Gäste in Weiß

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Jeden Tag fahr ich dort dran vorbei
mit der Straßenbahn Nummer drei.
Dort ist nämlich das Krankenhaus,
wo sie zur Straße schaut heraus.
Was sie hat, das weiß ich nicht,
ich sehe doch nur ihr Gesicht.

Und ich will ehrlich sein,
ich sehe auch in ihren Ausschnitt rein.
Diese kleinen runden Massen
gut zu ihrem Gesichtchen passen.
Ich lache sie an auf dem Wegestück,
sie stutzt täglich und lächelt zurück.

Heute bin ich sehr zeitig vorbei gekommen
und habe mir ein Herz genommen.
Ich stieg aus am dortigen Blumenstand
und auch ein kleines buntes Sträußchen fand.
Damit eilte ich mit schnellen Schritten,
die Anmeldung um die Zimmernummer zu bitten.

Doch ich wurde schwer enttäuscht und abgelehnt,
die junge Frau ist in der Neurologie Patient.
Seit einem Unfall hat ihr Gedächtnis gestreikt
und bisher nur wenig bekanntes gezeigt.
Ich gab der Schwester die Blumen zum weiterleiten
Und hoffe, sie eines Tages zu beg1eiten.

02.02.2020 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Gäste in Weiß

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01.02.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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