Titel | ||||
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56 | unter der linde | 05.05.13 | ||
Vorschautext: von Walther von der Vogelweide frei übertragen aus dem mittelhochdeutschen ein versuch unter der linde auf der heide, da unsrer liebe lager war, da könnt ihr finden, wo wir beide zerknickt die blumen und das gras. vor dem walde in einem tal, ... |
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55 | mohnrote felder | 01.05.13 | ||
Vorschautext: mohnrote felder blühen im weissen ödgestein. ein hirte hütet ziegen. sein esel trägt ihn heim. die drohne sieht's von oben, kommt emsig angeflogen. man fragt sich doch, was dieser mann heimlich im schilde führen kann. schiesst er auf die soldaten, die einst sein land betraten ... |
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54 | laubgesichter | 30.04.13 | ||
Vorschautext: was schlägt mein herz so bange im dunklen märchenwald? wir gingen hier, nicht lange, zu zweit in eins gemalt, im gleichen leichten schritt. das leben tanzte mit. wie vorher zwinkern lichter durch blätter in der höh und zaubern laubgesichter, in denen ich dich seh. ... |
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53 | Lenz und das kind: historie | 28.04.13 | ||
Vorschautext: historische anmerkungen zu meinem gedicht "Lenz und das kind" was wirklich geschah: das kind war tot. Lenz selber zerbrach in quälender not. er konnte in solcher gottferne nicht sein. am ende holt' man nach Riga ihn heim: verirrt, verwirrt, verzweifelt im sinn, wie Büchner es schrieb: so lebte er hin. in Moskau, wo letzte zuflucht ihn band, fand man ihn tot. das grab unbekannt. ... |
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52 | liebe | 23.04.13 | ||
Vorschautext: blüte des lichts bogen zum glück sehne gespannt bebender hand pfeile ins nichts stürzen zurück wunden aus leid mahlstrom der zeit Copyright © Marmotier 2013 |
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51 | verlorene wege | 21.04.13 | ||
Vorschautext: den schatten sah er schwinden im letzten abendschein. er hatte sie verloren, als wär sie nie geboren. dann ging er, sie zu finden, fand selber nie mehr heim. Copyright © Marmotier 2013 |
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50 | herz im baum | 19.04.13 | ||
Vorschautext: da war ein kleines bäumchen. er schnitt ein herz hinein in seinem kinderträumchen. er war mit ihr allein. sie sassen wang' an wange und hielten sich die hand. ihr herz schlug hoch und bange im bunten zauberland. der baum ist gross geworden. er überragt die zeit. ... |
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49 | Lenz und das kind | 13.04.13 | ||
Vorschautext: nach der erzählung von Georg Büchner und dem bericht von pfarrer Oberlin aus Waldersbach das mädchen war tot. es lag wie ein püppchen auf einem tische gedeckt mit stroh. die gläsernen augen im stillen gesichtchen sah'n starr hinüber ins nirgendwo. und dann kam Lenz. er stürzte herein, warf, aschebestreut, sich über das kind, in wildester aufruhr. es konnte nicht sein, dass gott dieses herz zur verwesung bestimmt. ... |
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48 | märzgewitter | 08.04.13 | ||
Vorschautext: da fiel von verhangenen bergen ein schleier aus tränen herab, als weinte es über den särgen die kinder des frühlings ins grab. jäh fuhr hinein in die stille der donner mit sturmes gewalt. grell zuckten die feuer am himmel. ein hagelschlag duckte den wald. dann schweigen. der wolkenschlund gähnte. licht tropfte in farben zurück, ... |
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47 | die alten kennen ihn noch | 06.04.13 | ||
Vorschautext: sie spotteten seiner, und keiner griff ein. sie liessen die kinder die lästerung schrein. er war schon ein greis und er taumelte fast, doch schlurfte er weiter in ängstlicher hast. sie nannten ihn „stürmer“, so riefen sie ihn, wie einst, als das blatt des verbrechers erschien. er wollte ja nur ihren worten entfliehn. nicht einer, der half. ich war noch zu klein. es schnitt wie ein messer ins herz mir hinein. wie konnte ich damals ein bruder ihm sein? ... |
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46 | der weg des alten | 05.04.13 | ||
Vorschautext: unten am flusse, das ufer entlang, schleppt sich der alte mit mühsamem gang, tief schon gebeugt, eine qual jeder schritt: trägt er sein ganzes leben doch mit. nacht wächst ins bebende herz ihm hinein, reisst ihn heran, und er geht ganz allein. Copyright © Marmotier 2013 |
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45 | apokalypse | 25.03.13 | ||
Vorschautext: wie sind wir verloren entgleitende welt zum spott nur geboren zur fratze entstellt das wort uns versiegelt der schrei schon verdorrt zerrissen die flügel so schleift es uns fort von keinem gezügelt heraus aus der zeit ... |
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44 | das sterben der mutter | 23.03.13 | ||
Vorschautext: ich sah sie des abends, mein letztes gebet, vom leben zerschlagen, vom tode geschmäht. sie kannte mich nicht von gesicht zu gesicht und blickte nur starr ins verlöschende licht. es loderten schmerzen um ihren mund, doch klagte sie nicht. sie war schon verstummt. ich küsste in tränen noch einmal sie sacht. dann schloss sie die augen und fiel in die nacht. Copyright © Marmotier 2013 |
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43 | mea culpa | 21.03.13 | ||
Vorschautext: ist denn das ziel von unsrem leben nicht liebe und barmherzigkeit? ich habe nicht genug gegeben, denn allzu oft war ich bereit, mein herz dem mitleid zu verschliessen. darin besteht mein lebensleid. ich bin beschämt. in reue will ich dafür büssen. demütig bitte ich, vergebung zu erlangen von aller schöpfung, der ich leid gebracht, wo achtlos ich vorbeigegangen, ... |
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42 | ohne dich | 12.03.13 | ||
Vorschautext: ohne dich ist leben fremde, wie jetzt, da meine müden hände nur selbst sich finden in der nacht, wo früher einmal meine hand noch deine fand, ganz sanft und sacht. wenn dann der morgen graut, ist nichts vertraut. wie soll ich überstehen, wohin nur gehen, ohne dich und ganz allein? ... |
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41 | das treiben des Diogenes | 11.03.13 | ||
Vorschautext: er war der schandfleck von Athen. man konnte es von weitem sehn. er kleidet' sich in den tribon, den kannte man aus Sparta schon, ein woll'ner mantel, doppelt eingeschlagen, den konnt' man einfach immer tragen. dort diente er der abhärtung. er liebte ihn ja grad darum. und war er noch so schäbig gar, er passte zu ihm offenbar, weil er genauso hässlich war. er schlief in einer alten tonne, ... |
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40 | der tod des Sokrates | 09.03.13 | ||
Vorschautext: das urteil selbst war ungerecht. ganz offenbar war der orakelspruch, der Chairephon zuteil, doch nicht genug, die lang verdiente ehrung zu erweisen, im prythaneion ihn zu speisen. nur - was ist das: gerechtigkeit? er fragte sich, wie früher er die andern fragte und tagelang stumm stand und sann. liegt sie denn nicht verborgen ... |
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39 | verlassen | 09.03.13 | ||
Vorschautext: wenn seine worte mich verstossen, dann werde ich ein teil der nacht. nur dunkel spiegle ich mich wieder in deinen augen, mein geliebtes kind, das ich doch immer schützen will. die hand, die streichelt, ist erstarrt, die geste leer und nur ein spiel im abendwind. er trägt sie mit sich fort. manchmal weiss ich nicht mehr, ... |
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38 | betrogen | 07.03.13 | ||
Vorschautext: sie war im herzen ihm gewogen. er sah sie an und nahm sie hin wie bisher, nur allein bezogen auf seinen eigenen gewinn. er hatte and're stets betrogen, mit treue hatt' er nichts im sinn. so hat er sie dann auch belogen, wenn es ihm förderlich erschien. als sie's erfuhr, blickt' sie nur stumm und lächelte, als wär's ein scherz, ... |
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37 | das ende Babylons | 06.03.13 | ||
Vorschautext: als er die flammeninschrift sah beim trinkgelage, erstarrte er. schon schwand die feuerhand. und da war keiner, der die worte deuten konnte. Belsazar graute es vor seiner eig'nen lästerung. jetzt höhnte niemand mehr. er flehte seine götzen an. wie immer schwiegen sie. ... |
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