Profil von Eva Pietsch

Typ: Autor
Registriert seit dem: 25.10.2020

Statistiken


Anzahl Gedichte: 193
Anzahl Kommentare: 12
Gedichte gelesen: 22.221 mal
Sortieren nach:
Titel
33 Weiter Weg 29.03.21
Vorschautext:
Es dauert wohl recht lange Zeit
von hier bis zur Unendlichkeit,
doch irgendwann endet auch diese Fahrt,
überwindet man nur die Gegenwart.
32 Global gesehen 29.03.21
Vorschautext:
Ein Problem - scheint es auch groß -
ist meist global bedeutungslos.
Dem Globus ist's doch allemal
unwichtig bis ganz egal,
weshalb er sich, wie ihr seht,
unbekümmert weiterdreht
und dabei den ganzen Mist
einfach so lässt, wie er ist.
31 Kleine Orientierungshilfe 28.02.21
Vorschautext:
Wenn die ein Windrad den Hintern entgegendreht,
heißt das, dass der Wind dir entgegenweht.

Sollte dem Windrad stattdessen belieben
dich anzuschauen, wird der Wind dich schieben.

Manchmal weht der Wind seitwärts zu deinem Ziel.
Dann siehst du das Windrad im Profil.
30 In memoriam Ingvar Kamprad 28.02.21
Vorschautext:
Man errichtete ihm - ganz Schweden war stolz -
ein Denkmal. Natürlich war es aus Holz.
Von innen bestand‘s, man braucht‘s kaum zu erwähnen,
aus zusammengeleimten Sägespänen.
Passend zu dem, was die Welt geerbt
von ihm, war es blau-gelb gefärbt.
Demjenigen, ohne den die Möbelhauskette nicht wäre,
Ingvar Kamprad gebührte diese Ehre.
Die Handwerker achteten beim Montieren
streng darauf, die Schrauben nicht zu verlieren.
Und doch fehlten im Bausatz Schrauben.
Die Honoratioren wollten‘s nicht glauben.
...
29 Orgelbau einst 28.02.21
Vorschautext:
Bei den ersten Versuchen der Altsteinzeit
kam man im Orgelbau noch nicht weit.
Die Pioniere haben unverdrossen
Pfeifen aus flüssigem Stein gegossen.
Materialbedingt waren diese sehr haltbar,
doch war Musik darauf nicht gestaltbar.
Sie ließen sich leider nicht dazu bringen,
ein wenig wir Orgelpfeifen zu klingen.
Auch rätselt man heute noch: Welchen Zwecken
diente die seltsame Form mit sechs Ecken.
Bis heute sind sie wohlbewahrt und versteinert.
Der Zahn der Zeit hat sie nicht zerkleinert.
...
28 Doppelbefund 28.02.21
Vorschautext:
Ja, ist es denn möglich? Das ist doch die Höhe!
Der Hund hat nicht Läuse bloß, sondern auch Flöhe.
Ein einz‘ges Symptom nur bei zwei Befunden.
Vielleicht reicht dann ein Mittel zum Gesunden.
Man verpasse ihm entweder eine Glatze
oder heiße ihn, dass er sich ausgiebig kratze.
Entweder oder - oder halt beides
beschert dem Tier ein Ende des Leides.
27 Himmlische Etymologie 28.02.21
Vorschautext:
Ein abstürzendes Stück Weltraumschrott
überraschte beim Mittagessen Gott.
„Du lieber Himmel“ war, was er dachte,
als es in seine Mahlzeit krachte.

Ein Meteoritenstück, so eine Art Schnuppe,
Versenkte sich in seiner Suppe.
Just aus diesem von allen Töpfen,
aus der Ursuppe musste er den Fremdkörper schöpfen.

Das Stück Dreck, dass Gott in seiner Suppe fand,
hat er phantasieloserweise „Erde“ genannt.
...
26 Tja! 28.02.21
Vorschautext:
Es scheint sich um eine feste Fläche zu handeln,
als könne man über das Wasser wandeln
auf der Straße aus silbernem Mondenlicht,
doch das geht ja leider nicht.
Man würde der Versuche rasch überdrüssig.
Das Meer ist leider nach wie vor flüssig.
25 Sieh da! 28.02.21
Vorschautext:
Sieh da! (09.07.2018)

Beim Blick in den Spiegel bekam ich einen Schreck.
Mein Spiegelbild war - einfach weg.
Schaute ich ihm vielleicht zu verschlafen?
Wollte es mich dafür bestrafen?
Oder lag’s womöglich doch an mir,
und ich war selbst noch gar nicht hier?
Prüfend griff ich mir ins Gesicht.
Ich war da. An mir lag’s nicht.

Auf einmal kam mir ein Verdacht.
...
24 Zeitlos 28.02.21
Vorschautext:
Modern ist, wem’s auf den den Nägeln brennt,
zu folgen jedem neuen Trend.
Doch Altes, dem Untergang jetzt geweiht,
war auch modern zu seiner Zeit.

Die Gegenwart wird hinweggefegt
von der Zukunft. Jemand, der gut überlegt,
dreht sein Fähnlein nicht ständig im Wind,
sondern wählt Dinge, die zeitlos sind.
23 Dem Guten dienen 28.02.21
Vorschautext:
Aus der Tatsache, dass Atommüllfässer rosten,
ergeben sich immense Ewigkeitskosten.
Aus Erfindungen Ewigkeitsgewinn
zu schöpfen, ergäbe viel mehr Sinn.
22 Nicht der letzte Schrei 28.02.21
Vorschautext:
„Der Zenit der Moderne wurde gesprengt“,
sprach ein Kritiker. „Wenn man es recht bedenkt,
kann nach derartig Neuem nichts Neues mehr kommen.“
Was dann kam, hat ihn nicht beim Wort genommen.
Dem folgenden Neuen war’s einerlei.
Der letzte wurde zum vorletzten Schrei.
21 Die Betonung macht’s 28.02.21
Vorschautext:
Für en vogue und für modern
erklärt die Avantgarde sich gern.
Doch die Flammen der Vergänglichkeit lodern.
Was heute modern ist, wird morgen schon modern.
20 Hohler Berater 28.02.21
Vorschautext:
Ich wusste nicht, was ich zu erwarten hatte
von dem Experten in Anzug und Krawatte,
der mich in eine mathematische Formel hüllte,
die sich dann jedoch nicht erfüllte.

Der Zweifel streifte zu spät meinen Sinn:
War in dem Anzug überhaupt jemand drin?
Falls ja, hatte er gar keine Ahnung.
Diese Erfahrung gereiche mir künftig zur Mahnung!
19 Ein Apfel am Tag 28.02.21
Vorschautext:
Wer pro Tag einen Apfel sich einverleibt,
bewirkt, dass der Arzt ihm vom Leibe bleibt.
Zumindest ist das, was das Sprichwort besagt.
Doch seit meinem Krankenhausaufenthalt nagt
diesbezüglich leiser Zweifel an mir:
Was will denn dann der Arzt bloß hier?
Ich frage mich wirklich, was hier los is’.
Liegt’s an einer Apfel-Überdosis

Die Arztfreiheit wird womöglich verfehlt,
wenn man sich beim Apfelessen verzählt.
18 Zum Patent anzumelden 28.02.21
Vorschautext:
Mein Konzept, mit mir selbst nur zu diskutieren,
lass' ich zur Sicherheit patentieren.
Zwar kenne ich meine Meinung schon,
doch verkürzt genau das die Diskussion,
erspart mir Meinungen anderer Sorte
und jede Menge Widerworte.
Ich weiß schon den Titel des Patents:
Es heißt der "egosolistische Konsens".
17 Ich am Eingang des Seniorenkinos 28.02.21
Vorschautext:
Ich muss doch sehr bitten;
hier wird nicht gestritten.

Junger Mann, man soll das Alter ehren!
Doch Sie wollen mir den Zutritt verwehren?

Sei meinen, für eine Seniorin sei ich zu jung?
Mit Verlaub, Sie reden ... nennen wir’s Dung.

Nur ruhig, der Herr, nicht angeeckt!
Die Jugend zolle dem Alter Respekt!

...
16 Erkenntnis 28.02.21
Vorschautext:
Zwar scheint es mir enorm verfrüht,
doch sind sie wirklich schon verblüht
und werden zweifelsohne welk,
die Knochen in meinem Knochengebälk.
15 Elegant gefaltet 28.02.21
Vorschautext:
Mittlerweile gehören wir zu den Alten.
Man erkennt es an den Falten.
Doch wir beiden haben es geschafft:
Wir (f)altern einfach vorteilhaft.

Beim Gesichts-Origami kommt es nämlich drauf an,
dass man Falten richtig platzieren kann.
Auf wenig harmonische Weise verknittert
das Antlitz, schaut ein Mensch oft verbittert.

Gute Falten dagegen, die etwas taugen,
sitzen als Lachfalten in den Winkeln der Augen.
...
14 In Würde das Alter vergessen 28.02.21
Vorschautext:
Wie alt ich werde? Ich weiß es nicht, ehrlich.
Die Zahl verändert sich doch alljährlich.
Mit fortschreitendem Alter fällt es uns Alten
zunehmend schwer, die Zahl zu behalten
und nicht aus dem Blick zu verlieren,
selbige zu aktualisieren.
Bitte nehmt es mir nicht übel,
aber ich bin nicht mehr flexibel.
Werd‘ ich nun vier- oder achtundvierzig?
Egal! Die Scheu vor dem Altern verliert sich
mit der Zeit. Und Alter macht vergesslich.
Wie hoch es genau ist? Ich glaub' unermesslich.
Anzeige