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55 | Nebelflucht | 09.11.13 | ||
Vorschautext: Noch schläfrig liegt das Tal im Rauch der dichten Schwaden. Baum und Strauch umschlingen graue Seidenschleier und Nebel hauchen Bach wie Weiher ins morgenklamme Land hinein. Noch niemand weiß, was dieser Tag zu spätrer Stunde bringen mag. Der Haushahn kann kein Frühlicht sehen, verweigert seine Pflicht zu krähen, lässt seinen Weckruf Weckruf sein. ... |
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54 | Wurmkuss | 08.11.13 | ||
Vorschautext: In der Erde, unter Steinen lebt der Regenwurm mit seinen Bruderschwestern ohne Licht, frisst und stärkt die Humusschicht. Schon allein aus diesem Grunde hebe ich den Wurm zum Munde, küsse ihn aus Dankbarkeit. Dieses ginge wohl zu weit, meinen viele der Bekannten und fast alle Anverwandten. |
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53 | Wagner umgeschrieben | 08.11.13 | ||
Vorschautext: Dort liegt ein Nachen, aber drin sitzt offenbar nicht Lohengrin. So fällt es auch dem Schwan nicht ein, für zwei Touristen Pferd zu sein. Schlussendlich zeigt er sich charmant und zieht das Pärchen nach Brabant. Wen wundert’s, Wagner tobt im Himmel, die neue Fassung riecht nach Simmel. |
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52 | Baumkeuschheit | 07.11.13 | ||
Vorschautext: Die Tanne schüttelt ihren Wipfel. Sie sieht im späten Herbst den Gipfel verderbter Zügellosigkeit, die Buchen, Eschen ohne Kleid sowie die splitternackten Birken. Nichts könnte da lasziver wirken. Man sollt zum Schutz der Eibenjugend, zur Wahrung strenger Fichtentugend, der Laubgehölze Orgien von Deutschland bis Georgien, ja, weltweit mit Verbot belegen, ... |
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51 | Stimmungsschwankung | 06.11.13 | ||
Vorschautext: Stimmungsschwankung, Wechselspiel, heiter, trübe, lau und kühl, Farbenwunder, Schwadenlast, Sommerlust und Winter fast. Was der Nebelmond so kann, zeigt er - Staunen weckend - an. Heute gibt er nur dem Licht rund um einen Teich Gewicht, taucht der Bäume goldnen Schein tief ins Blau des Spiegels ein, pinselt gelbe Kringel auf, lässt auch Schatten freien Lauf. ... |
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50 | Der Humor der Ringelnatter | 06.11.13 | ||
Vorschautext: Allzu ernst sind Klapperschlangen, ganz humorlos auch die langen Grünen Mambas. Kobras scheuen jedes Wortspiel. Witze freuen eigentlich nur Ringelnattern. Welch ein Beben, Flankenflattern, ungehemmtes Natternringeln, wenn die Pointen einmal klingeln. Nicht zuletzt aus diesem Grunde hören Ulk aus meinem Munde eher Nattern als die Ottern, würde dort wohl witzfern stottern. |
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49 | Seufzer eines Vollschlanken | 05.11.13 | ||
Vorschautext: Das Mastodon war sehr beleibt, blieb trotzdem selten unbeweibt. Man sieht, im Pliozän galt Fett als durchaus liebenswert und nett. Ach, war das Leben damals schen im Plio- und im Pleistozän. |
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48 | Kühler Flächenbrand | 05.11.13 | ||
Vorschautext: Buchen tragen - wie die Birken - Goldbrokat als Herbstgewand. Auen, Moor und Hügelland leuchten auf und Hänge wirken unlöschbar im Flächenbrand. Auch die Lärche, eine Nichte immergrüner Bäume, glüht von den Höhen, wenn aus Süd Strahlen fallen. Tanne, Fichte sind um Rahmengrün bemüht. |
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47 | Goldschmuck | 05.11.13 | ||
Vorschautext: Rotgold, kunstvoll fein gehämmert, zittert windbewegt. Es dämmert, spätes Licht wird herbstlich mild. Mild erscheint das Spiegelbild gelben Laubs im Wasserblau. Nicht genug der Farbenschau, Tänze bieten sich den Augen, kühle Wirbellüfte saugen Kreiselfrüchte vom Geäst, das sie gerne ziehen lässt. Birkenschmuck löst Blatt für Blatt sich vom Zweig, deckt farbensatt ... |
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46 | farbfraß | 03.11.13 | ||
Vorschautext: schwadiger farbfraß nebliger einton düstergedanken nicht zu erkennen tageslaufschranken eulen vermengen ruhen und jagen mahnkäuze klagen lang vor der vesper häuserkonturen ... |
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45 | finkennovembergedanken | 02.11.13 | ||
Vorschautext: feuerzungenkörnchenkorb blumensonne finkenwonne seh dich nicht find dich nicht distelsamenstachelkopf futterkrippe finkenwippe seh dich nicht find dich nicht ... |
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44 | Endgültig vorbei | 02.11.13 | ||
Vorschautext: Noch zeigt die Birkenkrone Sonnengold, schon nagt der Wind am Zweig, er holt sich Blatt für Blatt. Bald zieren gelbe Bänder des sommermüden Wassers Uferränder. Das Dorf verblasst in Nebelschleiern. Ein Tretboot treibt, vergessen wohl, und senkt sein Spiegelbild ins fahle Blau, man schwenkt den Blick und lässt ihn streifend Regung suchen, nichts rührt, bewegt sich. Im Geäst der Buchen sitzt keine Krähe, Finken schweigen. ... |
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43 | nah wie immer | 01.11.13 | ||
Vorschautext: trauertränen, dankeslächeln an den gräbern schweigendes verweilen vor den steinen kunstschmiedkreuzen chrysanthemen bilder und gedanken laufen stimmen wohlvertrauten klanges übertönen das gesäusel ... |
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42 | Morgensonnenstrahlen | 31.10.13 | ||
Vorschautext: Morgensonnenstrahlen zwingen Nebeldicht, sich in schräge Bahnen auszurichten, mengen Gelb ins Tropfengrau. Das mystisch fahle Licht bricht durch Fichtenkronen, kahle Buchenäste, schluckt der kühlen Herbstnacht allerletzte Reste, die noch unheilschwanger in den Zweigen hängen. Morgensonnenstrahlen rütteln Tagvolk wach, lassen Nachtgetier die rechte Schlafzeit wissen. Häher, Hörnchen stöbern hoch im Wipfeldach, Rötelmäuse lockt der helle Schein, sie suchen Früchte unter Eichen, Eschen, Haseln, Buchen ... |
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41 | Martinigänse | 30.10.13 | ||
Vorschautext: Vor Martini fürchten Gänse jedes Unbekannt mit Sense, denn Gerüchte schwirren, welche etwa Bratrohr oder Selche äußerst stark mit Gans verweben. Gift für unbeschwertes Leben. Um Bedenken zu zerstreuen, sollt man keine Lüge scheuen, in der Art, dass heuer Pfauen ihrem Tod ins Auge schauen. |
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40 | Birkenherbst | 30.10.13 | ||
Vorschautext: Der Krähe schwarze Schwingen zeigen im Gold der Birken blauen Glanz. In Anmut fällt das Blatt. Ein Tanz, ein fröhlich ausgelassner Reigen, wenn alles träumt und Finken schweigen. Es häufen sich die gelben Schichten und plustern sich zu Polstern auf. Die Rötelmaus verharrt im Lauf herüber von den hohen Fichten, fängt an, sich häuslich einzurichten. |
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39 | Stille im Herbstmoor | 30.10.13 | ||
Vorschautext: Des Nachmittages Licht im Moor hebt Bilder herbstlich bunt hervor. Ein Schrägstrahl lässt die Uferbirken am Rand des Torfteichs zweifach wirken. Verstummt sind Moorfrosch, Bekassine und jeder Süßsaft fehlt der Biene, kein Summen, Trillern weit und breit zu dieser Jahresneigezeit. Es ängstigt diese Stille nicht, sie öffnet manche neue Sicht ... |
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38 | Kein Sigmatismus beim Wildschwein? | 29.10.13 | ||
Vorschautext: Ein Wildschwein lispelt nicht, man hört kaum Grunzlautbildung, die da stört. So üben in den grünen Auen nie Logopäden mit den Sauen. Ganz unvermutet traf ich geschtern drei Bachen, offenschichtlich Sweschtern, die grunschten, dasch ich kaum verschtand, wasch schie scho sprachen miteinand. |
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37 | buchenlaubwanderweg | 28.10.13 | ||
Vorschautext: buchenlaub raschelt farbfroher ohrenschmaus rotbraunpunktahornblatt weicht einem wanderschuh lufthüpfend aus buchenlaub rieselt goldgelber wirbelschnee mengt sich in braungewelk knisternder sohlentritt flüchtendes reh ... |
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36 | trostaquarell | 27.10.13 | ||
Vorschautext: im herbstlichtgemälde oktoberseewellen monstranzgoldne birken vor grüntannenriesen am bässhuhngestade ein weißmöwenpärchen schreibt wechselnde zeichen mit schwingenden federn auf blauhimmeltafeln novemberverschweigendes ... |
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