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Anzahl Gedichte: 335
Anzahl Kommentare: 140
Gedichte gelesen: 356.407 mal
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Titel
75 wunderkugeln 29.11.13
Vorschautext:
luftholdes wunderding
spektrum der farben
hauchend gezeugter ball
wabbelnd im schwebfall
blubbernd im steigen
atem von mir

kindheitsgedanken
weckt dieses wanken
wie das vergehen
kugeln zum träumen
schauglas aus schäumen
...
74 flocke um flocke 24.11.13
Vorschautext:
flocke um flocke
vom leintuch zum polster
langsam zur last
erwächst diese schicht
weißmützenschornstein
und doppelweißbirken
kaum zu erkennen
im wirbelnden dicht
alles wird weicher
selbst kälte wirkt milder
farblose bilder
die vortrefflich schmücken
...
73 Ein Geier 24.11.13
Vorschautext:
Wie aus dem Nirgendwo gerufen
erscheint er, rückt heran,
die Hülle eines Lebens zu bestatten.
Er tötet nicht,
vollendet nur Vollendung.
Er kennt den Tod
als Freund und treuen Weggefährten,
ist in den Tag verliebt
und trotzdem nähren ihn die ew’gen Nächte.
Der Mitwelt Argwohn
scheint verständlich,
doch ist sein Tun
...
72 Miniaturgürteltier 22.11.13
Vorschautext:
Gott erschuf das Gürteltier,
formte es – avec plaisir –
aus dem Schöpfungslehm, der Erde,
hoffend, dass es schön sein werde.

Streng in Platten unterteilt,
liegt der Kopf leicht eingekeilt,
doch geschützt durch Panzerringe.
Also ist es guter Dinge.

Schau, da liegt ja noch ein Rest
Matsch, der sich noch kneten lässt,
...
71 feuerhimmel 22.11.13
Vorschautext:
himmel in glut einer esse
baumwollgewölke in blässe
schwarzvögel kreisen
statuen weisen
zum infernalischen zündeln
wo sich die goldstrahlen bündeln
kobolde schütten
dämmer aus bütten
löschen die farbsatten feuer
nacht übernimmt nun das steuer
70 Über die Verbreitung der Kellerassel 22.11.13
Vorschautext:
In München lebt die Kellerassel,
in Linz, New York und Lauterbach.
Sie wohnt in Regensburg und Kassel,
in Frankfurt dem Vernehmen nach.
Dass so ein Tier auch Augsburg liebt,
Venedig, Bregenz oder Bremen,
es dieses auch in Flensburg gibt,
ist unverfänglich anzunehmen.
Die Asseln – wie hier aufbereitet –
sind offensichtlich weit verbreitet.
69 alchemistentraum 22.11.13
Vorschautext:
einem alchemistentraum
helfen ahorn tulpenbaum
zum erfolg
reines blattgold fällt vom ast
auch der buche sommerlast
zeigt den glanz
rötelmäuse rücken an
spielen prinz und edelmann
im palast
farbverliebter herbstnatur
68 Novemberrose 21.11.13
Vorschautext:
Sie blüht noch, freilich zeigt ihr Kleid
schon Schäden. Den Novemberfrösten
trotzt keine Blütenherrlichkeit,
nur diese Rose mag da trösten.

Die Wand, an der ihr Dornzweig lehnt,
beschert der Blume milde Stunden.
Der Seidenkelch bedankt sich, dehnt
durch Schönheit laue Sonnenrunden.

Nicht beugbar ist die Zuversicht
des farbbestückten Elfenstrauches.
...
67 Ausgleichssport der Gämse 20.11.13
Vorschautext:
Tausend Meter überm Tal
gehen Gämsen gern spazieren,
wie gewohnt nur vertikal,
niemand will sich strapazieren.

Heute aber wollen sie
auf der flachen Wiese grasen.
Körpertraining irgendwie,
einmal darf der Herzschlag rasen.

Da die Weide eben ist,
zwingt Erschöpfung bald zum Rasten.
...
66 Vergehen in Schönheit 20.11.13
Vorschautext:
Zwei letzte Blätter haften noch am Zweig,
von Pilzen angenagt die dürren Ränder.
Das goldne Satt der Mitte wölbt sich auf,
und Moderbraun formt Flecken, Ringe, Bänder,
wo Frost schon Adern von der Spreite trennt.

Vergehen zeigt des Laubes karger Rest,
die Schritte allen Seins zu seinem Ende.
Ein leichter Windstoß löst des Sommers Schmuck.
Betrübnis nimmt zum Lächeln hin die Wende,
so wunderschön ist dieses Herbstpräsent.
65 erste flocken 20.11.13
Vorschautext:
eine flocke war’s
und keine feder
auch kein schirm
der samen trägt

schau die zweite schon
da vor dem fenster
sie zerschmilzt
ein tropfen bleibt

zehn geschwister dann
es folgen hundert
...
64 melancholie am spätherbstsee 19.11.13
Vorschautext:
winzigen dünen
gleichen die wellchen
landwinde fächeln
seewasser auf

herbstliche leere
schweigende starre
fischernetzpflöcke
spiegeln ihr schwarz

düstergedanken
einsamkeitstrauer
...
63 Offene Tore 19.11.13
Vorschautext:
In zwei Welten kann ein Hoftor teilen,
nah die eine, weggesperrt die zweite.
Auch Gedanken müssen oft verweilen,
Tore wehren ihnen Tiefe, Weite.

Pförtner können diese Flügeltüren
öffnen, hier wie dort den Schlüssel drehen,
streng Getrenntes zueinander führen,
Eintritt gleich erlauben wie das Gehen.

Kluge Pförtner schieben Riegeleisen
zu vor Störenfrieden, Räubern, Dieben.
...
62 Novemberreise 19.11.13
Vorschautext:
Stille herrscht, kein Vogel singt,
welke Blätter fallen.
Schräger, greller Lichtwurf dringt
in die kühlen Hallen.

Nebeliger heller Rauch
zieht durch Säulenreihen.
Aphrodites Seelenhauch
scheint den Hain zu weihen.

Im Novemberbuchenwald
rüsten die Gedanken
...
61 Zauber des Herbstes in der Au 18.11.13
Vorschautext:
Kahle Zweige, Knochenhände
greifen aus dem Nebelgrau.
Dichte Schleier, Schwadenwände,
schaurig dieses Bild der Au.

Sind es Eber oder ragen
doch nur Wurzeln dort heraus?
Dringt nicht bitterliches Klagen
aus dem alten Försterhaus?

Alle Pfade, Wege enden
für das Aug im fahlen Hauch.
...
60 Jeder kann Ammer sein 14.11.13
Vorschautext:
Noch haftet letztes welkes Laub im Zweigwerk,
nicht schmückend, unansehnlich braun und trauergrau.
Es kann der späten Herbstzeit sattes Himmelblau
die Wehmut nicht aus diesem Bilde nehmen.

Da setzt sich eine Ammer in den Wipfel,
ihr Goldgefieder leuchtet aus dem Einerlei
des Matten und des Fahlen. Wie durch Zauberei
gefällt der Anblick jäh und lässt dich grübeln.

Die Kraft des Schönen klärt oft Trübgedanken,
wie diese Ammer es in öder Kahlheit macht.
...
59 Soirée 14.11.13
Vorschautext:
Schauspiel, abendlichen Kampf
zeigen Luft, Licht, Wasserdampf.
Bühne bieten Berge, Wälder,
Horizont und Stoppelfelder.

Es zündelt die weichende Sonne, den Gluten
entwachsen schon Flammen, der Wind treibt mit Ruten
Gewölk über Grate, verhüllt alle Gipfel,
ein feuriges Rotband verbrämt schwarze Wipfel.

Da zeigen sich Lichter, die bald wieder brechen,
den Tag und die Nacht scheint der Hafer zu stechen.
...
58 Salzburg im November 13.11.13
Vorschautext:
Fahl der Tag und grau der Feste Mauern,
Bergkonturen in der Nebelbleiche schwächeln.
Schemenhafte Bäume lassen schauern,
wenn sie letztes Laub aus ihren Kronen fächeln.

Bleich sind auch die schrägen Strahlenbahnen,
ohne Kraft die rauchig blassen Lichterbündel.
Türme, Kuppeln lassen sich nur ahnen,
heut ist Salzburg fremdbestimmtes Spätherbstmündel.

Dennoch, trüber Schleier, dichte Schwaden
führen deine Fantasie zu neuen Sichten.
...
57 Nur ein Binsenschopf 11.11.13
Vorschautext:
Ein Schopf ragt aus dem Teich und fängt die Blicke,
er taucht, im Spiegelbild sich doppelnd, wieder ein.
Die Symmetrie des Bildes lässt auch Knicke
der Binsenhalme voll graziler Anmut sein.

Wie schwarzer Tuschefluss von Federspitzen
auf eben handgeschöpften, feinen Bütten gleicht
die Simse im Gewässer. Künstlerskizzen,
die Herbstnatur dem Wundern offnen Auge reicht.
56 Es rasselt im Keller 10.11.13
Vorschautext:
Der Klapperschlange Endschwanzrassel
fehlt – wie man weiß – der Kellerassel.
Auch Mauerasseln enden nicht
mit einer Klapper, sondern schlicht
ganz ohne diese. Recht betrüblich,
denn wären Asselrasseln üblich,
dann schätzte diese jeder sehr,
alleine schon vom Wortklang her.
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