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Gedichte über Krieg - Seite 197


Das Kerbholz

Ein neuer Gastwirt hatte es entdeckt,
das Kerbholz, unterm Dach versteckt.
Ganz verstaubt und ausgeblichen,
doch die Schrift war nicht gewichen.
Säuberlich und pedantisch akkurat
jemand dort sauber verzeichnet hat,
was vor Hundert und Zehn Jahren
Kneiper und Kneipe widerfahren.

Fünfzehn Gäste sind notiert
und mit einem Holzstab etabliert.
Die Stäbe Unterkunft genossen,
in einem Kasten gut verschlossen.
Ein Schlosser brachte mit Geschick,
mit einer Nadel und einem Trick
den Kasten schadlos wieder auf,
dass die Ermittlung nahm ihren Lauf.

Alle Hölzer waren soweit gekürzt,
dass ihre Rechnung sehr gewürzt.
Doch da das Ding verschlossen war,
war den Ermittlern sehr schnell klar,
die Zechen wurden nicht beglichen,
man ist rechtzeitig fort geschlichen.
Der Gastwirtssohn wollt es nicht glauben,
dass man geprellt bei Hopfen und Trauben.

Drum schrieb die Daten er sich ab,
und brachte das Internet auf Trab.
Die fünfzehn Namen samt Ort erschienen
und er konnte mit Tag und Monat dienen.
Das letzte Datum war der 28.Juno,
aber welchen Jahres fragte er so.
Jahr für Jahr gab er das Datum ein,
irgendwann musste was sein.

Und siehe da vor Achtundneunzig Jahren
musste leider alle Welt erfahren,
die Deutschen zogen mit klingendem Spiel,
marschierend für ein nationalistisches Ziel.
Alle waren überzeugt von dem großen Sieg,
denn ihre alte Taktik hieß immer noch Krieg.
Der Junioren-Stammtisch tat sich melden,
diese Freiwilligen wurden gefeiert wie Helden.

Sie aßen und tranken die letzten Tage,
auf Kosten der andern, ganz ohne Frage.
Die Kerbholzstellage wurde verdeckt,
später abgeschraubt und wortlos versteckt.
Auf dem Denkmal kann man alle 15 lesen,
die Namen, derer, die Helden gewesen.
Der Name des Gastwirtssohnes ist darunter,
ohne Nachfolger ging die Wirtschaft unter.

Das Kerbholzgestell samt der lesbaren Namen,
hängt nun zur Mahnung im gläsernen Rahmen.

26.01.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Widerstand

Auf den Trümmern in einem verwüsteten Land
gelobten die Überlebenden Hand in Hand:
Nie wieder werden wir Faschisten dulden,
weil wir es Millionen von Opfern schulden.
Nie wieder werden wir uns zu Ideologien bekennen,
weil wir ihre Ingnoranz und Intoleranz kennen.
Wir werden der Widerstandskämpfer gedenken
und ihnen die verlorene Achtung wieder schenken.
Wir werden Widerstand auf unser Banner schreiben
und ihre Aufrichtigkeit wird für immer Vorbild bleiben.

Möge ihr Vermächtnis
in Erfüllung gehen,
auf dass wir in eine
menschlichere Zukunft sehen.
Mögen die Fahnen der Freiheit
in unseren Herzen wehen,
damit wir der Arroganz
der Macht und dem Hass
widerstehen. Nie wieder
soll geschehen, was wir
erlebt und gesehen.
Nie wieder!
Nie...?

Der Rauch des Weltenfeuer
ist noch nicht verzogen.
Faschisten kommen wieder
aus ihren Löchern
mit Brandpfeilen in ihren Köchern
ziehen mordend und brandschatzend durchs Land,
schießen verletzte Seelen in Brand,
stellen jeden Gestellten verachtend an die Wand,
zur Tarnung sich zeigend in einem biederen Gewand,
geführt von einer blutleeren, zittrigen Hand,
die ihre Kraft in der Menschenverachtung fand.

Schon wieder verhallen
die Rufe der Verfolgten,
erstarren zu Stein
werden zur Mauer,
die sie trennt vom Sein.

Helft den Verfolgten in ihrer Not,
denn nicht nur ihnen droht der Tod.
Nehmt euch der Verführten an,
auch ihnen droht der Untergang.
Steht den Verängstigten zur Seite,
macht ihnen Mut, sucht nicht das Weite.
Lasst euch das Gerede nicht gefallen,
wenn sie grossmaulig auf der Rednerbühne lallen.
Zerrt die Verführer ins Rampenlicht,
zeigt allen ihr wahres, biederes Gesicht,
aus dem in Wahrheit Verachtung spricht.

Weckt alle auf,
die im Wohlstand dösen,
denn die zu Bekämpfenden,
sind die Vollstrecker des Bösen.
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