Titel | ||||
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113 | Engel brauchen keine Flügel | 28.11.22 | ||
Vorschautext: Engel brauchen keine Flügel, treten ein, du merkst es kaum. Unerklärlich wird es wärmer, so, als strahlt der ganze Raum. ….Engel wissen, wo man wartet, wo ein Mensch es nicht mehr schafft. Ehe du sie noch gebeten, weht ein Hauch geheimer Kraft. ….Nein, nicht Flügel brauchen Engel, Menschen sind´s aus Fleisch und Blut, die nichts wollen, als zu helfen. Dies allein tut himmlisch gut. ... |
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112 | Vielleicht | 11.11.22 | ||
Vorschautext: Mein Körper ist offen. Nase, Ohren, Augen wollen mich versorgen und stärken mit neuen Eindrücken. Aber wie verschlossen bin ich, ich will nicht sehen, ich will nicht hören. Ich lechze nach Farben und guten Worten, doch sinke nur tiefer in den Sumpf. Vielleicht ist die Welt gar nicht so kalt, vielleicht nicht so traurig und grau. ... |
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111 | Nur selten digital | 09.11.22 | ||
Vorschautext: Es wird zwar steif und fest behauptet: So ist es, und so muss es sein. Ich, Christoph, aber widerspreche, nein, schreie ich, ich schreie, nein! Es ist nicht jenes Wunderkästchen, das ständig auf der Lauer liegt, wobei das Volk begierig wartet, bis irgendetwas quakt und quiekt. Geh deine eignen, stillen Wege, lausch einem feineren Signal! ... |
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110 | Alles bleibt | 06.11.22 | ||
Vorschautext: Der Mensch, zum Beispiel ich und du, sitzt manchmal, meistens, immerzu, wo er doch gar nicht hingehört und was ihn daher höchst empört. Das Schicksal aber rührt sich schlicht in dieser Sache einfach nicht und zeigt sich absolut immun, Soll er doch selber etwas tun! Der Mensch, zum Beispiel du und ich, beschließt darauf, da füg ich mich, ... |
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109 | Ich friere | 04.11.22 | ||
Vorschautext: ….Da humpele ich, gestützt auf meinen Haselstock, durch unseren Gartenparkurwald. Bunt blinkt die Oktobersonne, dann wieder schwarze Schatten. Der Abend naht. Ich friere. ….Eine Bank in der Sonne unter den Bäumen, Rot, Braun, Gelb in Tausenden von Nuancen, von keinem Maler je erreicht, flammende Zeichen des Endes. Der Winter ist nicht fern. Ich friere. ... |
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108 | Ein Schatten | 01.11.22 | ||
Vorschautext: Ein Schatten bin ich, abgewandt dem Licht, ein letzter Seufzer vor dem Sterben; ein nie vollendetes Gedicht, ein Tongefäß in tausend Scherben. Ein Schatten bin ich, ohne Fleisch und Blut, versteinert von Erinnerungen; verwelkter Glanz, verloschne Glut, Musik, für alle Zeit verklungen. Ein Schatten bin ich, abgewandt dem Licht, das Tor der Hoffnung zugeschlagen. ... |
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107 | Vergnügt im alten Mist | 31.10.22 | ||
Vorschautext: … Es kam mir irgendwie zu Ohren, das Schicksal habe dich geschoren, geschnappt, gebeutelt und gerupft, so wie ein Huhn, das erst noch hupft und plötzlich kopflos und verhutzelt in irgendeiner Pfanne brutzelt. Es fragt verzweifelt, wenn auch stumm: Warum geschah mir das, warum? Jedoch der Koch hat andre Sorgen, als ihm sein Henkerohr zu borgen. … Du warst krank oder bist es noch, stöhnst unter einem schweren Joch, ... |
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106 | Wohlgefühl | 27.10.22 | ||
Vorschautext: Gehabt euch wohl, wenn ihr das schafft und nicht schon zwischendurch erschlafft. Nichts hilft im Allerweltsgewühl wie selbst erzeugtes Wohlgefühl. Silesio |
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105 | Vergangenheit | 24.10.22 | ||
Vorschautext: ….Vergangenheit ist wie ein Meer voll Träumen, Wünschen, Ängsten, Schwächen, Ereignissen, die kreuz und quer aus ihrem engen Kerker brechen. ….Die Oberfläche zischt und wallt, Bildfetzen blubbern aus der Tiefe. Ein Etwas, eine Traumgestalt, ganz fern, als ob ein Käuzchen riefe. ….Erinnerungen, blass und fahl, bekommen Farben, Umriss, Leben. Zur Mitte drängt, was marginal, was längst vergessen und vergeben. ... |
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104 | Im Keller | 20.10.22 | ||
Vorschautext: ….Da sitzt du regungslos im Keller, ringsum nur Dunst und Dunkelheit. Der Morgen graut, doch wird´s nicht heller, wie eine Schnecke kriecht die Zeit. ….Du sehnst nach Wärme dich und Leben, nach Heiterkeit, Gemeinschaft, Licht. Du würdest alles dafür geben, jedoch der Wunsch erfüllt sich nicht. ….Doch da sind Stufen in der Nähe, von andern irgendwann erbaut, die führ´n aus Wirren, Wahn und Wehe nach oben jeden, der sich traut. ... |
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103 | Schweigen | 18.10.22 | ||
Vorschautext: X??? x xxxx xx Xxxxx xxx x xxx X x xxxx Stille Xxxxx x xx X x Ruhe x x x x Xxxxxx ? Nichts ….Die Zeiten sind ja längst vorbei, dass der Schöpfer eines Kunstwerks dieses selbst interpretierte. Jetzt müssen sich die Leser selbst dieser Aufgabe unterziehen! Silesio |
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102 | Herbstgedanken | 10.10.22 | ||
Vorschautext: ….Der Herbst hat meistens viele Seiten, die beinah gegensätzlich sind, wie andere Gegebenheiten, ein Buch, ein Baum, ein Kleid, ein Kind. ….Noch stets kann warm die Sonne scheinen, verbreitet ringsum Wohlgefühl. Es ist so friedlich, fast zum Weinen, wird´s auch am Abend meist schon kühl. ….Sturmwinde können tödlich wehen, verzweifelt kämpft das welke Laub. Der Mensch kann kaum mehr aufrecht stehen, es wächst die Einsicht: Ich bin Staub. ... |
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101 | Der Teufel | 08.10.22 | ||
Vorschautext: ….Die Wahrheit ist ein hoher Wert, ein Schuft, der sie nicht liebt und ehrt, der´s ständig übertreibt im Lügen, und zwar, dass sich die Balken biegen. ….Der Teufel, hässlich und zersaust, pack ihn mit harter Cowboyfaust, mög´ ihn in einen Fleischwolf pressen, auch frischen Knoblauch nicht vergessen, ….ihn dann mit Curry überstreu´n sich der gelung´nen Mahlzeit freu´n und, sei´s mit vielen Freudenfürzen, sich auf den Leckerbissen stürzen. ... |
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100 | Kurz und prall | 07.10.22 | ||
Vorschautext: ….Ich wollte nie ein langes Leben, alt werden wie Methusalem, nach neunzig, hundert Jahren streben, das scheint mir ganz und gar plemplem. ….Was nützt es, Jahr um Jahr zu sammeln, einander zum Verwechseln gleich, mit andern Worten, zu vergammeln stets schwankend, schwächelnd, schwammigweich. ….Nein, Leben lässt sich niemals sparen wie Geld und Gold und Landbesitz, wie ALDI- oder LIDL-Waren. Ein solches Leben wär ein Witz. ... |
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99 | Heureka | 05.10.22 | ||
Vorschautext: Zu denken, dieser Satz steht fest, ist nützlicher, als wenn du´s lässt. Zuweilen ist es ganz vergeblich und häufiger fast unerheblich. Doch dann hast du – selbst überrascht – Nobelpreiswürdiges erhascht. Laut schreist du ins Gelände: Ja!, wie Archimedes: Heureka, ich hab´s gefunden, und ich hab´es. Das freut mich bis zum Rand des Grabes. Deswegen keine Zeit verschenke: Denk´, lieber Zeitgenosse, denke! ... |
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98 | Das Denken ist mein täglich Brot | 03.10.22 | ||
Vorschautext: …. Das Denken ist mein täglich Brot, kein Denken, und ich werd vom Tod bedroht. Ich denke wild und systematisch, in Kreisen fließend und quadratisch. …. Ich denke morgens schon im Bett. Was ich gern wär, was ich gern hätt, warum ich überhaupt erwache, mir solcherlei Gedanken mache. …. Auch mittags, wenn die Sonne brennt, denk ich voll Lust und vehement, von einem tiefen Drang gezwungen du denkerischen Lockerungen. ... |
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97 | Die Wahrheit (6 Vierzeiler) | 01.10.22 | ||
Vorschautext: Die Wahrheit ist ein hoher Wert. Ein übler Schuft, der sie nicht ehrt. Doch wird sie, wo es sie denn gibt, mehr lobgehudelt als geliebt. Die Wahrheit braucht nicht viele Worte, die Lüge braucht bedeutend mehr. Was wahr ist, richtig zu entscheiden, fällt, so gesehen, gar nicht schwer. Die Wahrheit, noch so gut und edel, braucht immer einen harten Schädel, wird sie doch auf der ganzen Welt beständig auf den Kopf gestellt. ... |
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96 | Keiner lebt ewig | 28.09.22 | ||
Vorschautext: ... Man weiss, dass keiner ewig lebt, auch wenn er sehr am Leben klebt, und selbst der grösste Missetäter muss sterben, früher oder später. Wenn man ihn dann zur Ruhe bettet, wird, was nicht stimmte, gern geglättet. So lernten wir´s schon in der Penne: De mortuis nil nisi bene. ... Spät, aber doch entschläft ein Mann, ein Meckerfritze und Tyrann. Sein letzter Gang wird gross gefeiert. Die Witwe, tief und schwarz verschleiert, ... |
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95 | Ich und du | 24.09.22 | ||
Vorschautext: ….Das Ich ist wichtig, ohne Zweifel, denn wer kein Ich hat, der verklemmt. Die besten Triebe gehen zum Teufel, das Wachstum wird enorm gehemmt. ….Doch Halt, da ist auch noch das Du, vom Ich zunächst total getrennt. Es sucht Kontakt fast immerzu, die Neugier wie ein Feuer brennt. ….Das Ich und Du, das Du und Ich beschnuppern sich von nah und fern, bis sie begreifen innerlich: Wir haben uns doch richtig gern. ... |
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94 | 20, 40, 60, 90 | 12.09.22 | ||
Vorschautext: ….Ich möchte nie mehr 20 sein, so ahnungslos wie damals, die Wünsche groß, Erfahrung klein, ein Nichts, eine Null. ….Ich möchte lieber 40 sein, voll Sachverstand und Eifer, mich ungetanen Dingen weih´n zum Besten der Welt. ….Ich würd am liebsten 60 sein, von Pflichten ungebunden. Ich stürmte in die Welt hinein, egal, was passiert. ... |
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