das treiben des Diogenes
Ein Gedicht von
marmotier
er war der schandfleck von Athen.
man konnte es von weitem sehn.
er kleidet' sich in den tribon,
den kannte man aus Sparta schon,
ein woll'ner mantel, doppelt eingeschlagen,
den konnt' man einfach immer tragen.
dort diente er der abhärtung.
er liebte ihn ja grad darum.
und war er noch so schäbig gar,
er passte zu ihm offenbar,
weil er genauso hässlich war.
er schlief in einer alten tonne,
die öffnung stets in richtung sonne.
Prometheus sollte man verachten,
weil dessen flammen luxus brachten.
von allem hatt' er sich befreit.
sein ziel: bedürfnislosigkeit.
die armut gab ihm sicherheit.
nur das notwendige durfte geschehn.
nicht schändlich war's,
die sterblichen dabei zu sehn.
so wurden die bedürfnisse, die blieben,
dann auch ganz öffentlich betrieben.
man nannte kyon ihn, den hund.
er nahm’s als ehrentitel, war sehr froh
und lebte fürderhin auch so.
mit der laterne in der hand
zog er tagsüber durch das land.
er suche menschen, sagte er.
manch einer hatte es vernommen
und wollte gerne zu ihm kommen.
den scheuchte er.
nicht abschaum, menschen suche er.
als Alexander vor ihn trat
und ihn nach seinen wünschen fragt',
sprach er heraus aus seiner tonne:
nur einen hab ich: geh mir aus der sonne.
was Alexander derart rührte,
dass es ihn zu dem satz verführte,
wenn er nicht Alexander wär,
wollte Diogenes er sein.
ein sklave reichte ihm noch etwas wein.
so jedenfalls erzählt die mär.
kyon, der hund, man weiss es schon,
er half, die weisheit zu gestalten,
und blieb als kyniker zum lohn
der nachwelt so bis heut erhalten.
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