Titel | ||||
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253 | Leid und Glück | 07.08.24 | ||
Vorschautext: … Das Leid kann wie ein Abgrund sein, ein Meer von Angst und Schmerz und Plagen. Die Hoffnung matt und winzig klein. Du wagst kaum noch, etwas zu wagen. … Das Glück kann wie ein Abgrund sein, tief unten hörst du Heimatglocken. Sie läuten einen Festtag ein, erinnern dich, ermuntern, locken. … Das Leid, das Glück, fast stets zu Zweit, Geschwister, häufig wider Willen. Du, schwaches Menschlein, sei bereit, den Doppelauftrag zu erfüllen. ... |
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252 | Selbstbiographie | 05.08.24 | ||
Vorschautext: … Gezeugt, gehüllt, geschützt, geborn, doch erst sehr langsam aufgewacht, verlorn, gewonnen und verlorn, versucht, gescheitert und gedacht. … Traumfetzen wuseln pausenlos, Irrlichter tanzen durch die Nacht, bald winzig klein, bald riesengroß, erloschen, wieder neu entfacht. … Von Angst und Schock, vom Nichts bedroht, voll Tränen, hemmungslos gelacht. Ist´s Auferstehung, ist´s der Tod? Gefragt, gedacht, gewagt, gedacht. ... |
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251 | Schwalben | 02.08.24 | ||
Vorschautext: … Ein Schwälbchen macht noch keinen Sommer, viele zusammen schaffen das. Sie stürzen sich ins Ungewisse, egal, sie machen irgendwas. … Sie fragen nicht: Werd ich es schaffen ins unbekannte Irgendwo? Sie ahnen, wer nicht fliegt, muss sterben, sie wissen auch, er fliegt, wird froh. … So sind sie immer in Bewegung, Vergangenheit ist leer und fern. Ihr Durst, ihr Lohn, ihr Schatz ist Zukunft. Gern wär auch ich so, wirklich gern. ... |
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250 | Was denkt die Katze? | 30.07.24 | ||
Vorschautext: ... Ich weiß zwar nicht, ob Katzen denken, doch denke ich, es könnte sein. Auf jeden Fall die Nachbarkatze, die treff ich oft und stets allein. ... Wenn ich an ihr vorüberschleiche - wir schleichen beide irgendwie. Sie schleicht auf elegante Weise, ich schlumpig wie ein Schlampervieh. ... Wir sehn uns forschend in die Augen, neugierig, aber keiner spricht, und jeder fragt sich voller Neugier: Denkt nun der andre oder nicht? ... |
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249 | Liebe im Konjunktiv | 27.07.24 | ||
Vorschautext: ... Ach Y, so ferne, ich träfe dich so gerne. Doch leider läuft da manches schief, drum schreib ich jetzt im Konjunktiv. ... O Ypsila, ich hätte dich gern in meinem Bette. Das würd mein Wohlgefühl erhöh´n und überhaupt, ich fänd es schön. ... O Ypsila, so fern, du wärst mein hellster Stern, wenn wir durchbrächen alle Hürden und unbeschreiblich glücklich würden. ... |
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248 | Vielichig | 22.07.24 | ||
Vorschautext: ... Es gibt da eine Hypothese: Bin ich ein Mensch, hab ich ein Ich. Die mag für manche Menschen stimmen, doch stimmt sie sicher nicht für mich. ... Ich selbst bin nämlich viele Iche, die ich nur schwer beschreiben kann. Sie streiten häufig miteinander, und dann fängt das Fiasko an. ... Bei ichen ist es wie bei Menschen: Sie wollen immer Sieger sein, belügen, toben, krampfen, kreischen: Ich bin der Chefkoch, ich allein. ... |
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247 | Komposthaufen | 29.11.23 | ||
Vorschautext: Seit jeher lieb ich Komposthaufen, wo Leben stirbt und neu entsteht. Ich könnte mir die Haare raufen, was hier im Dunkel´n vor sich geht. Nach außen hin beinah normal, doch bohrt man, und zwar etwas tiefer, wird´s madig-muffig, faulig-fahl, und überall nur Ungeziefer. Das Alte fault, verwest, vergammelt. Einst war es, doch es wird nicht sein. Der Stocherer steht da und stammelt: Kaum vorstellbar, hm, ham, hom, nein! ... |
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246 | Knoblauch | 18.11.23 | ||
Vorschautext: O Knoblauch, im Geschmack so fein, wie´s lieblicher kaum könnte sein, du bist für mich Vernügen pur, die schönste Gabe der Natur. Zwar gibt’s auch Andres, was mir schmeckt, die Zunge reizt, den Gaumen neckt, was ich vertilg mit geiler Gier: Eis, Rollmops, Schokolade, Bier. Doch Knoblauch ist das A und O, macht frisch und fröhlich, frei und froh. ... |
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245 | Mein Goldzahn | 16.11.23 | ||
Vorschautext: Ein Glückspilz bin ich sondergleichen, bin einer der besonders Reichen, und keiner raubt mir meinen Schatz, er ruht an einem sich´ren Platz. Mein Schatz besteht aus purem Gold, dem jeder höchste Achtung zollt, weil´s haltbar ist und herrlich glänzt und selbst ein Königshaupt bekränzt. Nicht ist´s im Erdreich eingegraben, wo andre ihre Schätze haben, ... |
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244 | Gebiss | 11.11.23 | ||
Vorschautext: Auch du, gleichgültig, wie du heißt, hast ein Gebiss, mit dem du beißt am unter´n Ende im Gesicht, d. h., du hast es oder nicht, weil Zähne ja bereits beim Kind nicht bleiben wollen, wo sie sind und, wenn im Mund nicht mehr vorhanden, im Eimer mit dem Hausmüll landen. Für Alte ist der Fall, wie immer, fast tragisch und erheblich schlimmer, weil sie, wenn sie sich Hartes gönnen, bloß mümmeln, nuscheln, lispeln können. ... |
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243 | Neugier | 09.11.23 | ||
Vorschautext: Neugier ist gut und nie vergebens als Überlebenstrick des Lebens. Gäb´s diese geile Neugier nicht, verlöschte bald das letzte Licht. O Mensch im Abseits, glaube mir, nichts bringt dich weiter ohne ihr. Die Neugier ist und macht gescheiter, macht dich und schließlich andre heiter. Sie ist der Angelpunkt des Lebens, Neugier ist gut und nie vergebens. ---- Bist du neugierig? Magst du Neugier eher nicht? Zeigst du deine Neugier und bekennst dich zu ihr? Hat Neugier dich schon einmal weiter gebracht? Silesio |
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242 | Ein großer Kerl | 27.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Ein Kerl, sehr groß und doch ganz klein, hört furchtbar gern sich selber schrei´n. Dann schreit er ohne Anlass los und fühlt sich dadurch stark und groß. ---- Der Kerl, erfüllt von süßem Wein, schreit plötzlich ohne Anlass: Nein! Und denkt, weil er dies schreien kann, Jetzt bin auch ich ein großer Mann. ---- Der kleine Große, eher klein, schrumpft unerwartet völlig ein, und schauerlich klingt sein Gebrüll. Der große Kerl – ein Häufchen Müll. ... |
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241 | Sich fallen lassen | 25.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Gern würde ich mich fallen lassen in diesen Abgrund um mich her, nicht mehr verzweifelt um mich fassen, wo doch nur Nichts ist, hohl und leer. ---- Ich möchte fallen, fallen, fallen vorbei an allem, was mich hält, entfliehn den Sicherheiten, allen, in jene andre, schöne Welt. ---- Ich möchte fallen ohne Ende ausTrug und Wahn, aus Bluff und Schein, bis dorthin, wo ich endlich fände das Meer der Liebe, wahres Sein. ... |
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240 | Die Zeit | 23.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Der Mensch erfährt ja von Natur Zeiträume anders als die Uhr, die, wenn sie leise tickt und tackt, die Zeit in gleiche Stücke hackt und objektiv-mechanisch misst, egal, ob´s schön, ob´s traurig ist. Der Mensch misst individuell: Ist´s schön, verrinnt die Zeit zu schnell. Verliert das Leben Lust und Sinn, dann zieht sie sich unendlich hin. ---- Auch wird der Mensch im Lauf von Jahren wahrscheinlich folgendes erfahren: ... |
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239 | Ich friere | 20.10.23 | ||
Vorschautext: ….Da humpele ich, gestützt auf meinen Haselstock, durch unseren Gartenparkurwald. Oktobersonne, fahl und schwächlich, kämpft gegen zitternde Schatten. Der Abend naht. Ich friere. ….Eine Bank, vogelbekleckst, unter kahlen Ästen, Blätter, fleckig, flummrig, zerfleddert, traurige Reste des Lebensfestes, welkende Spuren des Nichts. Winter steht vor der Tür. Ich friere. ... |
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238 | Umwege | 18.10.23 | ||
Vorschautext: ---- Auch du wirst eines Tags entdecken, das Leben geht um viele Ecken und selten bloß, niemals beinah die Via direttissima, schnurstracks, geradewegs, sofort, direkt bis zum Bestimmungsort, Es kommt entsprechend Wilhelm Busch ganz unerwartet husch, husch, husch oft völlig anders, als er denkt, was ihn befremdet, beinah kränkt, weil er als Mensch, der aufgeklärt, die Hoffnung und Gewissheit nährt, ... |
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237 | Das Wichtigste | 10.10.23 | ||
Vorschautext: ….Das Wichtigste in meinem Leben war nicht nur eins im Singular. Nach vielen Seiten ging mein Streben, wohin, war mir oft selbst nicht klar. ….Mal links, mal rechts, mal in die Tiefe, als ob ich dort das Leben fand, als ob Verlorenes mich riefe in einem fernen, fernen Land. ….Wo war das Wichtigste zu finden, das Nonplusultra, A und O? In mir? In fernen Weltengründen? Ganz nahe oder nirgendwo? ... |
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236 | Der Zahn der Zeit | 03.10.23 | ||
Vorschautext: Den Zahn der Zeit hat´s nie gegeben, doch lebt er fort wie eh und je Nun musst du nicht an Mythen kleben, er existiert und tut dir weh. ….Still wirkt er hinter den Kulissen geheimnisvoll, doch intensiv. Schnell wirst auch du sein Leckerbissen, beißt alles in dir krumm und schief. ….Ein furchteinflößender Geselle, von jedem Schamgefühl befreit, ein Abgesandter aus der Hölle, zu seinem Auftrag stets bereit. ... |
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235 | Nichts Neues | 02.10.23 | ||
Vorschautext: Der Mensch, zum Beispiel ich und du, sitzt manchmal, meistens, immerzu, wo er doch gar nicht hingehört und was ihn daher höchst empört. Das Schicksal aber rührt sich schlicht in dieser Sache einfach nicht und zeigt sich absolut immun, Soll er doch selber etwas tun! Der Mensch, zum Beispiel du und ich, beschließt darauf, da füg ich mich, ... |
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234 | Wegwerfgesellschaft | 27.09.23 | ||
Vorschautext: ---- Der Mensch als Mensch und Homo faber ergeht sich nicht nur in Gelaber, nein, auch in ausgesuchten Worten, in Schreiberei´n verschiedner Sorten; in Tanz, Musik und Malerei, was immer seine Kunst auch sei. Er schafft als Homo technicus teils weil er will, teils weil er muss, mit Instrumenten und Maschinen auch Dinge, die der Praxis dienen und dann Erwachsenen und Kleinen allmählich unentbehrlich scheinen, ... |
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