Jeder Mensch wird irgendwann krank – früher oder später ist es einfach so weit. Natürlich gibt es große Unterschiede, was den Grad der Schwere einer Erkrankung angeht: Ein Schnupfen ist eine Bagatelle, ein schwerer Unfall mit Knochenbrüchen ist es definitiv nicht. Aber egal, wie heftig eine Krankheit über den Menschen hereinbricht: Plötzlich leidet er, ist eingeschränkt in den sonst so großen Möglichkeiten. Das Leben ist nicht mehr schön. Das gilt es auszuhalten.
Gedichte, in denen es um Krankheit geht, sind deshalb meistens Texte, die den Kranken Mut machen sollen. Ein Gedicht am Krankenbett soll stärken, soll darauf hindeuten, dass alles irgendwann wieder gut wird, dass es neben dem Kranksein doch immer noch viele schöne Erfahrungen im Leben gibt. Wenn es dem Werk gelingt, Optimismus zu verbreiten, ist es tatsächlich wie eine gute Medizin, die verschenkt wird. Wer zuversichtlich nach vorn in die eigene Zukunft schaut, wird nachweislich schneller gesund. Außerdem beweist ein Gedicht, das einem Kranken gewidmet ist, echte Anteilnahme. Weil eine Erkrankung oft eine unangenehme Isolation, ein "Nicht-mehr-mitmachen-können" mit sich bringt, zeigt ein Gedicht: "Du bist nicht allein. Es gibt immer noch Menschen, die zu dir stehen."