Profil von Eva Pietsch

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Registriert seit dem: 25.10.2020

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Anzahl Gedichte: 229
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Gedichte gelesen: 24.677 mal
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Titel
49 Realpolitik
Vorschautext:
Wieder wird in der Zeitung zu lesen sein:
Niemand will schuld daran gewesen sein.
Der verantwortungslose Verursacher strahlt noch,
denn der Steuerzahler zahlt doch -
blind dafür, wie die üblichen Verdächtigen
sich zur Selbstbereicherung ermächtigen.
48 Schöne neue Rechtschreibung
Vorschautext:
Auf der Hatz muss man sich hätzen.
Der Sätzer muss den Drucksatz sätzen.
Was einst galt, ist heut‘ unentgältlich.
Die Ältern sind schon etwas ältlich.
Ein Einwand ist immer einzuwänden.
Versandartikel sind zum Versänden.
Wer Rache plant, gedenkt sich zu rächen,
und eine Sprache dient dem Sprächen,
zum Beispiel Änglisch den Angelsachsen.
Klar ist auch: Ein Gewächs muss wachsen.
Einer Stange gleicht ihr Stängel.
Etwas bange ist der Bängel.
47 Erkenntnis zu Himmelfahrt
Vorschautext:
Gemütlich lag ich im Gras auf dem Rücken
und durchstreifte den Himmel mit meinen Blicken.
Im Maigrün lag ich mittendrin.
Weiß fuhren am Himmel die Wolken dahin.
Träge begann ich zu überlegen:
Sind’s wirklich die Wolken, die sich bewegen?
Da hatte mich plötzlich der Zweifel ereilt,
ob der Himmel denn wirklich am Platz verweilt.
Mit einem Male wurde mir klar,
dass, was fuhr, in Wahrheit der Himmel war.
Ich schaute noch eine Weile gebannt.
Warum hatte ich das noch nicht früher erkannt?
...
46 Achtung, eine Durchsage
Vorschautext:
Der Zug fährt heute verspätet und
dafür ist eine Verspätung der Grund.
Er wurde so spät bereitgestellt,
dass er womöglich auch ganz ausfällt.
Das Maß der Verspätung wird verkündet,
sobald wir wissen, wo er sich befindet.
Das Personal, den Zug zu steuern,
sind wir im Begriff für Sie anzuheuern.
Ihr Fahrgastrecht wird von uns verletzt
und Ihr Verständnis dafür vorausgesetzt.
Schön, dass Sie vielleicht mit uns fahr'n!
Es dankt Ihnen Ihre Deutsche Bahn.
45 Ehrgeizling
Vorschautext:
Der Weißdorn tritt jedes Jahr im Lenz
mit seinesgleichen in Konkurrenz.
Man möchte ihn warnen: „Halt inne, du Tor!
Brächten all deine Blüten auch Früchte hervor,
brächest du zusammen unter der Last,
die du selbst dir zugemutet hast.
Lass doch die anderen alle streben
und gönn‘ du dir selbst ein beschauliches Leben.“
44 Lüge und Wahrheit
Vorschautext:
Während die Wahrheit gemächlich die Schleifen
ihrer Schuhe noch sorgfältig band,
war in rasendem Tempo mit harmlosem Pfeifen
die Lüge dreimal um die Welt schon gerannt.
43 Fehler
Vorschautext:
Viele Fehler sind oft schon geschehen.
Auch mir sind sie also zuzugestehen,
denn eines tue ich gar nicht gerne:
dass ich aus Fehlern anderer lerne.
Ich brauchte noch keine aus zweiter Hand,
weil ich die meinen stets selbst erfand.
Völlig unbeirrt hab‘ ich sie mir ausgedacht.
merke: Die besten Fehler sind selbergemacht.
42 Vierzehn Wenigzeiler
Vorschautext:
Wollen Schulden wirklich
beglichen werden?
Woll‘n sie nicht viel lieber
gestrichen werden?

Indem man zu viel reflektiert,
macht man manches kompliziert.

Das Verständnis von der Unendlichkeit
ist keine Selbstverständlichkeit.

Bleibt es anderen auch unbegreiflich,
...
41 Maß halten
Vorschautext:
Übt man freiwillig Verzicht,
verspürt man keinen Neid.
Um Armut geht es dabei nicht,
sondern um Bescheidenheit.
Mit Ansprüchen gehen schlicht
und einfach viele viel zu weit.
40 Nicht unterschätzen!
Vorschautext:
Dein Gegenüber steht auf dem Schlauch,
denkst du. Das denkt es von dir auch.
Es hatte nämlich schon längst erfasst,
was du ihm nochmal erläutert hast.
39 Micro-Coaching: Be a boss, Teil 2
Vorschautext:
Entschuldigen Sie sich bloß nie!
Sie sind in jedem Wortgefecht
auf Ihrer Stufe der Hierarchie
schon von Amts wegen im Recht.

Alles richtig zu machen, macht erhaben,
und was Fehler sind, bestimmen doch Sie.
Das gehört nun einmal zu den Gaben
der Oberen in der Hierarchie.

Zeigen bei Einwänden Sie keinen Schreck
und schreiten Sie herrschaftlich zu Werke!
...
38 Ein Hoch auf die Lerndiagnostik
Vorschautext:
Die Digitaldiagnostik ist richtig gut,
weil sie tut, was Diagnostik halt tut.
Daten erhebt sie und gibt dann Bericht:
Was kann das Kind und was noch nicht?
Ihre Aufgabe ist es zu eruieren,
was muss der Testling noch trainieren.
"Wo ist denn bloß die Großstelltaste?",
war, was das Kind nicht recht erfasste.
Der Bedarf, den wir ermittelt haben,
ist ein Kurs für Großbuchstaben.
37 Abgehauen
Vorschautext:
Auf der Deichkrone bekam ich einen Schreck:
Das ganze Nordseewasser war weg.
Wozu haben wir sie denn eingedeicht,
wenn dann die Nordsee doch entweicht?
36 Demo-Plakat
Vorschautext:
Statt demonstrieren zu müssen in Menschenmassen,
könnten wir uns mit etwas Klugem befassen,
würden die Dummen das Dummsein nur lassen.
Doch leider sind sie noch nicht weit
genug entwickelt und nicht gescheit.
Wie schade um die schöne Zeit!
35 Moment mal!
Vorschautext:
Du scheinst im Galopp durchs Leben zu traben
und für nichts und niemanden Zeit zu haben.
Wünschst du es anders, musst du dich bequemen,
zum Innehalten dir Zeit zu nehmen.

In deiner Hektik sägst du dumpf
den Wald um, doch die Säge ist stumpf.
Hältst du inne, um mal einen Blick zu werfen,
fällt dir vielleicht ein, dein Werkzeug zu schärfen.
34 Nö!
Vorschautext:
"Nö" ist mein neues Lieblingswort.
"Nö" sage ich in einem fort
Ich weide mich daran und freue mich still,
all das nicht zu tun, was ich nicht will.
Ich fange auch erst gar nicht an
mit alledem, was ich nicht kann.
33 Fassade gewahrt
Vorschautext:
Potemkinsche Dörfer und Prunkkulissen
soll unser werter Besuch nicht missen.
Wir räumen das Chaos in den Keller.
Ordnung dauert. So geht es schneller.
Oben hui, unten pfui gemäß altem Brauch.
Waschen nicht nötig - Parfüm tut's doch auch.
Dreckecken-Mief bringt keinen zum Niesen,
wenn überall Duftbäumchenwälder sprießen.
Auf diese Weise haben wir Arbeit gesprat
und zugleich die Fassade gewahrt.
32 Fake News
Vorschautext:
"Fake News" ist Englisch, falls du das nicht weißt.
Willst du wissen, was das heißt?
Gemeint sind die als Tatsachen verpackten
unbewiesenen, "alternativen Fakten".
Man hört sie an, schon das lässt tief blicken.
Und dann erwischt man sich noch beim Nicken.
31 Der Untergang im Abend-Land
Vorschautext:
Vermeintlich geht täglich die Sonne unter.
Immer wieder spricht man darüber munter.
Gehören denn alle, die sowas behaupten
zu den ihres Verstandes beraubten?
Man sehe den Tatsachen ins Gesicht:
Untergehen kann die Sonne nicht.
Nein, sie steht still an ihrem Fleck.
Wir dreh'n uns mit der Erde weg.
Und was muss da die Sonne sehen?
Nun, sie sieht uns untergehen.
Bedenkt man das genauer,
ist sie kein bisschen schlauer.
30 Den Hals nicht voll genug kriegen
Vorschautext:
Gierige lechzen danach, Gut und Geld zu vermehren
und Kaviar und Austern en gros zu verzehren.
Dabei geht es ihnen nicht so sehr
ums Wieviel, sondern um das Immer-mehr.

Eine Gewinnfunktion, die linear, aber steil ist,
ist etwas, das schon ziemlich geil ist.
Verläuft eine Kurve erst immer steiler,
ist das schlichtweg noch viel geiler.

Ein solcher Wachstumsverlauf, ein exponentieller,
bedeutet, das Einkommen wächst immer schneller.
...
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