Profil von Marie Mehrfeld

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Anzahl Gedichte: 161
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Titel
81 Kein Jahr des Lichts? 10.10.21
Vorschautext:
Kein Jahr des Lichts
und wahr ist nichts?
Die Seuche weicht?
Ist’s bald erreicht?
Kein Sinn, der Rest?
Nach uns die Pest?
Willst so sein, wie?
Gelingt dir nie!
Bleib, wie du bist,
voll Lust, voll List.
Heut in der Nacht
hab ich gewacht
...
80 das Leuchten in mir 06.10.21
Vorschautext:
wieder gefunden habe ich mich
in deinen lächelnden Augen, du fremder
Mann in der Bahn, für einen Momente beglückt,
doch war es nur der schale Abglanz eines alten Traums
von der Glut, die wir spürten, wenn wir uns selig hielten,
und ich fühle keine Trauer, keine Reue, kein Bedauern,
im Grauen des fahlen Tags sagt mir mein Spiegelbild,
nimm dich endlich an wie du jetzt bist, denn es ist
gut so, und viel besser als nichts, heute denke ich
nicht an die brennenden Erden und auch nicht
an dich und verstecke den Schmerz der Ein-
samkeit hinter den vorgehaltenen Händen,
...
79 Das Maß ist voll 03.10.21
Vorschautext:
Die Furcht vor Zukunft prägt auch dein Gesicht;
das dumpfe Sorgen nimmt uns jede Sicht auf
das, was einzig wichtig ist; das Teilen ist jetzt
angesagt; doch wer dies auszusprechen wagt,

wird laut beschimpft, verflucht, gejagt; aus Angst
davor, was uns da droht zeigt sich gebrülltes
Wort verroht; wir sind dabei, uns zu zerstören,
wird höchste Zeit, nun hinzuhören, um endlich

wirklich zu verstehen, so kann es nicht mehr
weiter gehen; ich bitte dich, rück nah zu mir
...
78 Zeit, die da kommt 30.09.21
Vorschautext:
morsches Pappelholz
klopft zaghaft gegen das Mauerwerk,
der Wind will Fugen lockern, und dunkle Steine
lassen vergrabene Worte fliegen; die Liebe, die Sehnsucht,
der Augenblick, alles ist so unendlich endlich; Abschied nehmende
Hände streichen zärtlich über blinde Scheiben, vergilbte Fensterrahmen,

du spürst den kalten steinernen Boden mit nackten Füßen und weißt,
Schatten haben das Helle herausgeschnitten aus deiner Erinnerung;
zögerlich schleichst du ein letztes Mal mit verschränkten Armen
durch leere Zimmer, alle Bilder entfernt, deine Stimme formt
sich am Ungewissen und kommt nicht über das Flüstern
...
77 Glück 30.09.21
Vorschautext:
In den Höllentraum vom Stürzen in den Abgrund
ohne Boden drängt sich plötzlich jene Sehnsucht nach
dem Schweben über schmerzgetränktem Leben fern von jeder
Art von Toden, wenn wir himmelweit hoch flogen, wenn wir von
der Welt abhoben, zärtlich um uns selbst geschlungen leise Sphärisches
gesungen von der Hoffnung, dass sie bliebe, unsre zeitbegrenzte Liebe,
wenn wir angstfrei jubelnd sprangen auch von allerhöchsten Klippen,
fühlt ich mich von dir umfangen ohne nächtlich schweres Bangen,
fern vom Leiden und vom Hassen unsre Hände sich umfassen,
unsre Lippen, die es wagen, nie gedachte Worte sagen,
sehn ich mich zu dir zurück, und der düstre Traum
vom Fallen, er zerfließt in purem Glück.
...
76 Herbstliches 23.09.21
Vorschautext:
in Moll erklingen
sie, die alten Liebeslieder;
das Jahr, es neigt sich wieder
und wird langsam rund; nun färben sich
der Bäume Blätter bunt; und doch verzeiht,
es ist so weit, dass ich es sag, dass ich’s beklag’,
zu viele Lebens Weggefährten haben mich verlassen,
bevor die Narben falscher Worte ganz verblassen; wir
haben über das, was wichtig ist, nicht mehr geredet,
nicht mehr gemeinsam für die Welt im Lot gebetet;
ich schreibe keine Briefe an mein Gestern, denn
was verging, hält keine Botschaften bereit,
...
75 freier Fall 22.09.21
Vorschautext:
nach dem
zwölften Schlag
des Mitternachtsgeläuts
ist Stille in mir für ein, zwei

Sekunden, und die alte Zeit fällt
über mich wie ein schwarz gewebtes
Tuch; wie wir da saßen mit heilen Gliedern
und kranken Seelen inmitten unserer inneren

Wüsten unter kerzenlos schütterem Christbaum,
wie traurig künstlich das Lachen, tonlose Singen,
...
74 geträumt 20.09.21
Vorschautext:
ihr Gewitterwolken; schwarz dräuend
ballt ihr euch kopfwärts im verwirrten
Traum, furioses Donnergetöse grollend

schwebend über vertrockneten Wäldern
und monotonen grellgelben Rapsfeldern,
die Horizonte begrenzen; einschläfernde

Chorgesänge ferner Kindheitstage sind
flüsternd erloschen, meine Ohren zischen
im Takt der immer näher einschlagenden

...
73 Der Genießer (eine Moritat) 20.09.21
Vorschautext:
Ein netter Mensch, noch gut erhalten, mit ein paar Schrunden, Flecken, Falten, auch wenn das Alter ihn schon beugt, so ist er doch sehr überzeugt, dass er ein Typ ist, ziemlich echt, er ist von männlichem Geschlecht, fläzt sich im Sessel, der ist rot, genießt mit Lust das Abendbrot,

Bistecca alla Florentina nach dem Rezept von seiner Nina, dann Nudeln mit Tomatensoße, Serviette knüllt sich auf der Hose, ein Gläschen Roten trinkt er froh, es ist sein Lieblingswein, Bordeaux, ja, und es bleibt nicht bei dem einen, man lebt nur einmal, sollt’ man meinen,

dann freut er auf den Nachtisch sich, denn der steht auch schon auf dem Tisch, ein köstliches Tiramisu, Espresso gibt es noch dazu, er reibt vergnügt sich seine Hände und wünscht, es nähme nie ein Ende, doch irgendwann, da ist er satt und fühlt sich nur noch müde, matt,

er spürt, er war von Gier besessen, hat wieder mal zu viel gefressen, entsetzt schaut er die Wampe an und jammert kläglich, Mann-o-Mann - mit seinem Frohsinn ist’s vorbei, er sehnt nur noch sein Bett herbei, muss reuevoll sich eingestehen, so kann es nicht mehr weiter gehen,

man übernimmt sich beim Genuss und hat am Ende nur Verdruss, er sagt sich selbst, lass Fasten walten und weiß genau, er kann’s nicht halten, er kennt sich schließlich lange doch, ist nicht umsonst ein Hobbykoch. Zum Schluss denkt er, ich bleib’ Genießer, qui mal y pense, der ist ein Spießer ...



...
72 Stimmungsloch 14.09.21
Vorschautext:
Du bereitest
dir deine eigene
Hölle, klagst über das
„Zuviel“ an allem, misst dich
mit der größtmöglichen Elle, dabei
musst du doch nur dir selbst gefallen;
deine unsäglichen Selbstanklagen,
dumm sind sie, das will ich dir
sagen; über dich lachen,
weniger grübeln und
aufhören, dir zu
viel zu verübeln, deine
...
71 vorübergehend 12.09.21
Vorschautext:
was ich schrieb dachte
sprach was ich lebte liebte tat
es ist vorübergehend und endlich
jetzt spreche ich zu euch und ich weiß
dass ihr mich hört von den Wegkreuzungen
des Lebens den Umarmungen und glücklichen
Augen sich die Liebe zu gestehen mit offener Seele
dem Summen der Telegrafenmaste und dem irren Klirren
zerberstender Fensterscheiben und ich schüre nicht gelöschte
Feuer in mir und in euch mit der Macht heiliger Worte auf dass
sie die Wurzeln der Wunden die wir uns schlugen ausbrennen
von der Kraft der Träume vom Frieden unserer frühen Jahre
...
70 der Geschmack der Erinnerung 10.09.21
Vorschautext:
noch ist Sommer und Hoffnung, und ich erzähl’ dir,
was war, bis ich heiser bin, wenn du so lange schweigst;
ein Haus war da, eins mit stets offenen Fenstern und Türen,
aus rotem Stein war es, darauf ein spitzes Schindeldach mit
großen und kleinen Schornsteinen, die immerzu rauchten,
es stand im Hellen, im Grünen, aus und ein gingen viele,
die wir liebten, auch ich und du, als wir Kinder waren
und heimlich unter dem schwarzen Flügel hockten
zur Nachtzeit und lauschten, wie die Einen
verzückt musizierten und die Anderen,
in behutsames Flüstern gehüllt,
mit zierlichen Silberlöffeln
...
69 Niemandszeit 07.09.21
Vorschautext:
in der Niemandszeit
des frühen Dämmerns
zwischen Tag und Nacht,

wenn die grauen Dunkelgeister
ihr Wimmern nach Liebe und Wie-
derkehr einstellen, die Sterne nicht mehr

scheinen, schimmern die Pflastersteine vor
der alten Kapelle zwischen Hoffen und Bangen,
schmiege ich den Kopf halbwach in die Beuge deiner

...
68 Von dem Nebel, der über den Wiesen steht 07.09.21
Vorschautext:
Wieder ist’s weit nach Mitternacht,
mein Tagwerk habe ich endlich vollbracht,
krieche sinnierend unters Plumeau und frage
mich zweifelnd, bin ich nun froh?

Denke ich an die vergangenen Stunden –
was habe ich heute getan und gedacht?
Kam ich gelassen über die Runden? Bin ich
beruhigt für den Rest der Nacht?

Konnte den Haustürschlüssel nicht finden,
musste mich mit Hausarbeit schinden,
...
67 dann wird es gut 01.09.21
Vorschautext:
hör, wie dein Herz laut klopft im Trommelregen der
Trauer, der Angst vor dem Einsamsein und dir den
Schlaf stiehlt; die Jahre kannst du nicht umblättern

wie ein abgegriffenes Buch, denn diese Seiten, sie
kleben fest aneinander, und die Eselsohren, sie sind
nicht mehr zu glätten; doch sie sind schön in ihrer

Zerbrechlichkeit, schau genau hin; du weißt, was
du in schwarzer Tinte geschrieben hast auf reines
Papier, es ist unlöschbar und unumkehrbar; nimm

...
66 alte Augen 28.08.21
Vorschautext:
verblassten Konturen die Farben geben,
sie neu betrachten, es hilft beim Leben,

uns lösen auch aus der Starre der Zeit,
erst, wenn wir uns fühlen, sind wir bereit,

die Zacken vergilbter Bilder zu streicheln,
die alten Augen wollen uns schmeicheln,

die vor uns waren, sie schauen uns an,
ob mahnend, lächelnd, wir denken daran.

...
65 Engel, wenn du ihn suchst 25.08.21
Vorschautext:
weil’s Schnürsenkel regnet da draußen und mir die Wolken
das Licht nehmen, schließ’ ich die Fenster und Türen, sortie-
re meine hungernden Schatten und verberge meine Liebe zu
dir in sorgsam gefalteten Händen, auf dass sie behütet bleibt
und dem Sturm aus Hassworten widersteht; so grau grau der

Morgen mitten im Sommer, in dem mir die letzten Schuppen
von den Augen gefallen sind und das Vertrauen in das Sichere
re, Gute und Zuverlässige sich ins kahle Stachelland ungläub-
igen nicht verstehen Wollens verkrochen hat; Julitag, anders
als alle Julitage zuvor, das Helle in uns scheint sich dem Dunk-

...
64 Welt im Wandel 24.08.21
Vorschautext:
In fernen Ländern herrscht Hungersnot
und mit Sichel und Sense Gevatter Tod,
wir sehen es uns in der Tagesschau an,
wir spenden - und zünden ein Kerzlein an,

seufzen erleichtert, wir sind hier geschützt,
das Dumme ist, dass uns dies wenig nützt,
das Unheil betrifft den ganzen Planeten,
vielleicht hilft uns Hände falten und beten,

wann haben wir es endgültig kapiert,
dass der Klimawandel auch uns tangiert
...
63 in Auflösung 20.08.21
Vorschautext:
inmitten ihrer Hinter-
lassenschaft steht er und
betrachtet mit melancholischer
Andacht das chaotische Innenleben
ihrer barocken Vitrine, diese einst
nicht zu berührenden heiligen
Schätze hinter stets ver-
schlossener Glastüre,
die Daguerreotypie des
Urahnen, sorgsam vor Licht
geschützt, die Vasensammlung
aus drei Jahrhunderten, die zierlichen
...
62 unsere Schuld 20.08.21
Vorschautext:
ihr summenden Seelenwände, die ihr mein
ängstliches Ich vor Wasser, Sturm und Feuer
schützen und die Liebe zu mir, uns und euch
bewahren wolltet, mir den aufrechten Gang

verlieht, auf den ich so stolz war - zerschellt
an Klippen nicht eingehaltener Versprechen
von Fortschritt und Zukunft; ohne Schutz vor
dem Licht des Tages bin ich und dem Dunkel

alter Ängste in mir, vor dem undurchschauba-
ren tonlosen Draußen, das man Leben nennt,
...
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