Titel | ||||
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35 | Im Spätoktoberwald | 27.10.13 | ||
Vorschautext: Heller als zur Sommerzeit, greller als im frühen Mai dringt das Licht durchs Kronendach. Abgelegtes Buchenkleid deckt den Boden. Leicht und frei rieselt Blattgold tausendfach, dort im Spätoktoberwald. Ringeltauben sitzen schweigend auf den halb entlaubten Ästen. Finstre Krähennester tarnen sich als Misteln, Zweige neigend. ... |
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34 | Goldlicht | 25.10.13 | ||
Vorschautext: Goldlaub lassen Buchen, Erlen, Weiden von den Zweigen perlen. Gelbe Feuerflocken decken Park und Teich und Zweige strecken sich - von Sommerlast befreit - hin zum Gruß der neuen Zeit. Mäuse stöbern in den Schichten, die sich um die Stämme schlichten. Eines Springquells Hüpf-Fontänen teilen sich zu Tropfentränen. Kringelwurf im Strahlentanz ... |
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33 | Goldlaubteppich | 24.10.13 | ||
Vorschautext: Blattgeschwister tanzen Reigen, trudeln schwingend von den Zweigen, Goldlaub treibt im Gartenteich, Inselgelb im blauen Reich. Lindenäste werden kahl. Diese Stunde kennt kein Fahl, jede Farbe schwelgt in Tönen, heller, dunkler, sie versöhnen mit dem Schwadenstrich, dem Grau. Kurz die Zeit für solche Schau. ... |
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32 | Kolibri-Analyse | 23.10.13 | ||
Vorschautext: Dem Blauwal wirft man Schmächtigkeit nur selten vor, so gut wie nie. Wenn ja, ist's psychogener Neid, ganz beispielshaft beim Kolibri. Das deutet Sigmund Freud schon an, beschreibt das Krankheitsbild und sagt, es wär der Mindergeltungswahn des Vogels, der so grässlich plagt. Des armen Wales Über-Ich versteht das nicht - und ärgert sich. |
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31 | Ein Schönling, ach, wie schmetter! | 28.09.13 | ||
Vorschautext: Ein Schönling flog bei gutem Wetter, er war so kohlweiß und so schmetter, vom Flieder zu den Hyazinthen, mit ihm zwei Summchen, die laut bienten. Die lieben Tierchen spielten, neckten, obwohl sie Stachelrosen heckten, in seltsam ausgelassner Weise sich mit dem A vor einer Meise. Der Schönling, nunmehr eifersüchtig, war rot vor Halszorn. Folgerichtig ... |
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30 | Muh, ein Intrnationalismus | 27.09.13 | ||
Vorschautext: Das feminine Rindvieh heißt im deutschen Sprachraum lieblich Kuh und diese äußert, wie du weißt, sich – reizend auch – mit einem Muh. Den inneren Zusammenhang erkennt man deutlich schon am Klang. Doch links und rechts vom Bosporus sagt jeder Inek zu dem Tier. So wackelt der genannte Schluss, denn immer bleibt, so denk ich mir, die Kuh beim Muh, bei Halsweh Mah, ... |
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29 | Sind Alphörner straßenbahntauglich? | 27.09.13 | ||
Vorschautext: Ein Alphorn in der Straßenbahn mag manche Menschen sehr verstören. Doch fängst du erst zu blasen an, gelingt es fraglos zu betören. Wie Flötenklang, nur etwas voller, vibriert die Weise im Waggon. Bei sieben Leuten regt sich Koller, der Rest ist angetan davon. Ich bin der Rest, der achte Gast, denn sieben Leute fliehen maulend. ... |
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28 | Ein Wolkenkontinent | 26.09.13 | ||
Vorschautext: Ich lag im Gras, Theater spielten weiße Wolken. Nach Kontinenten suchte ich, nach Ländern, die mir ein Reiseziel zu sehn erlaubten. Die Baumwollbauschen fransten an den Rändern, und auch nicht eine Form aus Atlasseiten, bewegte mich, ihr Ziehen zu begleiten. Da tauchte, wie vom Globus ausgeschnitten, ein Erdteil auf, den ich als Kind schon schätzte, den ich im Kindertraum durchwandert habe und der Gedankenflügen niemals Grenzen setzte. Ägypten fand ich, sah die große Wüste, ... |
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27 | Kein Mittelmaß | 26.09.13 | ||
Vorschautext: Gänse sind zwar größer als Enten, doch ein Gänsehals mutet sehr bescheiden an im Vergleich mit einem Schwan. Vogelkundler nennen das ein gesundes Mittelmaß. Nur ein Median zu sein leuchtet einer Gans nicht ein, so gestattet sie ab nun nur Vergleiche mit dem Huhn. |
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26 | Seifenblasenzauber | 24.09.13 | ||
Vorschautext: Zärtlich haucht gedämpfter Atem Luft in etwas Seifenschaum. Blasen bauschen sich und fliegen weg – vergessner Kindertraum. Regenbögen stehen Pate, Spiegelkabinette auch. Kuppeln, Türme und Portale leuchten aus dem Kugelbauch. Schönheit nur für Augenblicke, allzu dünn des Balles Haut. ... |
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25 | Schotterbänke | 23.09.13 | ||
Vorschautext: Die Strömung rollt den rauen Stein, dem Fluss gelingt es, dem Geschiebe im Bewegen geschliffnen Glanz zu geben und am Schluss zum eignen Halt am Ufer abzulegen. Die Bank aus Schottersteinen bietet sich zur Rast und zum Verweilen an. Erstaunen weckt die Zahl an Formen, Farben hier um dich. Welch Vielfalt aus der Erdgeschichte Launen! Ein Stein nur, dieser ein geflecktes Ei, dort liegen, schwarz geädert, weiße Bälle, ... |
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24 | Kein Quos ohne Quum | 23.09.13 | ||
Vorschautext: Der Quos, bekannt als nachtaktives Wesen, stirbt aus, in Fachzeitschriften nachzulesen. Bekanntlich lebt die Spezies der Quose mit Quumen fest in einer Symbiose. So gilt es, erst einmal den Quum zu schonen, dann wird die Suche nach dem Quos sich lohnen. Auch seiner Jungen Spiel mit Quumenkindern wird deine Sehnsucht nach Verrücktem lindern. |
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23 | Der Kragen-Erdstern | 22.09.13 | ||
Vorschautext: Der Kragen-Erdstern, Pilz, gedrungen, hat eine Krause umgehungen. Allein des Mittelwortes Form zeigt an, der Pilz verachtet Norm, warum, weiß niemand so genau, im Satz- sowie im Körperbau. Wer Grundgrammatik so verachtet, ist ungenießbar, streng betrachtet. |
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22 | Gefühle reisen lassen | 21.09.13 | ||
Vorschautext: Gedanken schweben, fliegen, klopfen ans Türblatt freier Utopie. Mit Träumen reisend, Berge streifend, entdeckst du wahre Harmonie. Aus Stein verbleiben Felsengrate, so lang du sie so bleiben lässt. Doch Nasen zeigen sich, Gesichter, Bekannte gar, ein Schmunzelfest. Die Lärche mit der Hängeflechte am Gegenhang – ein alter Mann. ... |
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21 | Tautropfenkaleidoskop | 21.09.13 | ||
Vorschautext: Es ist ein Tropfen nur, geboren aus dem Morgentau. Er drängt vom Blatte weg nach unten, saugt das Blau des Himmels auf und zeigt in reinstem Kugelglas das Abbild eines Blütensterns, dann fällt er jäh ins Gras. Ein innres Auge sieht noch lang das Wunderbild. |
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20 | Erbberechtigung | 21.09.13 | ||
Vorschautext: Tannen, Fichten, Kiefern, Föhren - und Zypressen auch - gehören, wohl nicht nötig zu belehren, in die Ordnung Koniferen. Weil die Buchen, Birken, Eichen, diesen Bäumen nicht sehr gleichen, keine Nadeln sondern Blätter tragen, sind sie ferne Vetter oder etwa eine Nichte zu der Tanne und der Fichte, nicht verwandt im ersten Grade. Erbschaftstechnisch wirklich schade. |
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19 | Cheristanes Schultertuch | 20.09.13 | ||
Vorschautext: Den jungen Morgen schon mit Glanz zu füllen, schwebt Cheristane aus dem Nirgendwo ins Tal. Die Fee, ein Hauch in weißen Seidenhüllen, verliert im dichten Buschgeäst den zarten Schal. Da hängt er nun, ein Segel zwischen Zweigen, und kühler Tau benetzt den feinst gewirkten Flor. Vom Licht belebte Tropfenperlen neigen das Fadenwerk, es funkelt schöner als zuvor. Es ist ein Netz, der Fee nur zugeschrieben, doch einer Spinne nächtlich angewandte Kunst. ... |
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18 | Schwyzerdütsch | 20.09.13 | ||
Vorschautext: Helvetische Verschlüsselung vereitelt die Entzifferung durch Burgenländer, Bayern, Wiener und ohne Zweifel durch Berliner. Gespräche und dergleichen führ ich in Bern, in Rohrschach und in Zürich daher am liebsten in Ivrit, Mongolisch, Lettisch und Sanskrit. Das Bantu-Idiom ist schwer, doch Schwyzerdütsch schon ungefähr ... |
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17 | Ein "bene"-Ordner geht in Pension | 19.09.13 | ||
Vorschautext: Ein Ordner für die Dokumente ging kürzlich in verdiente Rente. Man nannte liebevoll ihn „bene“, aus manchem Auge quoll die Träne. Zwölf Jahre stand er vertikal, es wuchs und wuchs die Aktenzahl. Jetzt liegt er, wohl für alle Zeit, im Keller, völlig sinnbefreit. Man sollte auf solch Scheußlichkeiten schon neue Ordner vorbereiten! |
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16 | bunte ernte | 19.09.13 | ||
Vorschautext: des herbstes gaben liegen ausgebreitet von künstlerischer hand zum bild geordnet die wirklichkeit ersetzt des malers künste welch pracht und zahl an lichtgetränkten farben die sonnenblume spielt laterne sie leuchtet frucht und grünes beiwerk aus und beeren messen sich im glänzen mit paradeisern - lassen wangen glühen in traubenkugeln spiegelt sich ein apfel septembermilde ... |
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