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Gedichte über Sehnsucht - Seite 395


Mondstille

Sitzend in der letzten Stille am Uferrand
zusammen allein in der Dunkelheit.
Im Stillen betrachtend was hat noch Bestand,
das bloße Sein in der finsteren Ferne weit.

Unser Selbst entkräften und zu entlasten,
alles was uns träge macht, vergessen zu lassen.
So sitzen wir beide eng zusammen, ertasten,
sind am Umarmen, uns zärtlich anfassen.

Verspüren die kühle Luft auf unserer Haut,
wie der Wind überschüssige Wärme abhaucht.
Atmen nur ein und aus, mal leis, mal laut,
die Ohren sensitiv in die Finsternis getaucht.

Verfolgen das Klimpern der Sterne droben,
wie sie unendwegt chaotisch um sich tanzen.
Verspüren den Klang des Mondes in uns toben,
bewegt im Tidehub unsere Herzen im Ganzen.

Im Spiel der Gezeiten so dicht beisammen,
wir beide angehoben und gesenkt ins Eins.
Erleben, wie wir diese Leichtigkeit erlangen,
mondschwankende Momente unseres Seins.

Vernehmen das Wispern der Grillen im Gras,
wie ihr Orchester beginnt ihre Mondserenade.
Wie Mücken dazu tanzen im munteren Maß,
die Wiese sich schlafen bettet zur Ballade.

So sitzen wir hier mit abgelegtem Gewand,
beschauend um uns diese idyllisch stille Zeit.
Nach nichts Sonstigem es uns jetzt verlangt,
gehen ein in diese verschmolzene Zweisamkeit.

Hinaufschauend in das unendliche Konstrukt,
trachtend nach Verborgenem in der Dunkelheit.
Registrieren, womit die Natur uns beeindruckt,
so den versteckten Zauber mit uns beiden teilt.

Geschärfte Sinne gegenseitig liebkost verführt,
Haut an sensibelsten Stellen gezielt berührt.
Erstreichelte Lustwellen schaurig schön verspürt,
wohliges Begehren mit Fingerspitzenspiel gekürt.

Vollmundige Mondküsse überschütten die Poren,
Sensorenalarme überfordern die Leitzentrale.
Im aufflackernden Sternenschauer beide verloren,
kosmisch entrücktes, entzücktes Glücksfinale...

Entladen zitternd lauschen wir wieder der Grille,
spenden uns umarmend Ersatz für die Hitze,
die unser Innerstes mit unserem vollsten Wille
abgab bei unserem austauschenden Geschwitze.

Entspannt und nie war mehr uns so bewusst,
nur wir sind Ursache für diese Glücksfülle.
Nur beisammen erzeugen wir diese grandiose Lust,
bedacht und geschützt in dieser Mondstille.

© meteor 2024
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