Titel | ||||
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69 | Wohin? | |||
Vorschautext: Silberstreif am Horizont, wo kommst du her? Wo gehst du hin? Silberstreif, hätt‘ ich gekonnt, wär‘ ich jetzt nicht, wo ich bin. Silberstreif, weil ich wie du auch ein Ziel vermisse, silbertreif‘ ich ohne Ruh‘ wie du durchs Ungewisse. |
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68 | Grenzenlos querdenken | |||
Vorschautext: Die Gesetze der Vernunft hindern and‘re nur am Denken. Mein Alu-behütetes Gehirn lässt sich von ihnen nicht beschränken. |
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67 | Ende des Urlaubs | |||
Vorschautext: Pegasus, vielleicht hast du gedacht, jetzt wird für immer Ausflug gemacht. Hoffentlich hast du die Freiheit genutzt, denn jetzt werden dir wieder die Flügel gestutzt. Fortan heißt es, am Boden zu bleiben, um die Mühle anzutreiben. Scheuklappen erleichtern im Kreis zu traben, statt ferne Ziele im Blick zu haben. Doch kommen auch wieder andere Zeiten. Dann darfst du erneut die Schwingen ausbreiten. |
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66 | Die Freiheit des Kunstwerks | |||
Vorschautext: (Variante zu „Auf die Botschaft kommt es an“) Wenn ein Kunstwerk für sich spricht und durch Genialität besticht, empfiehlt sich nach meiner Meinung nicht, es unter dem Aspekt zu betrachten, ob des Künstlers Moral zu verachten, oder gar zu verehren sei. Das sei für das Urteil einerlei. Und sei‘s auch das Werk eines Bösewichts, so könnte es selbst dafür doch nichts. ... |
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65 | Vorfrühling auf der Heide | |||
Vorschautext: Noch trist ist die Heide und blütenleer. Da muss ein bisschen Farbe her. Schnell ließe sich das Graubraun verdrängen, wenn wir nur eifrig die Pinsel schwängen. Sieh nur: Die Rinde all dieser Horden von Birken ist mit der Zeit braun geworden. Lass die Pinsel uns in frische Farbe tauchen. Diese Stämme können einen Anstrich gebrauchen. Wohl niemand würde die Idee geißeln, wenn wir ihnen die Rinde weißeln. Komm, wir malen uns gelb den Ginster, dann wirkt es hier gleich weniger finster. ... |
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64 | Kein Rest vom Fest | |||
Vorschautext: Wie ein Heuschreckenschwarm fiel er ein, mein Besuch. Von der Festtafel blieb nur zurück das Tuch. Behagt hat mein Gastmahl ausnahmslos allen, weshalb sie gedenken, erneut einzufallen. Noch nie gelang mir, mich zu verstecken vor Vielfraßen und gierigen Wanderheuschrecken. Und doch ist mir genaugenommen sehr recht, wenn sie mal wiederkommen. |
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63 | Vertikal kommuniziert | |||
Vorschautext: Von der Stufe herab, auf der ich stehe, ordne ich an: Mein Wille geschehe! Auf hierarchische Fallhöhe kommt‘s an, wenn ich den Befehl nicht begründen kann. |
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62 | Wissenswertes über Katzen | |||
Vorschautext: Viele Katzen neigen zu beredtem Schweigen. Die besonders schlauen miauen. |
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61 | Warnung vor blühendem Rhododendron | |||
Vorschautext: Wer hat denn so viele Blüten geordert? Die Netzhäute werden spontan überfordert. Wenn Sehzellen alle Rosa-Transmitter auf einmal auskippen, wird‘s bitter, denn alle, die zu lange hingucken, sind nach diesem Anblick rosablind. |
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60 | Postkartenmotiv unzutreffend | |||
Vorschautext: So schön könnte hier die Küste sein, Schiene nur der Sonnenschein. Doch weil der ausbleibt, wann immer er kann, denkt er noch nicht einmal daran, und weil er‘s auch nicht muss bei Regen, kommt ihm das Wetter sehr gelegen. Der Sonnenschein macht heute blau. Die Landschaft trieft vor tristem Grau und noch dazu ist sie ganz nass. Doch drüber klagen, was bringt das? Gar nichts, würde ich mal sagen, aber ich will trotzdem klagen. |
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59 | Wasserdicht? | |||
Vorschautext: Meine neue Jacke unterzieh‘ ich dem Test, Ob sie Regenwasser durchlässt. Ist sie gar, wie versprochen, dicht? Nee, ist sie nicht. |
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58 | Micro-Coaching: Be a boss, Teil 1 | |||
Vorschautext: Sie erläutern Ihren genialen Plan. Eine Nachfrage fühlt diesem sogleich auf den Zahn. und man wagt, ein Widerwort aufzutischen? Das können Sie lässig vom Tische wischen. Wenn Ihnen dafür Argumente fehlen, müssen Sie machtvolle Sätze wählen. Eine Gegenmeinung zu unterdrücken, wird Ihnen mit folgenden Worten glücken. Der Satz "Dann gehen Sie doch!" verschafft Ihnen die Überzeugungskraft, ... |
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57 | Wintervorrat | |||
Vorschautext: Der Farbenreichtum im Mai macht glücklich. Bediene dich daran augenblicklich! Die eigenäugig gesammelten Farben binde in deinem Herzen zu Garben. Kommt der Winter dereinst, obwohl keiner ihn bat, kannst du zehren von deinem Farbvorrat. |
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56 | Samtgrün | |||
Vorschautext: Die Gerste steht schon wieder in Ähre, als ob nie Winter gewesen wäre. Jeder Halm ist grün entflammt im Feld aus winddurchwogtem Samt. |
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55 | Mai-Mode | |||
Vorschautext: Gegen Mitte des Wonnemonats naht in jedem Jahr die erste Mahd. Wird es wärmer, kann die Landschaft wagen, ihre Wiesen kurz zu tragen. Die Frisur der Landschaft ist neu und duftet sommerlich nach Heu. |
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54 | Wahlkampf der Jahreszeiten | |||
Vorschautext: In einem heißen Wahlkampf streiten um Wählergunst vier Jahreszeiten. Wie immer hab’ ich den Sommer gewählt. Dann wurden die Stimmen ausgezählt. In der Verschiedenheit ihrer Meinungen klafft weit auseinander die Wählerschaft. Die Stimmen wurden - grob gepeilt - gleichmäßig auf alle Parteien verteilt. ... |
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53 | Sinfonie in Grün | |||
Vorschautext: Nicht lange, nachdem die Tulpen blüh’n, erklingt die große Sinfonie in Grün in jedem Jahr zu Anfang Mai, und viel zu schnell ist sie vorbei. Der strahlend Schlussakkord in Dur kündet vom Frühjahr, das in den Sommer mündet. |
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52 | Regen oder Traufe? | |||
Vorschautext: Pünktlichkeit ist ein optimistischer Wahn, reist man mit der Deutschen Bahn. Nicht immer, wenn sich ihre Züge verspäten, aber manchmal wird man um Verständnis gebeten. Wer seine Hoffnung aufs Auto setzt, hat sich möglicherweise auch verschätzt, denn sehr nachteilig schlägt hier zu Buche der Zeitaufwand für die Parkplatzsuche. Der Fluch der Verspätung lässt sich durch Fliegen auch nicht zuverlässig besiegen, ... |
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51 | Klage nach der Wahl | |||
Vorschautext: Ach wär‘n wir doch Opposition geblieben! Das hofften wir, als wir das Wahlprogramm schrieben. Doch sind wir an die Regierung gekommen. Jetzt werden wir beim Wort genommen, Erwarten diese naiven Wählergestalten etwa, dass wir Versprechen halten? Wir haben das Fähnchen im Winde gedreht. Ist uns doch egal, was im Wahlprogramm steht! Wir haben gedacht, dass ein Opportunist und ein Oppositioneller dasselbe ist. Zwar war das ein Irrtum, doch immerhin haben ... |
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50 | Gedanken beim Besuch einer gotischen Kathedrale | |||
Vorschautext: Durch eines der reich geschmückten Portale betrete ich die gotische Kathedrale. Säulen, Reliquien, güldene Schreine, unter mächtigen Grabplatten bleiche Gebeine. Edles Gewölbe, pompöse Gemäuer bezahlt und erbaut mit erpresster Steuer von Menschen, die vom Nötigsten für ihr Leben gezwungen wurden, reichlich zu geben. Allein durch das Beten von Rosenkränzen wär’ kaum gelungen, diesen Dom zu kredenzen. Wie viele sind beim Bau abgestürzt? Und wem hat man den kargen Lohn gekürzt? ... |
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