Titel | ||||
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295 | Goldlicht | |||
Vorschautext: Goldlaub lassen Buchen, Erlen, Weiden von den Zweigen perlen. Gelbe Feuerflocken decken Park und Teich und Zweige strecken sich - von Sommerlast befreit - hin zum Gruß der neuen Zeit. Mäuse stöbern in den Schichten, die sich um die Stämme schlichten. Eines Springquells Hüpf-Fontänen teilen sich zu Tropfentränen. Kringelwurf im Strahlentanz ... |
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294 | Birkenherbst | |||
Vorschautext: Der Krähe schwarze Schwingen zeigen im Gold der Birken blauen Glanz. In Anmut fällt das Blatt. Ein Tanz, ein fröhlich ausgelassner Reigen, wenn alles träumt und Finken schweigen. Es häufen sich die gelben Schichten und plustern sich zu Polstern auf. Die Rötelmaus verharrt im Lauf herüber von den hohen Fichten, fängt an, sich häuslich einzurichten. |
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293 | Nebelflucht | |||
Vorschautext: Noch schläfrig liegt das Tal im Rauch der dichten Schwaden. Baum und Strauch umschlingen graue Seidenschleier und Nebel hauchen Bach wie Weiher ins morgenklamme Land hinein. Noch niemand weiß, was dieser Tag zu spätrer Stunde bringen mag. Der Haushahn kann kein Frühlicht sehen, verweigert seine Pflicht zu krähen, lässt seinen Weckruf Weckruf sein. ... |
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292 | Jeder kann Ammer sein | |||
Vorschautext: Noch haftet letztes welkes Laub im Zweigwerk, nicht schmückend, unansehnlich braun und trauergrau. Es kann der späten Herbstzeit sattes Himmelblau die Wehmut nicht aus diesem Bilde nehmen. Da setzt sich eine Ammer in den Wipfel, ihr Goldgefieder leuchtet aus dem Einerlei des Matten und des Fahlen. Wie durch Zauberei gefällt der Anblick jäh und lässt dich grübeln. Die Kraft des Schönen klärt oft Trübgedanken, wie diese Ammer es in öder Kahlheit macht. ... |
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291 | Zauber des Herbstes in der Au | |||
Vorschautext: Kahle Zweige, Knochenhände greifen aus dem Nebelgrau. Dichte Schleier, Schwadenwände, schaurig dieses Bild der Au. Sind es Eber oder ragen doch nur Wurzeln dort heraus? Dringt nicht bitterliches Klagen aus dem alten Försterhaus? Alle Pfade, Wege enden für das Aug im fahlen Hauch. ... |
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290 | erste flocken | |||
Vorschautext: eine flocke war’s und keine feder auch kein schirm der samen trägt schau die zweite schon da vor dem fenster sie zerschmilzt ein tropfen bleibt zehn geschwister dann es folgen hundert ... |
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289 | alchemistentraum | |||
Vorschautext: einem alchemistentraum helfen ahorn tulpenbaum zum erfolg reines blattgold fällt vom ast auch der buche sommerlast zeigt den glanz rötelmäuse rücken an spielen prinz und edelmann im palast farbverliebter herbstnatur |
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288 | raureifdekor | |||
Vorschautext: nachtwindfriseure eisziseleure fröste in laune geben der feuchten tauluft ein leuchten reifgeister locken blendweiße flocken zaubernd hervor gräser und zweige tragen kristalle feinstes geschmeide nadelgefieder ... |
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287 | Misteltrost | |||
Vorschautext: Große Kugeln, Frischblattnester hängen in den kahlen Ästen. Tafelschmuck zu Raureiffesten. Schmückender Druidenzauber, Liebenden ein Fingerzeig. Misteltöne hintergehen winterliche Farbverbote, schenken Drosseln weiße, rote Früchte in den Hungerzeiten, Vogelbrot aus Beerenteig. ... |
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286 | Ganzjahresrose | |||
Vorschautext: Die rote Blüte ist verdorben im Frost der letzten Winternacht. Nun wird der Hinblick neu beworben mit reich verzierter Blätterpracht. Wohl angewelkt und arm an Farben, ein Silberschmied verziert sie reich, verbrämt die Ränder, deckt die Narben und Risse, formt trotz Kälte weich. Der Rosenzweig trägt Sommerreste hinüber ins Dezemberweiß, ... |
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285 | Berührungsangst | |||
Vorschautext: Ein Strich, er nannte sich Tangente, berührte einen Kreis ganz sanft. Doch dieser hasste Komplimente und reagierte sehr verkrampft. Was sehr verwundert, die Sekante durchdrang ihn förmlich und er nannte sie – nein – nicht Tante sondern Nichte. Das ist das Ende der Geschichte. |
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284 | Wie fliegt ein Rentier? | |||
Vorschautext: Der Weihnachtsmann ist flügellos, das Rentier ist’s nicht minder. Wie schaffen die es aber bloß, zu fliegen, fragen Kinder. Die Sache ist ganz leicht erklärt. Es ist die Strahlturbine, die Newtons Mantelstrom beschert. Sie bringt das Ren auf Schiene. Der Schub errechnet sich aus Kraft mal Massenstrom pro Stunde. ... |
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283 | Korallenreif | |||
Vorschautext: Korallen wuchern dort im Graben, Polypen fächeln aus den Waben der Becherlinge. Welch ein Staunen, man weiß, es sind des Frostes Launen, die diese Gaukelei bescheren. Der Reif durchkreuzt die alten Lehren, dass Tierstein nur Atolle zeigen. Hier unter grünen Tannenzweigen verleiten Silbernesselfäden vom Schmuck des fernen Riffs zu reden. |
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282 | Eine Minute länger | |||
Vorschautext: Die Sonne zeigt sich nach der Wende zu wieder längrem Tageslicht mit Nebeldurchschlag und Geblende und Freudenglut im Angesicht. Das Bild erscheint mir heut zu passen. Viel kräftiger als gestern noch gelingt’s dem Strahlenkranz zu prassen, ein Wunschtraum freilich – aber doch. Nach dunklen Zeiten führt das Hoffen auf Licht beinah zur Ungeduld. ... |
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281 | Optimistisch ins neue Jahr | |||
Vorschautext: Es schleppt das alte Jahr sich hin, den Buckel voll mit Fehlentscheidung und Fettnapftritt trotz Leichtvermeidung, mit kleingeschrumpften Altparteien, und neuen Gruppen aus den Reihen der Weltverbesserungsprobanden, die kürzlich sich zusammenfanden. Es schleppt das alte Jahr sich hin mit einer Last aus Krieg und Mord, mit gutem Vorsatz über Bord, mit einem Wust an Leerversprechen, ... |
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280 | Zu jeder Jahreszeit | |||
Vorschautext: Der Himmel brennt, die Flammen schmelzen Löcher in graue Wolkenbänke. Ein Gipfel greift ins Essenfeuer und Rotglut lässt ihn leuchten. Der Himmel brennt, die Nacht versucht zu löschen, wirft auf die Brünste schwarze Tücher, Gestrahle stirbt im Nebel. Das letzte Licht verblasst, versinkt, um andernorts zu prassen. |
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279 | Warum denn nur? | |||
Vorschautext: Dem Kardinal erscheint im Traum ein Muezzin, man glaubt es kaum. Der beichtet - mit verstörten Gesten - er bete immer nur nach Westen. Der Hirte findet keinen Schlaf, er sucht nach seinem letzten Schaf, das sich im Nirgendwo versteckt. Gertrude ist nicht unbefleckt, das stört jedoch den Hammerhai nicht ansatzweise, einerlei, ... |
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278 | Zum Schlaf bereit | |||
Vorschautext: Sie ziehen hin, die schwarzen Boten, ein Goldrand nimmt dem Wolkendicht Bedrohlichkeit. Mit feuerroten, auch gelben Tönen spielt das Licht. Die Berge schärfen ihre Gipfel, wie nie der Tag sie zeigen kann. Ein Wölkchen stößt den Fichtenwipfel mit windgeformten Fingern an. Das Dörfchen liegt, zur Nacht bereitet und blinzelt höchstens da und dort ... |
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277 | Kein Gewidder | |||
Vorschautext: Ein Donner schreckt zwei Schafe aus ihrem Mittagsschlafe. Da kommt wohl ein Gewidder, sagt eines, doch vom Tritt her und fehlendem Gebammel ist eher doch ein Hammel, der offenbar belämmert mit seinen Hufen hämmert. |
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276 | Mystische Mistel | |||
Vorschautext: Krähennester in den Ästen? Bienenschwärme in den Zweigen? Schmuck zu Winterkahlbaumfesten? Früchte gar, die stolz sich zeigen? Frühlingsgrüne Wandrergrüße senden Misteln aus den Kronen, ja, es sind Druidenfüße, die in Pappelwipfeln wohnen. Kreuzholz sagt man, stiftet Ehen, Hexenkraut kann Krankheit heilen. ... |
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