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Anzahl Gedichte: 335
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Gedichte gelesen: 356.899 mal
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Titel
315 Euglena viridis 29.12.14
Vorschautext:
Der Elefant ist dein Verwandter,
die Eberesche ebenso.
Die großen Vettern sind bekannter
als du, du Mikrometerfloh.

In Milliarden sieht man dich
mit freiem Auge – Algenblüte.
Du lebst ja recht vergnügelich
in Tümpeln zweifelhafter Güte.

Dein Antrieb, das Flagellum, wedelt,
du wirst vom Algenknirps zum Tier.
...
314 Amoeba proteus 28.12.14
Vorschautext:
Ein Wesen kriecht im Algenwald
mit Wurzelscheinfußinstrumenten.
Amöbe heißt es, ähnelt bald
der Scheibe, später dann jedoch
dem Stern mit eingebautem Loch,
ein Wandlungskünstler mit Talenten.
Ansonsten ist es mäßig lieb.

Es frisst, jedoch mit keinem Mund,
fließt einfach rund ums Mittagessen,
das hält es offenbar gesund.
Der Rhizopode schert sich nicht
...
313 Stentor, das Trompetentierchen 28.12.14
Vorschautext:
Stentor, lebende Trompete,
riesengroßer Ciliat,
Instrument in der Küvette,
spielst du auch ein Tütatat?

Leer ich Tropfen auf das Gläschen
des Objektes hoffe ich
hoffe ich auf deine Späßchen,
denn die unterhalten mich.
312 K+M+B 28.12.14
Vorschautext:
Kathi, Mari, Bernadett
brechen auf nach Paderborn,
denn dort ist ein Kind geborn.
Diesem schenkt man Mankeifett,
Bittersalz und sonst noch was.
War’s nicht etwa Kiffergras?
Aber weit vor Paderborn
haben sie den Weg verlorn,
landen so in Wanne Eickel
und das macht die Sache heikel,
denn das das Kind im Krippenbett,
wartet ja aufs Mankeifett.
...
311 Über die geringfügige Ähnlichkeit zwischen Dackel und Spulwurm 27.12.14
Vorschautext:
Es ist ein dicker Spulwurm weder
in Länge, Höhe noch in Breite
- ich sag es, denn das weiß nicht jeder –
mit einem Dachshund zu vergleichen.
Der Hund geruht leicht abzuweichen,
betrachtet man ihn von der Seite.
Der Dackel wedelt zwar verächtlich,
doch gleicht sein Schwanz dem Wurm beträchtlich.
310 Ein Pantoffeltierchen als Haustier 27.12.14
Vorschautext:
Es hat Pantoffelform, das Tier
ist einmal dort und einmal hier
- von einem Wimperkranz bewegt -
und wirkt ein bisschen aufgeregt.

Es ist kein Er und keine Sie,
bricht auseinander irgendwie,
dann gibt’s vom Paramecium
ein zweites Individuum.

Als Hausgenosse wär es fein.
Ich hielte es nicht ganz allein,
...
309 mistelbehang 27.12.14
Vorschautext:
sie hängen
sie drängen
wie nester
in erlen und buchen
du musst sie nicht suchen
in pappeln und andrem gestämm

des neuen schnees decke
das bachrandgeflecke
schärft mistelkonturen

ein kugelfest feiert
...
308 Er ist da! 27.12.14
Vorschautext:
Der Weg wächst an zum Hügelkamm,
die Mulde füllt sich täuschend auf.
Ein Zaunpfahl fühlt sich seltsam klamm
und denkt schon an den Haubenkauf
bei kommender Gelegenheit.

Hund Bellos Morgenstreunerei
wird heut zum offnen Dokument,
zwei Spuren – oder sind es drei –
von Leuten, die man wohl nicht kennt,
verraten Winterstiefelzeit.

...
307 Winterbirke am Bach 26.12.14
Vorschautext:
Der Birke – oft im vollen Laub
als Trauernde beschrieben -
ist nach des Herbstes Blätterraub
auch ohne jeden Schmuck verblieben
als kahle, öde Nackedei.

Doch schon ein Blick, dann weißt du’s besser,
die dünnen Zweige tragen Sterne
aus Reifkristallen. Im Gewässer
- gespiegelt mit der Weglaterne –
erscheint sie schöner als im Mai.
306 Korallenreif 26.12.14
Vorschautext:
Korallen wuchern dort im Graben,
Polypen fächeln aus den Waben
der Becherlinge. Welch ein Staunen,
man weiß, es sind des Frostes Launen,
die diese Gaukelei bescheren.
Der Reif durchkreuzt die alten Lehren,
dass Tierstein nur Atolle zeigen.
Hier unter grünen Tannenzweigen
verleiten Silbernesselfäden
vom Schmuck des fernen Riffs zu reden.
305 2015 25.12.14
Vorschautext:
Das Jahr wird alt, ein neues winkt,
du fragst dich, was es dir so bringt.
Doch kein Orakel, keine Hände
verraten dir, was nach der Wende
zur nächsten Ziffer unsres Zählens
da kommen wird. Das Glück des Wählens
hat niemand. Zufall - viele glauben
auch Fügung - wird die Pläne rauben,
so manche Ziele einfach streichen
und nicht von deiner Seite weichen.
Weil Schicksal guten Willen schätzt,
wird dennoch vieles umgesetzt!
...
304 Der Teichrand friert 22.12.14
Vorschautext:
Null Grad – ein bisschen auch darunter –
macht Kunstsinn reinen Wassers munter.
In Schichten, die zum Eise frieren,
darf Stil und Technik variieren.
Der Wind mag anteilsvoll beraten,
doch stört des Grünfußteichhuhns Waten
durch surrealen Federstrich.

Fehlt noch dazu des Reihers Stich,
dann wird, wie Celsius entdeckte,
das Nass zur Muse. Weißgefleckte,
verspielte Skizzen, Musterbänder
...
303 Der Raureif - ein Schöngeist 22.12.14
Vorschautext:
Das Jahrviertel Winter hält Mägde und Knechte
in Diensten. Sie tünchen die Lichtzeit am Tag
mit kalkigem Weißton auf Hausdach und Wechte.
Ein Hexagonmuster als Fensterbeschlag
zeigt – Freude erweckend – das Werk des Gesindes,
des Frostes, des Schneefalls, des beißenden Windes.

Als Meister des Fachs, Ziseleur des Gezweiges,
Behübscher des Morgens in Klöppelmanier,
erweist sich der Raureif, als Schmuck des Geneiges
der Rotkiefernadeln am Berghang vor dir.
Mit Feingliederfingern und Sinn fürs Genaue
...
302 Udo Jürgens R.I.P. 22.12.14
Vorschautext:
Udo Jürgens R.I.P.

Ein Barde hat die Welt verlassen,
er konnt‘ jedoch in Noten fassen,
was bleibend ist und was wir erben.
Der Lieder Texte, ihre Weisen,
die lauten und die schmeichelnd leisen,
verweigern sich gewiss dem Sterben.

Der Mann ist seinen Weg gegangen,
hat angeklagt und unbefangen
auch zarter Liebe Raum gegeben.
...
301 Seif Eddeen Laota 21.12.14
Vorschautext:
Er malt den Kontinent, ein Lesebuch
ist jedes Bild. Natur und Stein der Stadt
in Vielgestalt, sein Stil kennt keinen Bruch
und niemand sieht am Meisterbild sich satt.

Es eilt der Straußenhahn im Trabelauf
folgt der Giraffe in das Steppengras.
Savannenglühen schafft der Sonnenlauf
und Halme leuchten wie der Diabas.

In Baumwollkleidern schöner Frauen ist
die Seele Afrikas als Pinselstrich zu sehn.
...
300 Ich wünsche ein gutes neues Jahr fürs neue Jahr 17.12.14
Vorschautext:
Der gute Rutsch ins neue Jahr
ist gut gemeint, doch offenbar
auch tautologisch. Überflüssig
„das neue Jahr“ . Denn jiddisch bissig
heißt rosch Beginn (gemeint des Jahres),
wär doppelt schlicht was Sonderbares.
Hebräisch sagt man rosch haschana,
doch weiß bei uns das wirklich kana.
299 Waldgeister 16.12.14
Vorschautext:
Dezemberkalter Wald - von kahlen Bäumen
siehst du Konturen nur im Nebelgischt,
wo Wirklichkeit mit Fantasie vermischt
den rechten Anstoß gibt zum Tagesträumen.

Das Einhorn, Bote gütiger Gedanken
streift suchend durch das fahle Stammgewirr.
Der Fichte Astlochaug blickt seltsam irr
und leer durch Strähnen von Lianenranken.

Wo Flechtenbärte sich ins Rauchgrau mengen,
dem Wurzelstock ein dünner Schratt entspringt,
...
298 Spatium et tempus 16.12.14
Vorschautext:
Sieben Tag‘ für dreizehn Meilen
brauchen Käfer, wenn sie eilen.
Zählten sie in Kilometern
oder schneller rennen tätern,
kämen’s weiter -
diese Heiter.
297 schmuck aus raureif 14.12.14
Vorschautext:
der eisprinzessin halsgeschmeide
hängt funkelnd
christfest munkelnd
in lärchenzweigen
es glitzert glänzt

voll aufgekränzt
mit kostbarkeiten
zum lichterfeste
sind tannenäste

kaleidoskopen gleich
...
296 atheisten schleichen 13.12.14
Vorschautext:
atheisten schleichen
scheu ums krippenbild
kindchen lächelt mild

lass mich nicht erweichen
obwohl
so hohl
ist das ganze nicht

aber
heilsbericht
hin und her
...
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