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Gedichte über Sehnsucht - Seite 397


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Die Venusaugenfalle

Schau mir in die Augen, Kleines!
verstohlen werfe ich dir diese Aufforderung zu
flüchtig verfängt dein Rückblick in Lupenreines
der Auftakt zum Augenspiel erzeugt Unruh

was Raffiniertes liegt in diesem Augenblick
der sich zwischen uns hin und her schickt
wie beim Ping Pong spielen wir ihn uns zu
nach deinem Augenaufschlag jubelst du

nach nur einem kurzen Augenzwinkern
fordert mich dein Anblick erneut heraus
im Auf und Ab deiner winkenden Wimpern
verbeugst du dich für meinen Applaus

meine dir kurz zugehobenen Augenbrauen
sollen dir mein vollstes Interesse zusenden
wie mich deine Augen fokusiert anschauen
kann ich meine nicht von deinen abwenden

vier Pupillen schärfen weiter ihr Suchfeld
zwei Revolverhelden in Duellposition
langsam jeder den Countdown herabzählt
Verführung ist ihre gewählte Munition

die stimulierende Kunst deiner Augen
führt ihren Zielsuchstrahl bewusst ruhig
während meine sich verloren glauben
doch noch widerstehen sie weiter mutig

ich glaube, du glaubst, ich denke jetzt das
was du mich auch denken lassen wolltest
gelockt von deiner Blickfalle mit Augenmaß
hypnotisiert folgt dein optischer Wohlfühltest

lässt mich einen Vorgeschmack kosten
was mich in deinem Innersten erwartet
vorbei an zwei aufmerksamen Wachposten
hast du dein Vorspielprogramm gestartet

ich merke, dass du mich jetzt auch willst
mich mit deiner Leidenschaft gezielt kitzelst
mein Verlangen mit lüsternen Augen stillst
deine Begierde mit Lasern auf mich kritzelst

überzeugt von der Kunst deiner Lustvorschau
ergebe ich mich deiner Venusaugenfalle
gefangen im Verführungsnetz dieser Frau
wird dieser Mann mit purer Wonne bezahlen

© meteor 2024
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Darf ich dich küssen?

Darf ich dich küssen?
Nur weil ich neugierig bin.
Ich bin fasziniert von der Art, wie
du deine Lippen bewegst mit Spürsinn.

Darf ich dich bitte küssen?
Es wird mein Verlangen schnell stillen.
Sobald es passiert, musst du nicht mehr ...
(... ich hoffe, der Kuss entfacht deinen Willen)

Darf ich dich jetzt küssen?!
Meine Zunge will mit deiner spielen.
Sag nein, und ich werde nicht mehr fragen.

Das ist eine Lüge ...!
Sag nein, und ich werde deinem Mund
dreimal so sehr nachjagen.

Können wir uns küssen?
Letzte Nacht habe ich von dir geträumt
und wie es sein würde.
Du bist langsam näher gekommen,
hab alles zwischen uns freigeräumt,
während ich den Atem angehalten habe,
war schon etwas benommen...

Ich war wie ein Kind,
das ein Geschenk bekommt,
die Vorfreude zerspringt ...
dann sagtest du zuvorkommend:
"ich wollte immer wissen,
wie weich deine Lippen sind."

Oh, endlich ... wir küssen...
Sanft hast du sie auf meine gelegt.
Auf meiner Handfläche spürte ich,
wie sich dein Herz rasend bewegt.

Du hast dich auf weitere Erkundungen gewagt,
deine Zunge hat meinen Geist nachgezeichnet,
hast ihn geteilt, mir Zugang zugesagt.

Ich habe bewundert, wie du mich streichelst,
wie himmlisch du an meiner Oberlippe saugtest,
und habe tiefer gesaugt, weil du es erlaubtest,
habe den süßen Geschmack des Weins
- von dir vergossen -
und einander genossen.

Du bist auf der Couch zurückgerutscht
und hast es getan,
bist tiefer vorgedrungen,
steigertest dich in süßen Wahn,
folgtest deiner Lust
und hast dir Zeit gelassen,
zeitloser Tanz unserer Zungen.

Bei diesem langsamen Kuss
stöhnte ich in deinen Mund.
Natürlich wollte ich mehr!

Doch heute Abend ging es nicht
um die Geschwindigkeit
oder die Dringlichkeit ...

© meteor 2024
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Beflügelte Sinnlichkeit

wenn Sinnlichkeit Flügeln erhält
über die Unendlichkeit triumphiert
wenn Fernsteuerung einen überfällt
die Lust ferne Befehle ausführt

in Willfährigkeit die Kontrolle überlassen
Fingerspitzen wie einer Marionette geführt
eigene Hände sich fremd vertraut anfassen
sinnlich sich selbst verführt berührt

Lippen erahnen das Gefühl deiner Küsse
empfinden ihren zarten Anpressdruck
meine Zunge leckt von ihnen deine Süße
spüre, wie es dabei tief in mir zuckt

verbunden über synchrone Gedanken
erfolgte Rückmeldung steigert Verlangen
gefesselt von Worten fallen Schranken
hältst mich mit Fotoaugen gefangen

wie auf hoher See treiben wir auf Wellen
jeder den Kurs des anderen bestimmt
mit in Echtzeit detaillierten Steuerbefehlen
affektierte ferne Handlungen vornimmt

vorsätzlich in stürmisches Gewässer manövriert
absichtlich Havarie in Kauf genommen
zwei Boote auf direkten Kenterkurs dirigiert
nasse Haut, der Untergang längst begonnen

Rümpfe wiegen sich in aufpeitschenden Wogen
salziges Wasser spritzt auf die Haut
rettungslos um deine Umarmung betrogen
atemlos von dir umschlungen, SOS wird laut

funken kurzsilbig sich anbahnendes Inferno
eine gigantische Sprungwelle baut sich auf
erstickt unser beider ausgeliefertes Echo
in erbarmungsloser Stille entzückter Verlauf

auf dem Weg hinab zum tiefsten Meeresgrund
mit gnädiger Ankerkette jeweils um den Hals
ergeben wir uns diesem Strudel im Verbund
erleben, unten gelandet, das Echo des Urknalls

kleine Sauerstoffbläschen klettern nach oben
lassen unsere Lebenszeichen noch erahnen
während wir uns gegenseitig dankend loben
glücklich lächelnd unsere Überfreude tarnen

© meteor 2024
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