Profil von Eva Pietsch

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Anzahl Gedichte: 229
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Gedichte gelesen: 24.677 mal
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Titel
29 Orgelbau einst 28.02.21
Vorschautext:
Bei den ersten Versuchen der Altsteinzeit
kam man im Orgelbau noch nicht weit.
Die Pioniere haben unverdrossen
Pfeifen aus flüssigem Stein gegossen.
Materialbedingt waren diese sehr haltbar,
doch war Musik darauf nicht gestaltbar.
Sie ließen sich leider nicht dazu bringen,
ein wenig wir Orgelpfeifen zu klingen.
Auch rätselt man heute noch: Welchen Zwecken
diente die seltsame Form mit sechs Ecken.
Bis heute sind sie wohlbewahrt und versteinert.
Der Zahn der Zeit hat sie nicht zerkleinert.
...
28 Doppelbefund 28.02.21
Vorschautext:
Ja, ist es denn möglich? Das ist doch die Höhe!
Der Hund hat nicht Läuse bloß, sondern auch Flöhe.
Ein einz‘ges Symptom nur bei zwei Befunden.
Vielleicht reicht dann ein Mittel zum Gesunden.
Man verpasse ihm entweder eine Glatze
oder heiße ihn, dass er sich ausgiebig kratze.
Entweder oder - oder halt beides
beschert dem Tier ein Ende des Leides.
27 Himmlische Etymologie 28.02.21
Vorschautext:
Ein abstürzendes Stück Weltraumschrott
überraschte beim Mittagessen Gott.
„Du lieber Himmel“ war, was er dachte,
als es in seine Mahlzeit krachte.

Ein Meteoritenstück, so eine Art Schnuppe,
Versenkte sich in seiner Suppe.
Just aus diesem von allen Töpfen,
aus der Ursuppe musste er den Fremdkörper schöpfen.

Das Stück Dreck, dass Gott in seiner Suppe fand,
hat er phantasieloserweise „Erde“ genannt.
...
26 Tja! 28.02.21
Vorschautext:
Es scheint sich um eine feste Fläche zu handeln,
als könne man über das Wasser wandeln
auf der Straße aus silbernem Mondenlicht,
doch das geht ja leider nicht.
Man würde der Versuche rasch überdrüssig.
Das Meer ist leider nach wie vor flüssig.
25 Sieh da! 28.02.21
Vorschautext:
Sieh da!

Beim Blick in den Spiegel bekam ich einen Schreck.
Mein Spiegelbild war - einfach weg.
Schaute ich ihm vielleicht zu verschlafen?
Wollte es mich dafür bestrafen?
Oder lag’s womöglich doch an mir,
und ich war selbst noch gar nicht hier?
Prüfend griff ich mir ins Gesicht.
Ich war da. An mir lag’s nicht.

Auf einmal kam mir ein Verdacht.
...
24 Zeitlos 28.02.21
Vorschautext:
Modern ist, wem’s auf den den Nägeln brennt,
zu folgen jedem neuen Trend.
Doch Altes, dem Untergang jetzt geweiht,
war auch modern zu seiner Zeit.

Die Gegenwart wird hinweggefegt
von der Zukunft. Jemand, der gut überlegt,
dreht sein Fähnlein nicht ständig im Wind,
sondern wählt Dinge, die zeitlos sind.
23 Dem Guten dienen 28.02.21
Vorschautext:
Aus der Tatsache, dass Atommüllfässer rosten,
ergeben sich immense Ewigkeitskosten.
Aus Erfindungen Ewigkeitsgewinn
zu schöpfen, ergäbe viel mehr Sinn.
22 Nicht der letzte Schrei 28.02.21
Vorschautext:
„Der Zenit der Moderne wurde gesprengt“,
sprach ein Kritiker. „Wenn man es recht bedenkt,
kann nach derartig Neuem nichts Neues mehr kommen.“
Was dann kam, hat ihn nicht beim Wort genommen.
Dem folgenden Neuen war’s einerlei.
Der letzte wurde zum vorletzten Schrei.
21 Die Betonung macht’s 28.02.21
Vorschautext:
Für en vogue und für modern
erklärt die Avantgarde sich gern.
Doch die Flammen der Vergänglichkeit lodern.
Was heute modern ist, wird morgen schon modern.
20 Hohler Berater 28.02.21
Vorschautext:
Ich wusste nicht, was ich zu erwarten hatte
von dem Experten in Anzug und Krawatte,
der mich in eine mathematische Formel hüllte,
die sich dann jedoch nicht erfüllte.

Der Zweifel streifte zu spät meinen Sinn:
War in dem Anzug überhaupt jemand drin?
Falls ja, hatte er gar keine Ahnung.
Diese Erfahrung gereiche mir künftig zur Mahnung!
19 Ein Apfel am Tag 28.02.21
Vorschautext:
Wer pro Tag einen Apfel sich einverleibt,
bewirkt, dass der Arzt ihm vom Leibe bleibt.
Zumindest ist das, was das Sprichwort besagt.
Doch seit meinem Krankenhausaufenthalt nagt
diesbezüglich leiser Zweifel an mir:
Was will denn dann der Arzt bloß hier?
Ich frage mich wirklich, was hier los is’.
Liegt’s an einer Apfel-Überdosis

Die Arztfreiheit wird womöglich verfehlt,
wenn man sich beim Apfelessen verzählt.
18 Zum Patent anzumelden 28.02.21
Vorschautext:
Mein Konzept, mit mir selbst nur zu diskutieren,
lass' ich zur Sicherheit patentieren.
Zwar kenne ich meine Meinung schon,
doch verkürzt genau das die Diskussion,
erspart mir Meinungen anderer Sorte
und jede Menge Widerworte.
Ich weiß schon den Titel des Patents:
Es heißt der "egosolistische Konsens".
17 Ich am Eingang des Seniorenkinos 28.02.21
Vorschautext:
Ich muss doch sehr bitten;
hier wird nicht gestritten.

Junger Mann, man soll das Alter ehren!
Doch Sie wollen mir den Zutritt verwehren?

Sei meinen, für eine Seniorin sei ich zu jung?
Mit Verlaub, Sie reden ... nennen wir’s Dung.

Nur ruhig, der Herr, nicht angeeckt!
Die Jugend zolle dem Alter Respekt!

...
16 Erkenntnis 28.02.21
Vorschautext:
Zwar scheint es mir enorm verfrüht,
doch sind sie wirklich schon verblüht
und werden zweifelsohne welk,
die Knochen in meinem Knochengebälk.
15 Elegant gefaltet 28.02.21
Vorschautext:
Mittlerweile gehören wir zu den Alten.
Man erkennt es an den Falten.
Doch wir beiden haben es geschafft:
Wir (f)altern einfach vorteilhaft.

Beim Gesichts-Origami kommt es nämlich drauf an,
dass man Falten richtig platzieren kann.
Auf wenig harmonische Weise verknittert
das Antlitz, schaut ein Mensch oft verbittert.

Gute Falten dagegen, die etwas taugen,
sitzen als Lachfalten in den Winkeln der Augen.
...
14 In Würde das Alter vergessen 28.02.21
Vorschautext:
Wie alt ich werde? Ich weiß es nicht, ehrlich.
Die Zahl verändert sich doch alljährlich.
Mit fortschreitendem Alter fällt es uns Alten
zunehmend schwer, die Zahl zu behalten
und nicht aus dem Blick zu verlieren,
selbige zu aktualisieren.
Bitte nehmt es mir nicht übel,
aber ich bin nicht mehr flexibel.
Werd‘ ich nun vier- oder achtundvierzig?
Egal! Die Scheu vor dem Altern verliert sich
mit der Zeit. Und Alter macht vergesslich.
Wie hoch es genau ist? Ich glaub' unermesslich.
13 Gelassen ergrauen 28.02.21
Vorschautext:
Den Schock musste ich erst einmal verdauen!
Es war nicht zu leugnen: Ich begann zu ergrauen.
Ich hatte mein erstes farbloses Haar entdeckt.
Damals hat mich das noch erschreckt.
Inzwischen habe ich davon hundertzwanzig.
und werde vergnügt und gelassen ranzig.
12 Ex- und Implosion 28.02.21
Vorschautext:
Um Materie auf engstem Raum zusammenzuhalten,
muss ein entsprechend hoher Außendruck walten.
Die Gefäßwand halte man besser geschlossen,
sonst kommt die Materie heausgeschossen.

Für dieses Phänomen kenn‘ ich zu meiner Freude
ein Beispiel: Kinder in einem Schulgebäude.
Solang' alle Türen geschlossen sind,
passt auf das Volumen sehr viel Kind.

Doch wehe! Öffnen sich beim Pausengong die Türen,
wird das zu explosiver Ausdehnung führen.
...
11 Traumberuf 28.02.21
Vorschautext:
Es war leicht, mich in den Beruf zu locken,
denn ich gehör’ zu den faulen Socken.
Es hat durchaus einen tieferen Sinn,
dass ich Lehrerin geworden bin.
Das wichtigste meiner Berufswahlkriterien
waren die langen und häufigen Ferien.
Zwar wären mir ein paar mehr Wochen recht,
doch für den Anfang sind zwölf nicht so schlecht.
(Nun ja, die Geringzahl der beweglichen Ferientage
ist ohne Frage eine Plage.)
Bisher nicht zu verachten war
das regelmäßige Sabbatjahr.
...
10 Wundertinte 28.02.21
Vorschautext:
Jüngst wurde eine Tinte erfunden,
die ist gleich nach dem Lesen verschwunden.
Sie ermöglicht dem Lehrer zu überwachen,
ob Kinder die Leseaufgaben machen.

Meist stellt er Lese-Hausaufgaben.
Doch zu morgen will er Geschichten haben.
Die sollen sie nicht zu vergessen wagen,
denn am nächsten Tag sind diese vorzutragen.

Er nimmt tags drauf Toms Heft. „Zeig her!“,
sagt er. Das Heft von Tom ist aber leer.
...
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