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Anzahl Gedichte: 335
Anzahl Kommentare: 140
Gedichte gelesen: 356.897 mal
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Titel
335 Unförmig 21.03.15
Vorschautext:
Wären Eier Oktaeder,
würden, das versteht wohl jeder,
Hühner sie nicht legen wollen.
Osterhasen könnten schmollen,
diese Dinger mit den Ecken
Kind erfreuend zu verstecken.
Keine Sorge - hennophile
Ovoidellipsenspiele
bleiben Eier alle Male.
Lob der grundsatztreuen Schale!
334 Augabenteilung 21.03.15
Vorschautext:
Die Henne legt das Ei, der Hahn
sagt höchstenfalls ein „Wohl getan“!
Der Osterhas legt maskulin
das Ei in blau und rot und grün
ins Nest, die Häsin observiert
den Vorgang ziemlich ungerührt.
Der Hühner-Hasen-Unterschied
ist respektabel, wie man sieht.
333 Eklipse 20.03.15
Vorschautext:
Ist die Sonnenfinsternis
partiell, dann sieht man noch
etwas Sonne und der Mond
präsentiert sich ungewohnt.
Nun, so sagt man. Ganz gewiss
schau ich nicht hinauf, jedoch,
wär die Finsternis total,
tät ich’s aber schon einmal.
332 Ungeliebter Fichtentriebwickler 20.03.15
Vorschautext:
Kein Fichtentriebwickler
ist Forstmannerquickler.
Gar niemand bewundert
die Raupe, wenn hundert
und mehr noch beim Fressen
das Rechtmaß vergessen.

Das Reimungeheuer
kommt Waldbauern teuer
zu stehen, Poeten,
sonst milde, zertreten
nach lyrischer Klage
...
331 Dankgebet des Atheisten 19.03.15
Vorschautext:
Jeder glaubt an irgendwas,
der eine dies, der andre das.
Ganz fest glaubt auch der Atheist,
dass Gott nur frei erfunden ist.
Für ihn ist Glaube reiner Wahn,
der Theolog‘ ein Scharlatan,
das Rundherum erscheint ihm krank.
Er weiß es besser - Gott sei Dank!
330 Eine Randerscheinung 18.03.15
Vorschautext:
Eine Randerscheinung

An jeder Straße, jedem Pfad,
am Übergang vom Wald zur Flur,
im Schulheft wie im Hallenbad,
wär ich dem Spuke auf der Spur,

befand mein Faible für Gespenster.
In dieser Einfalt meiner Meinung
schau ich noch immer aus dem Fenster
und suche eine Randerscheinung.
329 Hasenqual 18.03.15
Vorschautext:
Ich lege blaue, rote Eier,
gestreifte und auch grüne.
Ostara spielt für mich die Leier,
denn die Geburt der Ovoide
ist schmerzhaft, macht beträchtlich müde,
so brauche ich der Göttin Bühne.
Das Quetschen bringt ein Huhn zum Gackern,
wie schwer muss da ein Hase rackern!
328 Der Abend 17.03.15
Vorschautext:
Der Abend scheut den Paukenschlag,
er mittelt zwischen Tag und Nacht
in milden Tönen, eher zag,
zu guter Stund besonders sacht.

Er bricht nicht ein, er flutet nur
den Teich, das Röhricht hin zum Land
mit Licht der letzten Sonnenspur,
brennt Löcher in die schwarze Wand,

die wartend schon im Osten steht.
Die Serenade schenkt den Ton,
...
327 Zweigkätzchen 11.03.15
Vorschautext:
Schmusekätzchen-Kuschelei
ist den Pelzigen Pläsier.
Wären sie bewegungsfrei,
horch mein Freund, ich sage dir,
hüpften sie auf deinen Schoß.

Sonnenstrahlen lieben sie,
Katzen sind sie offenbar.
Schau dir die an, die und die,
ein Miau aus dieser Schar
wär als Wunder gar nicht groß.

...
326 Der Feldweg ins Blau 10.03.15
Vorschautext:
Ein Feldweg teilt Äcker. Die Furchen der Krume
begleiten den Kiesstreif zum Horizont hin.
Der Rücken des Hügels begrenzt, nur zu ahnen
sind Dorfkirche, Höfe, die Wälder entziehn
sich – scherzend beinah – jeder wirklichen Sicht.

Mich solls nicht berühren, ich habe nur Augen
für blassgraue Fahnen im grellen Azur.
Die Farbe des Äthers, dem Weltmeer der Ferne,
genügt mir alleine. Ich folge der Spur,
will Häuser nicht sehen, nur sphärisches Licht.
325 frühlingshaikus 28.02.15
Vorschautext:
jahreszeitumbruch
blüten- und frostschneedisput
seelen belebend

wagender krokus
schneeglöckchen üben geläut
salweidenspitzbub

reifmiesepeter
erdkrumenhärter vom dienst
schwächelnder partner

...
324 Weidenkätzchen 27.02.15
Vorschautext:
Sanfteste Wärme lässt Weidenblut fließen,
Röhrchen versorgen die Knospe mit Kraft.
Weißbärtekätzchen beeilen sich, sprießen.
Zweigen wird bauschiger Halsschmuck verschafft.
Tropfen des tauenden Reifes ziehn Blicke
augoffner Menschen an – Märzzauberstücke.

Nacktholz trägt plötzlich Gepelz aus Angora,
schmust sich mit Putzigkeit tief in dich ein.
Andre Geschenke der Nachwinterflora,
Kelche und Becher und Glocken am Rain,
mögen wohl bunter Herrn Lenz noch begleiten,
...
323 Vatikarneval 16.02.15
Vorschautext:
Rosenmontag, vatikanisch,
Schweizergarde süffelt Wein.
Papst Franziskus, heut leicht panisch,
nordet sich nach Mekka ein.

Kardinäle tragen rosa
Zipfelmützen – welch Humor!
Nonne Konstantiniosa
hüllt sich nur in Grobmaschflor.

Auf dem Platze vor St. Peter
thront ein goldnes Götzenkalb,
...
322 Kein Nest im Schnee 08.01.15
Vorschautext:
Die SchwanzmeisE, die SchwanzmeisE
sitzt hudernd in dem lockren Schnee,
als ob sie nackte Junge hätte.
Ich glaub das gar nicht, ja, ich wette,
es gibt im lockren, neuen Schnee
kein Junges dieser SchwanzmeisE.
321 verschneite nadelbäume 02.01.15
Vorschautext:
verschneite nadelbäume
nadelbäumchen mützenträger
plusterärmelwintermantel
weißer clown auf weißer flur
beugst den ast - wie weit denn nur
koboldmännchenkukluxklan
föhrchen
tännchen
lärcherl
fichterl
gern gesehne wegrandwichterl
320 Prosit! 31.12.14
Vorschautext:
Nazarenisch zählen wir die Zahl der Jahre,
manche unheilvollen, viele wunderbare,
schreiben feierlich eins mehr dann zu Silvester
setzen in den schwarzen Himmel Lichternester.
Fast erscheint es wie ein Flehen und ein Ringen,
dieses Nachterhellen möge Gutes bringen.
Unser Beitrag bleibt das stille, feste Hoffen,
nirgendwo jedoch liegt unser Schicksal offen.
„Prosit“ sei dennoch unser aller Wunsch!
319 Bel(i)ebter Schneemann 31.12.14
Vorschautext:
Es haucht Frau Flocke, eine Fee,
dem Kugelmann aus jungem Schnee
- befristet mit der Neujahrsnacht -
Belebung ein.
Der Schneemann lacht,
mit seinem roten Schnürlsamtmund
und auch des Holzgeäuges Rund
zeigt einen Schalk. Die Riechkarotte
vermeldet ihm Silvesterpunsch,
der schmeckt ihm auch.
Des Weißlings Bauch
wird dann gefüllt, kein kleiner Wunsch
...
318 silvester 31.12.14
Vorschautext:
silvesters kleine bummerin
perlweinflöte
rollmops für die morgenröte
rauchfangkehrer
kleeblattschwein
fliegenpilz aus klebestein
die vermissten
vorsatzlisten
sternensprüher
nicht wie früher
neuer
heuer
...
317 Entamoeba histolytica 30.12.14
Vorschautext:
Kommst du nach Kairo, nicht nach Sparta,
dann sei gewiss, mein Freund, ich wart da
auf Brot, auf Obst, im Rohgemüse,
am Nile in der Schiffskombüse
schon lang auf dich und dein Gedärme
in dem ich meinen Zellkern wärme.
Dort sitze ich dann unausrottbar,
obwohl dein Stuhlgang ziemlich flott war.
Du denkst noch lang auf allen Schritten
an mich, den Innenparasiten.
316 Trypanosoma - Erreger der Schlafkrankheit 29.12.14
Vorschautext:
Im Grunde kann ich nichts dafür,
bin so geschaffen, einfach hier
als Protozoon arglos, schlicht,
und werde doch zum Bösewicht.
Der Tsetsefliege schnöder Stich
verwandelt und entfesselt mich
zu schlimmem, virulentem Tun.
Der Mensch verfällt in langes Ruhn.
Ich aber schwinge meine Geißel,
dreh bohrerartig mich als Kreisel
herum im Blut. Hätt nie im Sinn,
dass ich so niederträchtig bin.
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