir jedoch die Themen aus, streckt sie ihre Zunge raus. Telefoniere ich mit dem Norden, möchte sie mich gleich ermorden. Kommt ein Anruf aus dem Süden, ist sie glücklich und zufrieden. ... |
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93 | Immer lateinisch | |||
Vorschautext: Meine ganz gewöhnlichen Gedichte sind meist einfach besondere Berichte. Sie handeln von der Mediziner Kunst mitten in dem lateinischen Dunst. Ganz egal, ob Arme oder Beine, sie kranken durch Latein alleine. Lenden, Wirbel, Brust und Kopf, selbst der ganz normale Kropf, haben, nicht nur für Damen, ihre originellen Namen. ... |
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