Titel | ||||
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115 | onx oder ork | 09.01.14 | ||
Vorschautext: Ein Schwein verlebte in der Bronx den Feiertag und machte onx, onx, onx, onx, onx die ganze Zeit, wie halt ein Borstenvieh so schreit. Das hörten auch Manhattaner, auch Brooklyn litt darunter sehr. In Queens - und Staten Island gar - wars’s aber ruhig, sonderbar. Man sieht, was in der Bronx passiert, hat nicht die ganze Stadt tangiert. ... |
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114 | Ich castroprauxle, du castroprauxelst, ... | 09.01.14 | ||
Vorschautext: Castroprauxeln ist ein Verb, gut beschreibend, lieb, nicht derb, eben in die Welt gesetzt, in Verwendung so ab jetzt. Nunmehr castroprauxeln Kinder und Erwachsene nicht minder überall und jederzeit, weil das Castroprauxeln freut. |
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113 | Umständlich | 09.01.14 | ||
Vorschautext: Drei Ganze vierzehn eins fünf neun gefolgt von zwei sechs fünf und drei und unbegrenzter Zahlenreih im Fehlen jeder Harmonie, bezeichnet alle Welt als Pi. Ich muss - so sagt das Griechenkind zu seiner Mutter - ganz geschwind: Drei Ganze vierzehn eins fünf neun gefolgt von zwei sechs fünf und drei, drei Ganze vierzehn eins fünf neun gefolgt von zwei sechs fünf und drei. |
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112 | Berührungsangst | 06.01.14 | ||
Vorschautext: Ein Strich, er nannte sich Tangente, berührte einen Kreis ganz sanft. Doch dieser hasste Komplimente und reagierte sehr verkrampft. Was sehr verwundert, die Sekante durchdrang ihn förmlich und er nannte sie – nein – nicht Tante sondern Nichte. Das ist das Ende der Geschichte. |
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111 | Zapfen und Säulen | 06.01.14 | ||
Vorschautext: Zu Tropfen schmilzt der Schnee in Stunden des Sonnenscheins, aus kleinen Wunden drängt sich ein Rinnsal. Die Natur erlaubt ihm erst noch eigne Spur, dann lässt der Frost Gebilde reifen, gerade Säulen, Orgelpfeifen, der Tropfsteinhöhlen Augenfang. Ich steh davor, bestaune lang gefrornes Glänzen, hör ein Klirren, seh Strahlen durch den Eisdom schwirren und weiß auch, wie solch Wassers Bann ... |
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110 | Burgruine | 05.01.14 | ||
Vorschautext: Steine lösen sich aus Mauern, fort ist längst das Dachgestühl. Die Ruine lässt erschauern, Nebel mehrt das Angstgefühl. Schwarzhollunder wächst aus Fugen, Wurzeln sprengen, drängen in schmale Spalten. Gnome lugen bösen Blicks zu dir jetzt hin. Jäh verändern sich die Bilder, Rosen ranken um ein Schloss. ... |
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109 | Parabel | 04.01.14 | ||
Vorschautext: Paradam war Parevas Mann, sie liebten sich, doch spät erst dann, kam klein Parabel auf die Welt. Was mir so sehr daran gefällt, es war die Eisprungmathematik im Paradiese schon in Praktik. |
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108 | Bergwinter | 04.01.14 | ||
Vorschautext: Des Bergwaldes Bäume, sie kennen die Härte des Winters, der beißende Nordwind hängt Bärte in Lärchen - und Schneepölster beugen den Ast. Ein Bild, möcht man meinen, bedrückender Last. Doch sanft schmiegt das flockige Weich sich in Mulden, die freudig, so scheint es, die Weißdünen dulden. Kulissen für traumhafte Jännergeschichten auf frostiger Bühne. Wer möchte verzichten, das Blau zu bestaunen, der Zweigschatten Weg im Kopfe zu nützen als leitenden Steg zu all diesen Auftritten, wechselnden Szenen, ... |
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107 | Stille Kälte | 03.01.14 | ||
Vorschautext: Verschneit ist der Weg, keine Spur im Verlauf, kein Gast drückt die Sitzbank, nur Reif liegt darauf. Die Bank scheint zu träumen, wie Menschen es tun, die selig in sich und Geborgenheit ruhn. Im Bach murmelt Wasser mit Brüderchen Eis, die Erle trägt Pelz und auf strahlendem Weiß gehn Schatten spazieren, berühren den Fuß des schlafenden Bänkleins mit zärtlichen Gruß. Die Vorstellung freilich ist schönender Schein, doch freudig die Ahnung, es könnte so sein, ... |
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106 | Glücksbringer für die Tante | 01.01.14 | ||
Vorschautext: Der Fliegenpilz, ein Glückssymbol, wohl Schwein und Kleeblatt überlegen als Überbringer für das Wohl im Jahreslauf und dessentwegen Genuss und wahrer Neujahrssegen. Statt Schweinebraten schenkte ich ein rohes Stück des Tupfenpilzes der Tante. Doch recht wunderlich, nach Hüpfart eines Rumpelstilzes benahm sie sich. Ein Stück des Filzes ... |
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105 | In der Buche hängt ein Seil | 30.12.13 | ||
Vorschautext: In der Buche hängt ein Seil, ich erwähne dieses, weil an dem Strick hängt Ottokar, der mein Onkel ist (jetzt war). Das Prädikat im Nebensatze vor Ottokar steht falsch am Platze. Doch weil der Onkel jetzt begräblich, ist rechte Syntax unerheblich. |
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104 | Mäander - Symbole des freien Willens | 30.12.13 | ||
Vorschautext: Gedanken mäandern und Flüsse desgleichen, sie streben nach Zielen, um die zu erreichen, sind kürzeste Wege die schlechteste Wahl, die Bäche erbrechen, das Denken bleibt schal. In Willkür verordnetes Strömen und Fließen verdirbt das Gerinne, ein Stahlhelm das Sprießen von eigenen Sichten, des Freigeistes Kür. Mäander eröffnen dem Wollen die Tür. |
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103 | Zu jeder Jahreszeit | 29.12.13 | ||
Vorschautext: Der Himmel brennt, die Flammen schmelzen Löcher in graue Wolkenbänke. Ein Gipfel greift ins Essenfeuer und Rotglut lässt ihn leuchten. Der Himmel brennt, die Nacht versucht zu löschen, wirft auf die Brünste schwarze Tücher, Gestrahle stirbt im Nebel. Das letzte Licht verblasst, versinkt, um andernorts zu prassen. |
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102 | Optimistisch ins neue Jahr | 28.12.13 | ||
Vorschautext: Es schleppt das alte Jahr sich hin, den Buckel voll mit Fehlentscheidung und Fettnapftritt trotz Leichtvermeidung, mit kleingeschrumpften Altparteien, und neuen Gruppen aus den Reihen der Weltverbesserungsprobanden, die kürzlich sich zusammenfanden. Es schleppt das alte Jahr sich hin mit einer Last aus Krieg und Mord, mit gutem Vorsatz über Bord, mit einem Wust an Leerversprechen, ... |
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101 | Blumen im Fenster | 28.12.13 | ||
Vorschautext: Ein Wintertag, die langen Schatten erweisen sich als dichte Matten, die Farben und auch Frohgedanken verblassen lassen. Doch da ranken sich grüne Stiele, Blütenköpfe am Stützholz vieler Blumentöpfe aus offnen Fenstern eines Hauses. Gewiss des stehenden Applauses, zeigt Seidenglanz, den Sommer höhnend, sich satter jetzt, den Blick verwöhnend und Tagesmut wie Lebensfreude versprüht das Auge im Gebäude. |
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100 | Schwarzweißgeäst | 28.12.13 | ||
Vorschautext: Es freut das farbverwöhnte Auge, sich einmal nur dem schwarzen Ton und seinem Widerpart, dem reinen Weiß zu widmen. Der Neuschnee lässt die Äste, die dünnen Zweige hart und starr erscheinen, sie geisterfingerknöchern schon, mit seiner Pracht vereinen. Ein kahler Winterbaum, den gelbe Fruchtlast drückt im Herbst, verführt im Frost zum Traum. |
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99 | Zeit der guten Wünsche | 28.12.13 | ||
Vorschautext: Ich wünsch dir Kiemen eines Aales, den Bauchumfang des Grönlandwales. Das Angesicht des Warzenschweines sei unverwechselbar auch deines. Im Watschelgang der Eiderente sollst dich bewegen, zehn Segmente des Egels solln dein Hälschen gliedern. Es liegt mir fern, mich anzubiedern, mehr gute Wünsche zu Silvester erschienen dir wohl als Geläster. |
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98 | Koniglicher Hönig | 27.12.13 | ||
Vorschautext: Ein heiliger Dreikönig, der brachte etwas Hönig nach Bethlehem zur Krippe. Doch kannte Josefs Sippe aus Nazareth nur Honig. Da nannt‘ der Mann sich Konig. Jetzt passte alles wieder, man naschte und sang Lieder. |
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97 | Mona Lisa lächelt | 26.12.13 | ||
Vorschautext: Mona Lisa lächelt immer, manche sagen grenzdebil. Mir gefällt der leise Schimmer leichten Irreseins, der Glimmer ganz akuter Zwangsneurose in der wunderbarsten Pose. Auch da Vinci sah das so, malte dieses Lippenfroh so betrachtet aus Kalkül. |
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96 | Eine Minute länger | 26.12.13 | ||
Vorschautext: Die Sonne zeigt sich nach der Wende zu wieder längrem Tageslicht mit Nebeldurchschlag und Geblende und Freudenglut im Angesicht. Das Bild erscheint mir heut zu passen. Viel kräftiger als gestern noch gelingt’s dem Strahlenkranz zu prassen, ein Wunschtraum freilich – aber doch. Nach dunklen Zeiten führt das Hoffen auf Licht beinah zur Ungeduld. ... |
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