Titel | ||||
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1899 | Heimkehr | 08.11.19 | ||
Vorschautext: Heimkehr Den ganzen Sommer standen sie Im Garten, die Grünlilien, Wo Sonne ihnen Freude lieh – Gleich neben unseren Zinnien. Dort atmeten sie ständig aus, Was sie im Winter an Schadstoffen Gesammelt hatten und heraus Jetzt gaben, was sonst hart getroffen: ... |
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1898 | Wann gab es das jemals? | 07.11.19 | ||
Vorschautext: Wann gab es das jemals? Nun kehren sie wieder heim, Die Schalen und die Blumentöpfe. Und immer noch muss Ernte sein, Geschnitten sogar Rosenköpfe. Wann gab es das je im November, Dass diese blühten im Garten, Wo früher Eiszeit im Kalender Früh frostete Blumenarten? ... |
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1897 | Verdrängtes? | 07.11.19 | ||
Vorschautext: Verdrängtes? Vor mehr als dreißig Jahren: Beklemmung! Mit dem Schwiegervater weit spaziert: Zonengrenze, Todesstreifen, Völkertrennung, An Selbstschussanlagen vorbei zum Weg geführt! Dort redet man beim Gehen immer leise, Weil alles unwirklich, seelenbedrückt. Nur hinter Zäunen eine kleine Meise, Wo bald die Grenzer nachgerückt. ... |
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1896 | Zugvögel | 06.11.19 | ||
Vorschautext: Zugvögel Noch immer sammeln sich ihre Züge Und brechen auf in den warmen Süden, Damit sich das Jahr in ihr Schicksal füge, Abseits von den dräuenden Kältemüden, Die neidvoll auf die Reisenden blicken, Weil ihnen dieser Flug nicht erlaubt, Sind sie doch gebunden in Arbeitssegen, Der manche Sehnsüchte ihnen raubt. So müssen sie, wenn Vogelzüge starten Auf ihren Urlaub noch lange warten. ... |
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1895 | "Ich hab' doch nichts gelernt" | 06.11.19 | ||
Vorschautext: „Ich hab' doch nichts gelernt“ Hans Sachs zu Ehren Mir geht es oft wie dem Hans Sachs: „Ich hab' doch nichts gelernt!“ Gebührt Ehre dem Räucherlachs, Wenn der Hering besternt? „Latein und Griechisch sind nicht meins“! Nicht viele seh'n die Ironie: Weil er mit Altem doch auch eins Erkennen wir sein Wortgenie. ... |
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1894 | Umgang mit dem Stundenglas | 05.11.19 | ||
Vorschautext: Umgang mit dem Stundenglas Wenn Gelb und Rot in Grünkraft fließen, Tropfend Nasslasten sich ergießen In unseren Wäldern ungefragt, Ist es die Zeit, die uns jetzt sagt: Und wieder wird ein Jahr vergehen Und nicht auf unsere Wünsche sehen. Denn es bleibt uns ins Buch geschrieben, Gerade wenn wir innig lieben: Die Zeit geht dann schneller vorbei, ... |
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1893 | Wo Milch und Honig flossen | 05.11.19 | ||
Vorschautext: Wo Milch und Honig flossen Des Menschen Schlauheit trachtete Schon immer nach Bequemlichkeit, Weshalb er bald verfrachtete Sein Leben hin zur Wasserzeit. Jäger, Sammler waren passé, Die Niederungen lockten ihn, Zurück wichen das Eis, der Schnee, Sesshaftigkeit war sein Gewinn. ... |
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1892 | Novemberabend mit Kranichen | 04.11.19 | ||
Vorschautext: Novemberabend mit Kranichen Noch scheinen spärlich Sonnenstrahlen Durch Wolkenöffnungen hindurch, Um Kreise in das Land zu malen, Gleitend so über Ackerfurch' In dunstverhangen-weiten Räumen, Verschwindend zwischen hohen Bäumen. Dann wieder zieht die Grauwelt auf Und dunkel fallen herbe Schleier, Welche im weiteren Tageslauf ... |
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1891 | Johann Georg Elsers Vermächtnis | 04.11.19 | ||
Vorschautext: Johann Georg Elsers Vermächtnis Da muss ein Mensch schon Rückgrat haben Und innewohnend sittlich' Werte, Sich nicht an Macht und Kulten laben, Wie Hitlers breite Kämpferherde. Wie hat der Elser doch gelitten, Als er das Unrecht kommen sah Und mit sich innerlich gestritten, Als ihm das Augenöffnen nah! ... |
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1890 | Europas Zukunft | 03.11.19 | ||
Vorschautext: Europas Zukunft Wir müssen uns schon überlegen, Wie wir hier in Europa weiterleben wollen: Wollen wir Humanität und Würdesegen Oder das Chaos ohne faires Sollen? Wollen wir denn Zerstörungen zulassen Der Sittenpotentiale, die tradiert Und gar den Hass in Foren fassen, Von Bosheit und von Neid verführt? ... |
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1889 | Der Todesengel der Freiheit | 03.11.19 | ||
Vorschautext: Der Todesengel der Freiheit Mit dem Tod ist der Tyrann ja stets vertraut, Weil Freiheit mit der Sprache er nicht ehrt, Auf Egomanie des Eigenen nur schaut Und Menschenwürde ständig verheert. Bis heut' hat er noch nicht begriffen, Dass alles Leben Toleranz doch braucht, Damit es nicht geschunden, abgeschliffen Entwest die letzte Größe noch verhaucht. ... |
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1888 | Ob je | 02.11.19 | ||
Vorschautext: Ob je Ob je der Reim ins Netz noch findet, Der Dichter noch den Leser bindet? Ich weiß es nicht, wo ausgegossen, Das junge Leben längst verflossen. Wie gern habe ich doch gereimt, Mich mit der Muttersprach' vereint, Um dieser Welt Worte zu geben, Die reich gestalten dieses Leben. ... |
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1887 | Selbdritt | 02.11.19 | ||
Vorschautext: Selbdritt Anna muss doch niemand heißen, Wenn man einen Dreier liebt. Liebe kann namenlos reisen, Wenn sie sich die Höhe gibt. Manche Freude bleibt dem Mann, Dem dies die Natur gebar: Zwei zu lieben, weil er kann – Ohne Zwang, ohne Gefahr. ... |
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1886 | Perfektionist | 01.11.19 | ||
Vorschautext: Perfektionist Die Tagesplanung fest im Kopf, Beschreitend auch die Niederungen: Sitzt am Revers das Tuch, der Knopf, Sind präpariert Stimme und Lungen, Um Konferenzen durchzustehen Und immer sehr gut auszusehen Im Audimax – und bei den Jungen? Das alles läuft am Schnürchen ab, Geplant, vollkommen durchgespielt. ... |
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1885 | Ein Sonnentag geht auf | 01.11.19 | ||
Vorschautext: Ein Sonnentag geht auf Wenn morgendlich Dunstfelder schwinden und Strahlen nun den Tag verkünden, steht Sonne wieder mächtig auf, begleitet meinen Lebenslauf. Sagt der mir: „Ich bin Dir ja doch der schönste, friedvollste und längste!“ – Oder mehrt er mir nur Lebensängste? Wird Sonnenlicht den Tag entstauben ... |
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1884 | Die heile Welt | 31.10.19 | ||
Vorschautext: Die heile Welt Ach, unsere Welt besteht aus einer lieben Stadt, Ich wohne, wo man kaum die Autos hört, Man beste Luft vom hohen Berge hat Und keine Unbill die Idylle stört. Von Nachbargrundstücken hört man Kleinkinder, die mit Eltern, Omas spielen, Die schaukeln, gegen Abend irgendwann Verstummen, weil sie in den vollen Sielen. ... |
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1883 | Kleinmütig | 31.10.19 | ||
Vorschautext: Kleinmütig Wie kurz ist doch des Lebens Lauf, Man sollte nicht nur streiten. Es geht täglich die Sonne auf – Und Pferde kann man reiten! Wie überregt sind doch die Stimmen, Die laut zeternd oft Nerven töten, Zum Frieden und zum Weltgelingen Nichts beitragen, nur Augen röten. ... |
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1882 | Entscheidung | 30.10.19 | ||
Vorschautext: Entscheidung Der Morgen hat viel Licht gebracht, Gekommen ist die erste Kälte. Nun holt der Glanz ihn mit Bedacht, Damit auch Freude sich jetzt melde. Nichts nimmt mir weg die frühe Ruhe, Kein Flug, kein Rauch steht im Gemüt. So geht der Blick zur alten Truhe, Die sich um meine Gunst bemüht. ... |
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1881 | Altersgefahren | 30.10.19 | ||
Vorschautext: Altersgefahren Gar mancher wird ja wunderlich, Wenn ihn das Alter packt, Er nervt gern Dich und nervt gern mich, Oft ohne Sinn und Takt. Scheinschlachten werden initiiert, Die unnötig und überflüssig, Beziehungen zu Bruch geführt Mit Gründen, die meistens nur müßig. ... |
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1880 | Designhaus | 29.10.19 | ||
Vorschautext: Designhaus Das Haus hat kein einziges Fenster zur Sonne, Wie kann man denn so etwas bauen? Es sieht aus, als wär' es 'ne steinerne Tonne – Kann man da dem Leben noch trauen? Architekten sind bisweilen ja mutige Leute, Doch der Bauherr muss darin ständig leben, Und zwar auch künftig und nicht nur heute: Will er denn nicht mehr zur Sonne streben? ... |
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