Von dem Nebel, der über den Wiesen steht
Ein Gedicht von
Marie Mehrfeld
Wieder ist’s weit nach Mitternacht,
mein Tagwerk habe ich endlich vollbracht,
krieche sinnierend unters Plumeau und frage
mich zweifelnd, bin ich nun froh?
Denke ich an die vergangenen Stunden –
was habe ich heute getan und gedacht?
Kam ich gelassen über die Runden? Bin ich
beruhigt für den Rest der Nacht?
Konnte den Haustürschlüssel nicht finden,
musste mich mit Hausarbeit schinden,
Stunden lang hab ich am Laptop gesessen und
den Geburtstag von Rita vergessen;
habe zu lang in die Röhre geglotzt
und wieder einmal den Jan angemotzt,
habe mich leider zu wenig bewegt
und über Nichtiges aufgeregt;
dabei brennt die Welt, wohin wir auch schalten,
Gewalt, Not und Terror, kaum auszuhalten;
inzwischen ist es zehn nach zwei,
von Schlaf keine Rede, die Nacht bald vorbei,
die Gedanken drehen sich weiter im Kreise,
werde nicht still auf diese Weise;
mit dem Frieden muss ich bei mir beginnen,
vielleicht öfter mir selber das Lied vorsingen
von dem Mond, der nur halb, wenn der Abendhauch
weht, von dem Nebel, der über den Wiesen steht;
von dem Nachbarn, dem kranken, dem alten
Jammer, den wir verschlafen in stiller Kammer,
ich lösche das Licht, mach die Augen zu,
lasse los, komme endlich zur Ruh.
© M.M.