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135 | Winter-Hagebutte | 09.02.14 | ||
Vorschautext: Der Hagebutte Freudenträne, ein Tautropf milder Abendluft, friert in der Nacht zu Glas. Ich lehne am Zaun, betrachte das Gefunkel, das Spiel der Strahlen. Hell und Dunkel vermengen sich. Kein Rosenduft dringt durch das blanke, starre Eis, doch bricht das Licht sich zum Gegleiß. |
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134 | Grabstein-Gassi | 09.02.14 | ||
Vorschautext: Der Vorteil eines Grabsteins ist (anstelle eines Hundes nämlich), er wirkt in keinem Fall vergrämlich, macht auf der Straße keinen Mist und zerrt nicht an der Leine. Dem Bernhardiner oder Spitz ist so ein Stein in vielen Dingen weit überlegen. Nur zum Springen vom Vorder- auf den Hintersitz, da fehlt die Kraft der Beine. ... |
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133 | Monoton | 08.02.14 | ||
Vorschautext: Ein Goldfisch schwimmt im kleinen Glas im Kreis, berechnet dies und das, mit Lineal und Winkelmesser erkennt er, zweierpi sind besser in dieser Einzelhaft zu meistern und seine Quäler zu begeistern. Er fügt sich in das bittre Los, macht Mund und Augen riesengroß. Der Mensch - in seiner Großhirnräude – glaubt fest, das Fischchen täts aus Freude. |
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132 | Grüßen Sie das Warzenschwein! | 08.02.14 | ||
Vorschautext: Kennen Sie ein Warzenschwein, ganz persönlich meine ich? Sollt‘ es - wie gefragt - so sein, grüßen Sie es sehr von mich. Wünschen Sie ihn schönen Tag, guten Appetit für ihm, weil ein Warzenschwein, das mag es ganz gerne auch intim. Falscher Fallgebrauch verstimmt dieses Tier nicht, regt nicht auf. ... |
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131 | Docht oder Dolch? | 07.02.14 | ||
Vorschautext: Ich war ein Kindchen, vier vielleicht, mein Denken dementsprechend seicht. So kannte ich den Wortsinn schlicht vom Dolch und auch vom Docht noch nicht. Nun, heute weiß ich, mit dem Docht wird Brust und Oberbauch gelocht. Der Dolch dagegen brennt, sein Licht dringt bis zum Herzen und besticht. |
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130 | Warum denn nur? | 06.02.14 | ||
Vorschautext: Dem Kardinal erscheint im Traum ein Muezzin, man glaubt es kaum. Der beichtet - mit verstörten Gesten - er bete immer nur nach Westen. Der Hirte findet keinen Schlaf, er sucht nach seinem letzten Schaf, das sich im Nirgendwo versteckt. Gertrude ist nicht unbefleckt, das stört jedoch den Hammerhai nicht ansatzweise, einerlei, ... |
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129 | Hinter Gittern | 04.02.14 | ||
Vorschautext: In Welten ohne Gitter, ohne Mauer versucht dein steter Tagtraum einzutauchen. Mich rührt der Anblick deiner stummen Trauer, du ahnst, in deines ganzen Daseins Dauer wird diese Hoffnung keimen und verrauchen. Du musst das falsche Spiel so weiter treiben, dein Horizont wird Maschengitter bleiben. |
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128 | If you come to San Francisco | 04.02.14 | ||
Vorschautext: Vor deine Küste bläst der Buckelwal Fontänen, die Pelikane stürzen, wo sie Beute wähnen, wie Pfeile aus dem Himmel in das Wogenmeer und Schiffe ziehen Nebelschwaden hinterher. Aus dichtem Grau taucht um die Mittagsstund die Brücke, das Tor zur Stadt. Die Wolkenbank zerfällt in Stücke, du kannst dein reiches, armes Antlitz sehen lassen, dein buntes Volk und Narrenfeste in den Gassen. |
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127 | Giftzahn oder Dolch? | 03.02.14 | ||
Vorschautext: Als Caesar einst am blauen Nil Kleopatra verehrte, fiel der Pharaonin er schon bald zur Last. Sie fing in einem Wald Uräusschlangen. Julius war Synonym für Überdruss. Gar listig dacht‘ die Königin, ein Biss und Julius ist hin. Das ahnungslose Schuppenvieh tat’s anders. Welche Ironie, in Rom zurück stirbt Caesar doch, denn Brutus macht ihm dort ein Loch. |
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126 | Noch inniger geht's nicht | 03.02.14 | ||
Vorschautext: Wenn des Nachts die Flatterleichen hin durch kahles Astwerk streichen, wenn der Kauz die Totenlieder schaurig hören lässt, ach Frieda, ja, dann denke ich an dich. Schau, du hast die Vogelgrippe, Löcher in der Unterlippe, bist selbst Schrecken den Vampiren. Frieda, kann dich dies nicht rühren, steht es wahrlich schlimm um mich. ... |
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125 | Wintersonne in der Au | 01.02.14 | ||
Vorschautext: Der Schnee ist Zuckerstaub heut nur, ein Fleckchen da, ein Weißfeld dort, genug jedoch, des Fuchses Spur, die hin zum sanften Ufer führt, in jäher Neugier nachzugehen. Die Sonne doppelt jeden Ast der Erle, jeden Weidenstamm im Spiegel, der sich golden fast ins Dunkel schiebt. Den Mistelbusch vermeinst du so als Nest zu sehen. ... |
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124 | Fasching in Österreich | 01.02.14 | ||
Vorschautext: Maiers, Herr und Frau plus Kinder, tragen heut Papierzylinder, sitzen um den Tisch herum zum internen Gaudium. Martin Huber bläst zur Jause Trillerpfeife ohne Pause. Im Vergleiche recht banal wirkt da Rios Karneval. Müllers gehen in den Keller, Würstel gibt’s vom Plastikteller, ... |
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123 | Fromme Diebe | 22.01.14 | ||
Vorschautext: Vorausgenomm’ner Nächstenliebe bedienen sich die frommen Diebe. Sie nehmen sich, zwar heimlich still, was ohnehin man geben will, um - folgend christlichem Gebote – von seiner Habe und dem Brote sich gern zu trennen, froh zu teilen. Sie wandeln zauderndes Verweilen im Geiz zu Gottgefälligkeit in anonymer Vornehmheit. |
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122 | Gedichte ohne Sinn sind sinnlos | 21.01.14 | ||
Vorschautext: Du Trauergast der Seelenschmiede, verkommener Methusalem. Kein reiner Ton in deinem Liede, auch nicht an dir und nicht an dem. Ein Turm neigt seine Mauerkrone, der Löwe zündet den Vulkan. Wie herrlich lebt der Sittich ohne Verspätung einer Straßenbahn. Oh, Melchior, die Kürbiskerne erregen keinen so wie dich. ... |
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121 | Akademikerdrama | 20.01.14 | ||
Vorschautext: Ein Dr. und ein Ing. verdroschen gestern – wahr – ich schwör, mit einem mitteldicken Stock den Herrn Mag. Manfred Bock und seinen Sohn. Der fährt zwar Laster, doch macht er nächstes Jahr den MA. Ein Dr. der Gesamtheilkunde versorgte aber schnell die Wunde. Das Täterpaar samt RA begab sich zur Justizanstalt. |
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120 | Bombina variegata | 13.01.14 | ||
Vorschautext: Bombina, herrlich klingt der Name für eine oft verkannte Dame, die vornehm und in sanfter Weise ihr Stimmchen klingen lässt wie leise, betörend schöne Glockenstreiche. Die Unke ist’s, ein Tier der Sage, des Märchens, niemals eins der Plage. Im schwarzen Dreieck der Pupille zeigt sich der Glanz der edlen Stille des kleinen Wesens aus dem Teiche. |
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119 | Gaudeamus Isidor | 13.01.14 | ||
Vorschautext: Gaudeamus Isidor, oder wie das Liedchen heißt, singt man gerne auch im Chor, röhrend und besoffen meist. You went Utem hört man dann, Englisch wohl. Am Strophenschluss hängt sich noch ein Humus an, was auf Gärtner deuten muss. Venit mors velociter, heißt, ich morse schnell und gut. ... |
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118 | Abflug einer graugans | 12.01.14 | ||
Vorschautext: Die Graugans lässt sich wiegen, träumt auf sanftem Wellenspiel im Teich. Da hebt sie sich, das Wasser schäumt, dem stolzen Wappenadler gleich, zum Fluge in ein andres Reich. Getänzel der Beine in fliehenden Ringen, ein Tapsen, ein Treten, ein Flattern der Schwingen, dann neigt sich der Hals, letzte Tropfen versprühen, der Vogel erhebt sich zu gleitendem Ziehen. Dem Flug der Wildgans folgt dein Blick. ... |
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117 | Liebeserklärung eines Zoologen | 10.01.14 | ||
Vorschautext: So schön wie du ist keine Kröte, dem Maulwurf steigt die Schamesröte ins schwarze Angesicht, so matt erscheint sein Fell, wie schwarz und satt dagegen deine Brauen. Laura, des Warzenschweines lichte Aura wirkt stumpf gemessen an dem Licht, das hell aus deinem Antlitz spricht. Das schönste Wesen, das ich kenne, ist nicht der Regenwurm, die Henne, schon gar nicht Egel oder Gnu, das schönste Wesen, das bist du. |
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116 | Mediterranes Thüringen | 10.01.14 | ||
Vorschautext: In REGENSburg, da regnets heut, es schneit, was sonst, in SCHNEIzlreuth. Die Sonne scheint in SONNEborn, Land Thüringen und Hagelkorn bedeckt den Stadtteil HAGELloch von Tübingen nicht ganz, jedoch in großem Ausmaß, also reise ich - über Gotha klarerweise - nach Sonneborn. |
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