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Titel
1779 Vom Ehrgeiz zerfressen 04.09.19
Vorschautext:
Vom Ehrgeiz zerfressen

Er blieb ein Leben lang ein kleiner Mann,
Fast androgyn, schlank, mit Krawatte immer elegant.
Er hatte sich bemüht und viel getan,
Dass man ihn toll und alle Welt großartig fand.

Schwer hatte er es ja die ersten Jahre,
Weil doch der Vater reich und sehr erfolgreich war.
Oft raufte er sich seine jugendlichen Haare,
Studierte brav, er wollte besser sein sogar.

...
1778 Langsam das Jahr zur Neige geht 03.09.19
Vorschautext:
Langsam das Jahr zur Neige geht

Das letzte Drittel ist schon eingeläutet
Und trägt die reifen Früchte hin zur Ernte:
Werden die frischen Zwiebel schon gehäutet?
Ist's wieder gut, weil uns das Jahr besternte?

Am Morgen kommt das kleine Licht
An diesen heißen Schmoddeltagen,
Wenn es an Wärme nachts des Nachts gebricht
Und Winde leise unsere Fenster plagen.

...
1777 Traumnöte 03.09.19
Vorschautext:
Traumnöte

Jahrelang verfolgte er mich im Schlaf:
Der abgeschlagene Kopf eines Gockels,
Mitunter auch das geschlachtete Schaf
Oder die Augen eines jungen Mockels.

Erst später sah ich als Erwachsener dann
Im Traum die Schönheit des Pferdes.
Die Grausamkeiten wandelten sich irgendwann
Weg von den Töpfen des Herdes.

...
1776 Der Schatz, nun eingefahren 03.09.19
Vorschautext:
Noch steht der Mais hoch, grün,
Dazwischen jedoch lichtet sich
Des Jahres Ährenschatz.
Die Jagd geht in die Hatz
Und wieder einmal fragst Du Dich:
War dies auch mein Bemüh'n?

Braun steht die Erde, nackt,
Wo sie schon umgepflügt
Und reich befüllt auch heuer
Der Segen in der Scheuer,
Wenn endlich und vergügt
...
1775 Hell ist der Tag 03.09.19
Vorschautext:
Hell ist der Tag
Und still fließen Geräusche.
Wer jetzt noch liegt,
Gehüllt in Decken, im Gehäuse,
Dem windet sich der Tag.

Will er mit seiner Kraft
Den Schläfer nur vertreiben,
Damit der etwas schafft,
Was mehr ist, als nur schreiben,
Wenn Stunden ihn anzählen?

...
1774 Prioritätensetzung 02.09.19
Vorschautext:
Prioritätensetzung

Wir können lebenslang viel gendern,
Mit Quoten diese Welt verändern,
Damit fraulicher Führung werde,
Das Grundgesetz uns solches lehrte.

Wir können uns Köpfe heiß reden,
In Dörfern leben, auch in Städten
Und uns im Netze herrlich zoffen,
Weil viele Machtzuwachs erhoffen.

...
1773 Konservative Ansprüche 02.09.19
Vorschautext:
Konservative Ansprüche

Wer heut' als konservativ benannt,
Der hat es immer schwerer,
Denn überall, im ganzen Land
Kommen dann die Belehrer.

Muss der Mensch noch auf Ästen weilen,
Ist er nicht längst vom Baum gestiegen?
Muss er noch Kränkungen ausheilen,
Weil ihm scheinbar har nichts geblieben?

...
1772 Septemberwelt 01.09.19
Vorschautext:
Septemberwelt

Noch lockt die Sonne mit viel Schwüle
Die letzten Blüten aus den Pflanzen,
Doch mit der Klarnacht, leichter Kühle
Werden Insekten nicht mehr tanzen.

Der Fledermäuse Jagd zeigt an:
September geht in erste Runde,
Und weil er halt nicht anders kann,
Gibt langsam er vom Herbst uns Kunde.

...
1771 Was dürfen wir denn noch? 01.09.19
Vorschautext:
Was dürfen wir denn noch?

Wir saßen in der Bahn nach Norden,
Im Nebenabteil die vier Personen,
Die lautstark und mit fremden Worten
Redeten, ohne uns zu schonen.

Wir sahen zu ihnen hinüber,
Wo ein Mann und drei Frauen saßen,
Die sich lauthals und immer wieder
Mit ihren Stimmen dort vergaßen.

...
1770 "Mama, Du hast es wirklich gut!" 31.08.19
Vorschautext:
„Mama, Du hast es wirklich gut!“

Sie war noch so klein und interessiert
An allem, wohin Mama ging, was sie tat.
Von Mama, gern an der Hand geführt,
War das Vorbild ihr, die wusste Rat.

Die Mama konnte doch alles perfekt,
Sie wusch, sie kochte, sie schneiderte.
Wenn einer der Brüder wieder mal aneckt,
Maßregelt' sie ihn, oft recht heiter!

...
1769 Namenehrung 31.08.19
Vorschautext:
Namenehrung

Ein jeder Name ist gleich viel wert
Und hat für sich allen Schutz verdient,
Denn wer den Namen des Du nicht ehrt,
Der weiß nicht, dass man den Menschen dient.

Man kann heute leicht die Nachnamen ändern,
Verdrehen, sie aus der Ehre vertreiben:
Wer sich nicht anpasst, den wollen verändern
All jene, die moralisierend alles vorschreiben.

...
1768 Als der Großvater starb 30.08.19
Vorschautext:
Als der Großvater starb

Sein ganzes Leben war er stolz auf mich,
Er blieb mir Mensch, selig Großvater,
War Landwirt, Hausmetzger und stolz auf sich,,
Mir früh ein Freund, Lebensberater.

Mit ihm und mit den Kühen pflügt' ich noch,
Es gab zu essen immer und wir tranken
Vom Brunnen, so frei das Leben, doch auch Joch,
Wenn die Großeltern abends in die Betten sanken.

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1767 Als die Großmutter starb 30.08.19
Vorschautext:
Als die Großmutter starb

Damals waren das noch andere Zeiten,
Als die Großmutter in ihrem Hause starb.
Sie musste damals noch recht lange leiden,
Womit sie glaubensmäßig ja das Seelenheil erwarb.

Als sie durch diese Futterluke ward gefallen,
Hinab auf den Betonboden der eigenen Scheuer,
Konnte der Bluterguss sich in die Seite krallen
Und ihre Schmerzen wuchsen ungeheuer.

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1766 Entheiligung des Intimen 29.08.19
Vorschautext:
Entheiligung des Intimen

Zwischen den Menschen, die doch geliebt,
Spinnen sich heimlich und unbewusst Fäden,
Welche der Liebreiz ihnen freiwillig gibt,
Abseits von Unheil, Streit und Fehden.

Das ist das Geheimnis größerer Liebe,
Dass sie nur die Zweisamkeit braucht.
Ihr reichen Zärtlichkeit, Nähe und Triebe,
Wenn alles um sie als unbedeutend verraucht.

...
1765 Nahweh und Fernweh 29.08.19
Vorschautext:
Nahweh und Fernweh

Solange sich Nähe noch zeigt,
Bleibt die Ferne weite Fiktion,
In welche das Sehnen nur treibt,
Wenn das Fühlen zu nahe der Fron.

Kennt der Alltag nicht diese Nöte,
Wird Wiederholung Vollendung
Mit all dem, was sich anböte,
Wo das Herz nicht in Verblendung.

...
1764 Fleischereifachverkäuferin 28.08.19
Vorschautext:
Fleischereifachverkäuferin

Es ist das Bild der jungen Frau,
Das immer wieder ihn erfasste,
Wo doch die andere Welt so grau
Und er Gefühle wirklich hasste.

Er sah sie jeden Tag im Laden,
Wenn er dort seine Brotzeit holte,
Wo immer Gutes sie dort haben,
Weil er sich auch verwöhnen wollte.

...
1763 Weltverbesserung 28.08.19
Vorschautext:
Weltverbesserung

Solang' der Mensch sich untersteht
Und Ein- wie Ausschluss formuliert,
Verhältnisse als Trauerbeet
Verunglimpft zum Vorfall hinführt,
Ansehen als Unsinn begreift,
Nicht ahnend, dass der Grenzpfahl wackelt,
Die Menschheit kaum zur Umkehr reift,
Weil sie nur nach dem Gelde dackelt,
Möcht' ich den Philosophen raten,
Die immer schon grundsätzlich denken,
...
1762 Verden an der Aller 27.08.19
Vorschautext:
Verden an der Aller

Dieses ist eines der alten Städte,
Wo vom großen Blutbad Karls des Großen
Man eigentlich nicht so gern Kenntnis hätte,
Denn das ist nichts für Geschichtsmimosen.

Weil sich die Sachsen einst geweigert hatten
Das Christentum freiwillig anzunehmen,
Trafen sie des Herrschers Rachetaten:
Er konnte den Adeligen das Leben nehmen.

...
1761 In der Großstadt 27.08.19
Vorschautext:
In der Großstadt

In der Großstadt sind Lärm und Schmutz von Dauer,
Hungerblümchen wachsen nur vereinzelt an der Mauer.
Üppig werden nur dort die Blumenkübel gegossen,
Wo in der Fußgängerzone der Kaffee genossen.

Jeden Morgen wecken in der Großstadt Martinshorne,
Womit der Rettungswagen auch den Notarzt ansporne,
Dass der wenigstens von den so vielen Alten
Ein wenig Leben und Freude kann erhalten.

...
1760 Scheiden 25.08.19
Vorschautext:
Alle Zärtlichkeiten hatte sie ihn fühlen lassen,
Deren sie immer schon fähig war:
Er kraulte ihr wohlig den Nacken,
Streichelte sanft den weichen Handrücken ihr,
Sah sie lange dabei lächelnd an
Aus träumenden Seelenfenstern.

Sie sog das alles auf wie immer schon,
Mit langem Rücken und voller Lust:
Nur sie und er,
Im Wohnmobil im Allein und Irgendwo
Bei aufsteigendem Tagwerden -
...
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