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Titel
1138 Absehkunst 05.10.18
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Absehkunst

Von sich selbst absehen lernen
Heißt, den Tag anders besternen
Und sich an das Außen halten,
Nicht Register nur verwalten.

Aktiver stell' ich Welt mir vor:
Sie öffnet uns ein neues Tor,
Wo man lernt, von sich abzusehen,
Um Neuland wieder zu begehen.

...
1137 Wortklaubereien 05.10.18
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Wortklaubereien

Zum wortschwellenden Dauergewächs
gesellt sich übersteigertes Selbstbewusstsein.

Die Egomanie beherrscht so den eigenen Geist –
Energieverschwendung im Abwehrkampf:

Das hat Du mir nicht gesagt!

Ich habe nicht gesagt, dass...

...
1136 Spatzenkinder 04.10.18
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Spatzenkinder

Gesellige Spiele der kleinen Flieger
wecken mit Zwitschern die Alten auf.

Unter den noch laubenden Beerenbüschen
lässt sich leichthin ein Schwätzchen halten.

Man streitet, man flunkert und man balgt sich,
sucht frisch ausgeflogen den Schulterschluss
mit der Kleingruppe in launiger Fröhlichkeit,
wo Nahrungsfülle den Hunger stillt.
...
1135 Taghoffen 04.10.18
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Taghoffen

Wenn das hellere Licht aufscheint,
Müssen Dunkelschatten gehen
Und, was gestern noch beweint,
Darf jetzt erste Hoffnung sehen.

Keine Zeit bleibt ungelebt,
Wenn die Strahlen wieder locken
Und das Denken neu bewegt,
Wo nachts die Ideen hocken.

...
1134 Sonnentage in Italien 03.10.18
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Sonnentage in Italien


Nur einen Tag hellstiebender Regen,
Den das saugende Land doch braucht,
Um den Himmel zur Erde zu legen,
Wenn die Hitze das Kühlende staucht:

Das weite Land mit Lößböden
Und recht hohem Wasserstand,
Mit Kanälen, die nicht mehr in Nöten,
Weil sie gut gefüllt – wie das Land.
...
1133 In Luxushäusern 03.10.18
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In Luxushäusern

Früher kroch die stumpfe Herbsteskälte
In Häuser, Kleider und in die Glieder.
Das rauchende Heizsystem, recht fatal,
Ließ uns sitzen und reden und war geschaffen,
Dass es uns wärmte – auch unsere Lieder!

Ach, waren die Häuser früher noch kalt,
Selbst wenn die Seelen da tief in Frieden,
Erfühlten alles, was sehr familial,
Selbst dort, wo die dörfliche Not
...
1132 Der Gabentisch 02.10.18
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Der Gabentisch

Am Ehrentag mit Rotgirlanden
Kommt sie freudig zum Gabentisch,
Wo päckchenweis' Geschenke standen:
Das Plastikzeug voll Buntgemisch.

Und mit viel Mühe und viel Not
Entpackt sie nun das Allerlei,
Auch Süßigkeiten, Mandelbrot,
Dazwischen manches Schokoei.

...
1131 Altherrenmahlzeiten 02.10.18
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Altherrenmahlzeiten

Am Morgen reichen jedesmal
Ein Joghurt, Äpfel, Blütenpollen,
Auch Kerne in geringer Zahl,
Kein Kaffee, Kuchen und kein Stollen.

Mittags stets die Gemüsesuppe,
Mit dem, was ihm der Garten gibt.
Dann Zeitunglesen mit der Lupe,
Bevor er mittagsschlafend liebt.

...
1130 Oktober 01.10.18
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Oktober

Noch standen zuvor die Tage im Flimmern
Und ließen uns Menschen reichlich schwitzen.
Niemals wollte da ein Wölkchen schimmern
In dieses Jahres unsäglichen Hitzen.

Doch endlich kündet uns der Oktober
So langsam die Macht des Herbstes an.
Die Geranien blühen in feinem Zinnober,
Woran unser Aug' sich erfreuen kann.

...
1129 Heimkehr 01.10.18
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Heimkehr

Nach den vielen Infusionen
Edlich wieder dort zurück,
Wo Annehmlichkeiten wohnen
Und mein ganzes Lebensglück.

Anmut fehlte mir, das Lächeln,
Welches mir den Tag ankündigt,
Um mir Hoffnung zuzufächeln –
Dadurch bin ich nicht entmündigt!

...
1128 Vom Ende her gedacht 20.09.18
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Vom Ende her gedacht

Vom Ende her gedacht
Bleibt aller Anfang Hoffnung,
Denn wo der Geist erwacht,
Flieht er der Niederung,
Der Politik der Kindereien,
Dem Scheingefecht, dem lauten Schreien,
Weil das Gewissen äugend wacht.

Es sagt NEIN zu Untaten,
Die wir vorsätzlich planen,
...
1127 Kinderseligkeiten 20.09.18
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Kinderseligkeiten

Wie war das erste Lebensjahr so ohne Gehen,
Als ich allein noch in der Eltern Gunst,
Ganz nahe sie mich herzend sehen,
Erfahren durft' allein die zarte Kunst!

Mit den Geschwistern kam die erste Kränkung,
Denn Elternliebe musste sich nun teilen.
Und jetzt erlebte ich die Liebeslenkung:
Nicht immer konnten Eltern bei mir weilen.

...
1126 Altersblicke 19.09.18
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Altersblicke

Ein wenig noch die alten Augen
Umherschweifend und leibbelesen
Dorthin aussenden, wo sie taugen
Der Seelenlust im Daseinswesen.

Die Wünsche sind ja noch nicht tot,
Es gibt sie noch: Begehrlichkeiten,
Die aus dem Herzen ohne Not
Sich Freude wollen still bereiten.

...
1125 Immer weiterlaufen! 19.09.18
Vorschautext:
Immer weiterlaufen!

Stehenbleiben,
wenn im Zenit und Nachzenit
die goldenen Ähren reifen?

Mitnichten!

Sitzen und Stehen
sind nicht die öffnenden Attribute
menschlichen Daseins.

...
1124 Geschenke 18.09.18
Vorschautext:
Geschenke

Freude habt Ihr mir bereitet
Mit Eurer schönen Sonnenblume,
Die reich beknospet sich ausbreitet
Im Garten und auf magerer Krume.

Sie leuchtet dort mit großen Blüten
Zur Straße hin, zu Fußgängern,
Will mit dem Gelb das Land behüten,
Den Sonnenschein für uns verlängern.

...
1123 Der Sohn 18.09.18
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Der Sohn

Du triffst stets den richt'gen Ton,
Kein Mensch kann Dich beleidigen,
Bist uns ein teurer, lieber Sohn,
Musst Dich auch nicht verteidigen,

Denn Du drehst keine krummen Dinger,
Wie mancher des Geburtsjahrgangs,
Behältst deshalb nur saubere Finger,
Bist Musiker, Freund des Gesangs.

...
1122 Feindfreunde 17.09.18
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Feindfreunde

Da jammert man sich Ohren voll,
Findet nur sich selbst ganz toll,
Wenn gute Speisen viel zu kalt
Nichts lockt, als der Friedenswald.

Doch dann erzählt ein alter Mann,
Wo man Geschichte hören kann:
Der Großvater sei knapp genesen,
Nachdem er im Weltkrieg gewesen.

...
1121 Wertvoller Ruhestand 17.09.18
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Wertvoller Ruhestand

Zeit sich nehmen, den Tag genießen,
Nicht mehr auf Angreifer schießen
Und sich nicht am Du verdrießen.

Schönes bestellen, Bestes wählen,
Lang ausgehen, auf Ruhe zählen
Nicht mehr hadern, wenig mailen.

Sich dabei Größeres vorstellen,
Langsam, nicht wie bei den Schnellen
...
1120 Lebenskonzepte 16.09.18
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Lebenskonzepte

Gib einem Reichen hundert Euro,
Er macht dreihundert Euro draus.
Gib einem Alci tausend Euro
Und er wirft sie zum Fenster raus,

Geht rasch zum nächsten Billigtempel
Und trinkt, bis ihm dann nichts mehr da.
Dann lamentiert und mit Gerempel,
Meint, dass Unrecht ihm stets geschah.

...
1119 Mondstand 16.09.18
Vorschautext:
Mondstand

Am Himmel steht grell im Zenit
Der Vollmond, den Sterne begleiten.
Er nimmt im Schlaf mich selig mit,
Will Wohlträume mir zubereiten.

Lange zieht er so seine Bahn,
Während ich langsam in Tiefschlaf falle.
Erst wenn früh kräht des Nachbars Hahn,
Seh' ich, dass schon sein Antlitz fahle,

...
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