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Gedichte über Stärke


Wer wagt, gewinnt

---- Gar mancher Mensch lebt einfach so,
nicht traurig, nicht erzürnt, nicht froh.
Er sagt zu allen Dingen: Ja,
zum Staat, zum Schicksal, zur Mama.
Kein unerfüllter Wunsch, kein Traum,
sogar sein Herz bewegt sich kaum.
Und hat er Wünsche, fehlt der Willen,
sich diese Wünsche zu erfüllen.
Er denkt sich, wenn und falls er denkt,
weil nichts ihn ja zum Denken drängt:
Das, was geschehen soll, geschieht,
weil keiner vor dem Schicksal flieht.
---- Dies macht ihm zwar nur wenig Mut,
doch geht es eine Weile gut.
Er lebt ganz einfach vor sich hin,
nichts Ungewöhnliches im Sinn,
steht jeden Morgen pünktlich auf,
geht schlafen nach des Tages Lauf;
steht pünktlich auf am nächsten Tage
und kleidet sich nach Wetterlage;
legt sich am Abend müde nieder,
dann wiederholt sich alles wieder.
---- Er sucht Geborgenheit zu schaffen
gemäß dem Spruch der Weltenaffen:
Nichts sehn, nichts hören und nichts sagen,
nicht Antwort geben und nicht fragen.
Misch dich nicht ein und sei bescheiden,
denn dann entgehst du allen Leiden.
Kopf in den Sand, weil er vermeint,
so übersähe ihn der Feind.
---- Doch leider wird das Missgeschick
nicht abgeschreckt durch diesen Trick.
Todsicher trifft´s ihn irgendwo,
im Bett, beim Schwimmen, auf dem Klo.
---- So heißt das Fazit des Gedichts
ganz konsequent: Aus nichts wird nichts.
Doch dieser Satz ist letzten End´s
bestimmt nicht meine Konsequenz.
---- Die heißt: Sei Deines Glückes Schmied;
bestimme selber, was geschieht.
Lass Dich nicht einfach einverleiben
und willenlos ins Unglück treiben.
Sag deutlich: Nein! Sag ruhig: Ich.
Zeig Flagge, streite, widersprich!
Silesio
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Eiche

Im Wald ist sie der König
Und viele sind zu Gast
An Kraft hat sie nicht wenig
Im knorrigen Palast

Regiert wird mit der Güte
Ein jeder nimmt und gibt
Ganz zierlich ist die Blüte
Wie hat man sie geliebt!

Wer langsam wächst und stetig
Gewinnt mal große Kraft
Ist vieler Sorgen ledig
Hat seine Ruh und Rast


Anm.: Die Eiche ist von alters her ein Symbol der Stärke und Macht und den obersten Gottheiten zugeordnet. Tatsächlich ist sie ein Baum, der seine Zeit braucht, in jungen Jahren überhaupt keine Beschattung erträgt und erst mit 60 Jahren geschlechtsreif wird. Erst dann kann sie ihre Fruchtbarkeit entfalten und zu dem mütterlichen Baum werden, der viele Arten bei sich beheimatet und ihre Früchte nicht, wie die Buche oder Kastanie, mit einer stacheligen Kapsel schützt, sondern in einem Becher aufstellt. Diese männliche Kraft ist ihr zutiefst eigen. Sie schützt sich selbst mit einer dicken Borke, einem dicken Stamm und einem mächtigen Wurzelsystem. Ihr elektrischer Fluss ist außergewöhnlich stark, was sie für Blitze anziehender macht als die Buche. Sie kann 600 Jahre alt werden, in besonderen Fällen auch 1000 Jahre und darüber. Rinde und Blätter wurden früher zu Heilzwecken verwendet, die Eicheln waren vor der Einfuhr der Kartoffel ein Grundnahrungsmittel vom Mehl bis zum Kaffee. Den Christen war ihre hohe Stellung ein Dorn im Auge und galt ihnen lange Zeit als heidnischer Baum. Obwohl man ihm viel Böses nachsagte, benutzte man ihn zu Zauber- und Orakelzwecken. Er ist, trotz der Fällung der Donareiche durch Bonifatius, so sehr in unserer Seele verankert, dass mindestens 600 Orte in Deutschland auf sie Bezug nehmen (Eickelborn, Eichelhain …), viele Familiennamen (Aichinger, Eickmeier …), und ihr Laub Münzen, Wappen und militärische Abzeichen schmückt.


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