Profil von Eva Pietsch

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Anzahl Gedichte: 206
Anzahl Kommentare: 16
Gedichte gelesen: 24.116 mal
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Titel
186 Lyrischer Ziffernschreibkurs 18.09.24
Vorschautext:
Die 1 nimmt ihren Lauf.
Erst steigt sie steil bergauf
Dann stoppt sie und springt munter
von oben wieder runter.

Aus einem rechten halben Herz
besteht die 2. Das ist kein Scherz.
Denk an die schöne Spitze und
auch an den Strich am Grund!

Halt nach dem ersten Bogen an,
dass man die Spitze sehen kann!
...
185 Flügge 25.07.24
Vorschautext:
Flügge wirst Du, Paradiesvogelkind.
Das heißt, Du wechselst demnächst das Gefieder.
Es heißt auch, dass Erwachsene jetzt anstrengend sind.
Sorge dich nicht! Das gibt sich auch wieder.

Wann immer Elternworte stören,
ist jeweils der Beschluss zu fassen:
Ist‘s angezeigt, auf sie zu hören,
oder es doch sein zu lassen?

Die Phase stärkerer Opposition
gegen der Altvögel Erziehungsmaßnahmen
...
184 Vierzehn Wenigzeiler 25.07.24
Vorschautext:
Wollen Schulden wirklich
beglichen werden?
Woll‘n sie nicht viel lieber
gestrichen werden?

Indem man zu viel reflektiert,
macht man manches kompliziert.

Das Verständnis von der Unendlichkeit
ist keine Selbstverständlichkeit.

Bleibt es anderen auch unbegreiflich,
...
183 Fragwürdige Innovation 09.06.24
Vorschautext:
Seit Jahrtausenden dreht das Rad seine Runden.
Ich habe es trotzdem nochmal erfunden.
Die Innovation: Mein Rad hat Ecken.
Was wollte ich damit nochmal bezwecken?
182 Fehler 27.05.24
Vorschautext:
Viele Fehler sind oft schon geschehen.
Auch mir sind sie also zuzugestehen,
denn eines tue ich gar nicht gerne:
dass ich aus Fehlern anderer lerne.
Ich brauchte noch keine aus zweiter Hand,
weil ich die meinen stets selbst erfand.
Völlig unbeirrt hab‘ ich sie mir ausgedacht.
merke: Die besten Fehler sind selbergemacht.
181 Zu spät! 27.05.24
Vorschautext:
Das Rad ist lange schon erfunden
Und dreht erfolgreich seine Runden.
Ein Zweifler hat nicht darauf vertraut
und es noch einmal gebaut.

Zuweilen ist Skepsis ja angebracht,
doch mancher Zweifler blieb ewig Zweiter,
hat sich nur Repliken ausgedacht
und brachte die Welt nicht weiter.
180 Lüge und Wahrheit 27.05.24
Vorschautext:
Während die Wahrheit gemächlich die Schleifen
ihrer Schuhe noch sorgfältig band,
war in rasendem Tempo mit harmlosem Pfeifen
die Lüge dreimal um die Welt schon gerannt.
179 Ehrgeizling 27.05.24
Vorschautext:
Der Weißdorn tritt jedes Jahr im Lenz
mit seinesgleichen in Konkurrenz.
Man möchte ihn warnen: „Halt inne, du Tor!
Brächten all deine Blüten auch Früchte hervor,
brächest du zusammen unter der Last,
die du selbst dir zugemutet hast.
Lass doch die anderen alle streben
und gönn‘ du dir selbst ein beschauliches Leben.“
178 Poesiealbum 26.05.24
Vorschautext:
Dass ich Poesiealben gerne mag,
beweist, ich bin vom alten Schlag.
Die Dichtkunst nennt man Poesie.
Ein Gedicht fordert die Phantasie
mehr als ein tabellarischer Bericht
Über Lieblingsessen und Körpergewicht.

In den Alben mit anfangs noch leeren Seiten
sammeln sich sowohl Lebensweisheiten
als auch gute Wünsche im Laufe der Zeit.
Dank ihnen ist man für immer gefeit
gegen jedwede Unbill im Leben.
...
177 Achtung, eine Durchsage 09.05.24
Vorschautext:
Der Zug fährt heute verspätet und
dafür ist eine Verspätung der Grund.
Er wurde so spät bereitgestellt,
dass er womöglich auch ganz ausfällt.
Das Maß der Verspätung wird verkündet,
sobald wir wissen, wo er sich befindet.
Das Personal, den Zug zu steuern,
sind wir im Begriff für Sie anzuheuern.
Ihr Fahrgastrecht wird von uns verletzt
und Ihr Verständnis dafür vorausgesetzt.
Schön, dass Sie vielleicht mit uns fahr'n!
Es dankt Ihnen Ihre Deutsche Bahn.
176 Erkenntnis zu Himmelfahrt 09.05.24
Vorschautext:
Gemütlich lag ich im Gras auf dem Rücken
und durchstreifte den Himmel mit meinen Blicken.
Im Maigrün lag ich mittendrin.
Weiß fuhren am Himmel die Wolken dahin.
Träge begann ich zu überlegen:
Sind’s wirklich die Wolken, die sich bewegen?
Da hatte mich plötzlich der Zweifel ereilt,
ob der Himmel denn wirklich am Platz verweilt.
Mit einem Male wurde mir klar,
dass, was fuhr, in Wahrheit der Himmel war.
Ich schaute noch eine Weile gebannt.
Warum hatte ich das noch nicht früher erkannt?
...
175 Verfolgt 09.05.24
Vorschautext:
Ich hoffe, er fühlt sich von mir nicht belästigt,
mein Schatten. Ich bin nämlich an ihm befestigt.
Es kann auch sein, dass ich ihm nütze,
weil ich ihn vor UV-Licht schütze.
Sonnenbrand kommt bei meinem Schatten nie vor.
Ich habe einen hohen Lichtschutzfaktor.
Manch einem ist es vielleicht nicht neu:
Die meisten Schatten sind sehr lichtscheu.
Ein kleiner Disput, den wir zwei einst hatten,
war, wessen Aufgabe es sei, wen zu beschatten.
Eine Weile lang waren wir beide erbost.
Dann haben wir einfach ausgelost.
174 Schöne neue Rechtschreibung 09.05.24
Vorschautext:
Auf der Hatz muss man sich hätzen.
Der Sätzer muss den Drucksatz sätzen.
Was einst galt, ist heut‘ unentgältlich.
Die Ältern sind schon etwas ältlich.
Ein Einwand ist immer einzuwänden.
Versandartikel sind zum Versänden.
Wer Rache plant, gedenkt sich zu rächen,
und eine Sprache dient dem Sprächen,
zum Beispiel Änglisch den Angelsachsen.
Klar ist auch: Ein Gewächs muss wachsen.
Einer Stange gleicht ihr Stängel.
Etwas bange ist der Bängel.
173 Realpolitik 09.05.24
Vorschautext:
Wieder wird in der Zeitung zu lesen sein:
Niemand will schuld daran gewesen sein.
Der verantwortungslose Verursacher strahlt noch,
denn der Steuerzahler zahlt doch -
blind dafür, wie die üblichen Verdächtigen
sich zur Selbstbereicherung ermächtigen.
172 Gedanken beim Besuch einer gotischen Kathedrale 09.05.24
Vorschautext:
Durch eines der reich geschmückten Portale
betrete ich die gotische Kathedrale.
Säulen, Reliquien, güldene Schreine,
unter mächtigen Grabplatten bleiche Gebeine.
Edles Gewölbe, pompöse Gemäuer
bezahlt und erbaut mit erpresster Steuer
von Menschen, die vom Nötigsten für ihr Leben
gezwungen wurden, reichlich zu geben.
Allein durch das Beten von Rosenkränzen
wär’ kaum gelungen, diesen Dom zu kredenzen.
Wie viele sind beim Bau abgestürzt?
Und wem hat man den kargen Lohn gekürzt?
...
171 Klage nach der Wahl 09.05.24
Vorschautext:
Ach wär‘n wir doch Opposition geblieben!
Das hofften wir, als wir das Wahlprogramm schrieben.
Doch sind wir an die Regierung gekommen.
Jetzt werden wir beim Wort genommen,

Erwarten diese naiven Wählergestalten
etwa, dass wir Versprechen halten?
Wir haben das Fähnchen im Winde gedreht.
Ist uns doch egal, was im Wahlprogramm steht!
Wir haben gedacht, dass ein Opportunist
und ein Oppositioneller dasselbe ist.
Zwar war das ein Irrtum, doch immerhin haben
...
170 Regen oder Traufe? 08.05.24
Vorschautext:
Pünktlichkeit ist ein optimistischer Wahn,
reist man mit der Deutschen Bahn.
Nicht immer, wenn sich ihre Züge verspäten,
aber manchmal wird man um Verständnis gebeten.

Wer seine Hoffnung aufs Auto setzt,
hat sich möglicherweise auch verschätzt,
denn sehr nachteilig schlägt hier zu Buche
der Zeitaufwand für die Parkplatzsuche.

Der Fluch der Verspätung lässt sich durch Fliegen
auch nicht zuverlässig besiegen,
...
169 Sinfonie in Grün 08.05.24
Vorschautext:
Nicht lange, nachdem die Tulpen blüh’n,
erklingt die große Sinfonie in Grün
in jedem Jahr zu Anfang Mai,
und viel zu schnell ist sie vorbei.
Der strahlend Schlussakkord in Dur kündet
vom Frühjahr, das in den Sommer mündet.
168 Wahlkampf der Jahreszeiten 08.05.24
Vorschautext:
In einem heißen Wahlkampf streiten
um Wählergunst vier Jahreszeiten.

Wie immer hab’ ich den Sommer gewählt.
Dann wurden die Stimmen ausgezählt.

In der Verschiedenheit ihrer Meinungen klafft
weit auseinander die Wählerschaft.

Die Stimmen wurden - grob gepeilt -
gleichmäßig auf alle Parteien verteilt.

...
167 Mai-Mode 08.05.24
Vorschautext:
Gegen Mitte des Wonnemonats naht
in jedem Jahr die erste Mahd.
Wird es wärmer, kann die Landschaft wagen,
ihre Wiesen kurz zu tragen.
Die Frisur der Landschaft ist neu
und duftet sommerlich nach Heu.
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