Profil von marmotier

Typ: Autor
Registriert seit dem: 30.12.2012

Pinnwand


"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."
(Erich Kästner)
**********************************************************
"wie aber muss der erste, / der ein tier erschlug, erschrocken sein, / da, als er sah, dass das, / was eben flehend um sein leben schrie, / mit einem male nicht mehr da war." (frei nach Alfred Lichtenstein,1889-1914)
**********************************************************
"...aber ich, wär' ich allmächtig, ... ich könnte das Leiden nicht ertragen, ich würde retten, retten ..."
(Lenz in Büchners gleichnamiger Erzählung)
**********************************************************

Statistiken


Anzahl Gedichte: 236
Anzahl Kommentare: 212
Gedichte gelesen: 671.504 mal
Sortieren nach:
Titel
56 unter der linde 05.05.13
Vorschautext:
von Walther von der Vogelweide
frei übertragen aus dem mittelhochdeutschen
ein versuch


unter der linde
auf der heide,
da unsrer liebe lager war,
da könnt ihr finden,
wo wir beide
zerknickt die blumen und das gras.
vor dem walde in einem tal,
...
55 mohnrote felder 01.05.13
Vorschautext:
mohnrote felder blühen
im weissen ödgestein.
ein hirte hütet ziegen.
sein esel trägt ihn heim.

die drohne sieht's von oben,
kommt emsig angeflogen.
man fragt sich doch, was dieser mann
heimlich im schilde führen kann.

schiesst er auf die soldaten,
die einst sein land betraten
...
54 laubgesichter 30.04.13
Vorschautext:
was schlägt mein herz so bange
im dunklen märchenwald?
wir gingen hier, nicht lange,
zu zweit in eins gemalt,
im gleichen leichten schritt.
das leben tanzte mit.

wie vorher zwinkern lichter
durch blätter in der höh
und zaubern laubgesichter,
in denen ich dich seh.

...
53 Lenz und das kind: historie 28.04.13
Vorschautext:
historische anmerkungen zu meinem gedicht "Lenz und das kind"

was wirklich geschah: das kind war tot.
Lenz selber zerbrach in quälender not.
er konnte in solcher gottferne nicht sein.
am ende holt' man nach Riga ihn heim:
verirrt, verwirrt, verzweifelt im sinn,
wie Büchner es schrieb: so lebte er hin.

in Moskau, wo letzte zuflucht ihn band,
fand man ihn tot. das grab unbekannt.

...
52 liebe 23.04.13
Vorschautext:
blüte des lichts
bogen zum glück
sehne gespannt
bebender hand
pfeile ins nichts
stürzen zurück
wunden aus leid
mahlstrom der zeit


Copyright © Marmotier 2013
51 verlorene wege 21.04.13
Vorschautext:
den schatten sah er schwinden
im letzten abendschein.
er hatte sie verloren,
als wär sie nie geboren.
dann ging er, sie zu finden,
fand selber nie mehr heim.


Copyright © Marmotier 2013
50 herz im baum 19.04.13
Vorschautext:
da war ein kleines bäumchen.
er schnitt ein herz hinein
in seinem kinderträumchen.
er war mit ihr allein.

sie sassen wang' an wange
und hielten sich die hand.
ihr herz schlug hoch und bange
im bunten zauberland.

der baum ist gross geworden.
er überragt die zeit.
...
49 Lenz und das kind 13.04.13
Vorschautext:
nach der erzählung von Georg Büchner und dem bericht von pfarrer Oberlin aus Waldersbach


das mädchen war tot. es lag wie ein püppchen
auf einem tische gedeckt mit stroh.
die gläsernen augen im stillen gesichtchen
sah'n starr hinüber ins nirgendwo.

und dann kam Lenz. er stürzte herein,
warf, aschebestreut, sich über das kind,
in wildester aufruhr. es konnte nicht sein,
dass gott dieses herz zur verwesung bestimmt.
...
48 märzgewitter 08.04.13
Vorschautext:
da fiel von verhangenen bergen
ein schleier aus tränen herab,
als weinte es über den särgen
die kinder des frühlings ins grab.

jäh fuhr hinein in die stille
der donner mit sturmes gewalt.
grell zuckten die feuer am himmel.
ein hagelschlag duckte den wald.

dann schweigen. der wolkenschlund gähnte.
licht tropfte in farben zurück,
...
47 die alten kennen ihn noch 06.04.13
Vorschautext:
sie spotteten seiner, und keiner griff ein.
sie liessen die kinder die lästerung schrein.
er war schon ein greis und er taumelte fast,
doch schlurfte er weiter in ängstlicher hast.

sie nannten ihn „stürmer“, so riefen sie ihn,
wie einst, als das blatt des verbrechers erschien.
er wollte ja nur ihren worten entfliehn.

nicht einer, der half. ich war noch zu klein.
es schnitt wie ein messer ins herz mir hinein.
wie konnte ich damals ein bruder ihm sein?
...
46 der weg des alten 05.04.13
Vorschautext:
unten am flusse, das ufer entlang,
schleppt sich der alte mit mühsamem gang,
tief schon gebeugt, eine qual jeder schritt:
trägt er sein ganzes leben doch mit.
nacht wächst ins bebende herz ihm hinein,
reisst ihn heran, und er geht ganz allein.


Copyright © Marmotier 2013
45 apokalypse 25.03.13
Vorschautext:
wie sind wir verloren
entgleitende welt
zum spott nur geboren
zur fratze entstellt

das wort uns versiegelt
der schrei schon verdorrt
zerrissen die flügel
so schleift es uns fort

von keinem gezügelt
heraus aus der zeit
...
44 das sterben der mutter 23.03.13
Vorschautext:
ich sah sie des abends, mein letztes gebet,
vom leben zerschlagen, vom tode geschmäht.
sie kannte mich nicht von gesicht zu gesicht
und blickte nur starr ins verlöschende licht.

es loderten schmerzen um ihren mund,
doch klagte sie nicht. sie war schon verstummt.
ich küsste in tränen noch einmal sie sacht.
dann schloss sie die augen und fiel in die nacht.


Copyright © Marmotier 2013
43 mea culpa 21.03.13
Vorschautext:
ist denn das ziel von unsrem leben
nicht liebe und barmherzigkeit?
ich habe nicht genug gegeben,
denn allzu oft war ich bereit,
mein herz dem mitleid zu verschliessen.
darin besteht mein lebensleid.
ich bin beschämt.
in reue will ich dafür büssen.

demütig bitte ich, vergebung zu erlangen
von aller schöpfung, der ich leid gebracht,
wo achtlos ich vorbeigegangen,
...
42 ohne dich 12.03.13
Vorschautext:
ohne dich ist leben fremde,
wie jetzt, da meine müden hände
nur selbst sich finden in der nacht,
wo früher einmal meine hand
noch deine fand,
ganz sanft und sacht.

wenn dann der morgen graut,
ist nichts vertraut.
wie soll ich überstehen,
wohin nur gehen,
ohne dich und ganz allein?
...
41 das treiben des Diogenes 11.03.13
Vorschautext:
er war der schandfleck von Athen.
man konnte es von weitem sehn.
er kleidet' sich in den tribon,
den kannte man aus Sparta schon,
ein woll'ner mantel, doppelt eingeschlagen,
den konnt' man einfach immer tragen.
dort diente er der abhärtung.
er liebte ihn ja grad darum.
und war er noch so schäbig gar,
er passte zu ihm offenbar,
weil er genauso hässlich war.
er schlief in einer alten tonne,
...
40 der tod des Sokrates 09.03.13
Vorschautext:
das urteil selbst war ungerecht.
ganz offenbar
war der orakelspruch, der Chairephon zuteil,
doch nicht genug,
die lang verdiente ehrung zu erweisen,
im prythaneion ihn zu speisen.

nur - was ist das: gerechtigkeit?
er fragte sich,
wie früher er die andern fragte
und tagelang stumm stand und sann.
liegt sie denn nicht verborgen
...
39 verlassen 09.03.13
Vorschautext:
wenn seine worte mich verstossen,
dann werde ich ein teil der nacht.
nur dunkel spiegle ich mich wieder
in deinen augen, mein geliebtes kind,
das ich doch immer schützen will.

die hand, die streichelt, ist erstarrt,
die geste leer
und nur ein spiel im abendwind.
er trägt sie mit sich fort.

manchmal weiss ich nicht mehr,
...
38 betrogen 07.03.13
Vorschautext:
sie war im herzen ihm gewogen.
er sah sie an und nahm sie hin
wie bisher, nur allein bezogen
auf seinen eigenen gewinn.

er hatte and're stets betrogen,
mit treue hatt' er nichts im sinn.
so hat er sie dann auch belogen,
wenn es ihm förderlich erschien.

als sie's erfuhr, blickt' sie nur stumm
und lächelte, als wär's ein scherz,
...
37 das ende Babylons 06.03.13
Vorschautext:
als er die flammeninschrift sah
beim trinkgelage,
erstarrte er.
schon schwand die feuerhand.
und da war keiner,
der die worte deuten konnte.
Belsazar graute es
vor seiner eig'nen lästerung.
jetzt höhnte niemand mehr.

er flehte seine götzen an.
wie immer schwiegen sie.
...
Anzeige