Profil von Christoph Hartlieb

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Geburtsdatum: * 24.12.1934

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Anzahl Gedichte: 253
Anzahl Kommentare: 163
Gedichte gelesen: 79.371 mal
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Titel
253 Leid und Glück 07.08.24
Vorschautext:
… Das Leid kann wie ein Abgrund sein,
ein Meer von Angst und Schmerz und Plagen.
Die Hoffnung matt und winzig klein.
Du wagst kaum noch, etwas zu wagen.
… Das Glück kann wie ein Abgrund sein,
tief unten hörst du Heimatglocken.
Sie läuten einen Festtag ein,
erinnern dich, ermuntern, locken.
… Das Leid, das Glück, fast stets zu Zweit,
Geschwister, häufig wider Willen.
Du, schwaches Menschlein, sei bereit,
den Doppelauftrag zu erfüllen.
...
252 Selbstbiographie 05.08.24
Vorschautext:
… Gezeugt, gehüllt, geschützt, geborn,
doch erst sehr langsam aufgewacht,
verlorn, gewonnen und verlorn,
versucht, gescheitert und gedacht.
… Traumfetzen wuseln pausenlos,
Irrlichter tanzen durch die Nacht,
bald winzig klein, bald riesengroß,
erloschen, wieder neu entfacht.
… Von Angst und Schock, vom Nichts bedroht,
voll Tränen, hemmungslos gelacht.
Ist´s Auferstehung, ist´s der Tod?
Gefragt, gedacht, gewagt, gedacht.
...
251 Schwalben 02.08.24
Vorschautext:
… Ein Schwälbchen macht noch keinen Sommer,
viele zusammen schaffen das.
Sie stürzen sich ins Ungewisse,
egal, sie machen irgendwas.
… Sie fragen nicht: Werd ich es schaffen
ins unbekannte Irgendwo?
Sie ahnen, wer nicht fliegt, muss sterben,
sie wissen auch, er fliegt, wird froh.
… So sind sie immer in Bewegung,
Vergangenheit ist leer und fern.
Ihr Durst, ihr Lohn, ihr Schatz ist Zukunft.
Gern wär auch ich so, wirklich gern.
...
250 Was denkt die Katze? 30.07.24
Vorschautext:
... Ich weiß zwar nicht, ob Katzen denken,
doch denke ich, es könnte sein.
Auf jeden Fall die Nachbarkatze,
die treff ich oft und stets allein.
... Wenn ich an ihr vorüberschleiche -
wir schleichen beide irgendwie.
Sie schleicht auf elegante Weise,
ich schlumpig wie ein Schlampervieh.
... Wir sehn uns forschend in die Augen,
neugierig, aber keiner spricht,
und jeder fragt sich voller Neugier:
Denkt nun der andre oder nicht?
...
249 Liebe im Konjunktiv 27.07.24
Vorschautext:
... Ach Y, so ferne,
ich träfe dich so gerne.
Doch leider läuft da manches schief,
drum schreib ich jetzt im Konjunktiv.
... O Ypsila, ich hätte
dich gern in meinem Bette.
Das würd mein Wohlgefühl erhöh´n
und überhaupt, ich fänd es schön.
... O Ypsila, so fern,
du wärst mein hellster Stern,
wenn wir durchbrächen alle Hürden
und unbeschreiblich glücklich würden.
...
248 Vielichig 22.07.24
Vorschautext:
... Es gibt da eine Hypothese:
Bin ich ein Mensch, hab ich ein Ich.
Die mag für manche Menschen stimmen,
doch stimmt sie sicher nicht für mich.
... Ich selbst bin nämlich viele Iche,
die ich nur schwer beschreiben kann.
Sie streiten häufig miteinander,
und dann fängt das Fiasko an.
... Bei ichen ist es wie bei Menschen:
Sie wollen immer Sieger sein,
belügen, toben, krampfen, kreischen:
Ich bin der Chefkoch, ich allein.
...
247 Komposthaufen 29.11.23
Vorschautext:
Seit jeher lieb ich Komposthaufen,
wo Leben stirbt und neu entsteht.
Ich könnte mir die Haare raufen,
was hier im Dunkel´n vor sich geht.
Nach außen hin beinah normal,
doch bohrt man, und zwar etwas tiefer,
wird´s madig-muffig, faulig-fahl,
und überall nur Ungeziefer.
Das Alte fault, verwest, vergammelt.
Einst war es, doch es wird nicht sein.
Der Stocherer steht da und stammelt:
Kaum vorstellbar, hm, ham, hom, nein!
...
246 Knoblauch 18.11.23
Vorschautext:
O Knoblauch, im Geschmack so fein,
wie´s lieblicher kaum könnte sein,
du bist für mich Vernügen pur,
die schönste Gabe der Natur.

Zwar gibt’s auch Andres, was mir schmeckt,
die Zunge reizt, den Gaumen neckt,
was ich vertilg mit geiler Gier:
Eis, Rollmops, Schokolade, Bier.

Doch Knoblauch ist das A und O,
macht frisch und fröhlich, frei und froh.
...
245 Mein Goldzahn 16.11.23
Vorschautext:
Ein Glückspilz bin ich sondergleichen,
bin einer der besonders Reichen,
und keiner raubt mir meinen Schatz,
er ruht an einem sich´ren Platz.

Mein Schatz besteht aus purem Gold,
dem jeder höchste Achtung zollt,
weil´s haltbar ist und herrlich glänzt
und selbst ein Königshaupt bekränzt.

Nicht ist´s im Erdreich eingegraben,
wo andre ihre Schätze haben,
...
244 Gebiss 11.11.23
Vorschautext:
Auch du, gleichgültig, wie du heißt,
hast ein Gebiss, mit dem du beißt
am unter´n Ende im Gesicht,
d. h., du hast es oder nicht,
weil Zähne ja bereits beim Kind
nicht bleiben wollen, wo sie sind
und, wenn im Mund nicht mehr vorhanden,
im Eimer mit dem Hausmüll landen.
Für Alte ist der Fall, wie immer,
fast tragisch und erheblich schlimmer,
weil sie, wenn sie sich Hartes gönnen,
bloß mümmeln, nuscheln, lispeln können.
...
243 Neugier 09.11.23
Vorschautext:
Neugier ist gut und nie vergebens
als Überlebenstrick des Lebens.
Gäb´s diese geile Neugier nicht,
verlöschte bald das letzte Licht.
O Mensch im Abseits, glaube mir,
nichts bringt dich weiter ohne ihr.
Die Neugier ist und macht gescheiter,
macht dich und schließlich andre heiter.
Sie ist der Angelpunkt des Lebens,
Neugier ist gut und nie vergebens.
---- Bist du neugierig? Magst du Neugier eher nicht? Zeigst du deine Neugier und bekennst dich zu ihr? Hat Neugier dich schon einmal weiter gebracht?
Silesio
242 Ein großer Kerl 27.10.23
Vorschautext:
---- Ein Kerl, sehr groß und doch ganz klein,
hört furchtbar gern sich selber schrei´n.
Dann schreit er ohne Anlass los
und fühlt sich dadurch stark und groß.
---- Der Kerl, erfüllt von süßem Wein,
schreit plötzlich ohne Anlass: Nein!
Und denkt, weil er dies schreien kann,
Jetzt bin auch ich ein großer Mann.
---- Der kleine Große, eher klein,
schrumpft unerwartet völlig ein,
und schauerlich klingt sein Gebrüll.
Der große Kerl – ein Häufchen Müll.
...
241 Sich fallen lassen 25.10.23
Vorschautext:
---- Gern würde ich mich fallen lassen
in diesen Abgrund um mich her,
nicht mehr verzweifelt um mich fassen,
wo doch nur Nichts ist, hohl und leer.
---- Ich möchte fallen, fallen, fallen
vorbei an allem, was mich hält,
entfliehn den Sicherheiten, allen,
in jene andre, schöne Welt.
---- Ich möchte fallen ohne Ende
ausTrug und Wahn, aus Bluff und Schein,
bis dorthin, wo ich endlich fände
das Meer der Liebe, wahres Sein.
...
240 Die Zeit 23.10.23
Vorschautext:
---- Der Mensch erfährt ja von Natur
Zeiträume anders als die Uhr,
die, wenn sie leise tickt und tackt,
die Zeit in gleiche Stücke hackt
und objektiv-mechanisch misst,
egal, ob´s schön, ob´s traurig ist.
Der Mensch misst individuell:
Ist´s schön, verrinnt die Zeit zu schnell.
Verliert das Leben Lust und Sinn,
dann zieht sie sich unendlich hin.
---- Auch wird der Mensch im Lauf von Jahren
wahrscheinlich folgendes erfahren:
...
239 Ich friere 20.10.23
Vorschautext:
….Da humpele ich, gestützt auf meinen Haselstock,
durch unseren Gartenparkurwald.
Oktobersonne, fahl und schwächlich,
kämpft gegen zitternde Schatten.
Der Abend naht.
Ich friere.
….Eine Bank, vogelbekleckst, unter kahlen Ästen,
Blätter, fleckig, flummrig, zerfleddert,
traurige Reste des Lebensfestes,
welkende Spuren des Nichts.
Winter steht vor der Tür.
Ich friere.
...
238 Umwege 18.10.23
Vorschautext:
---- Auch du wirst eines Tags entdecken,
das Leben geht um viele Ecken
und selten bloß, niemals beinah
die Via direttissima,
schnurstracks, geradewegs, sofort,
direkt bis zum Bestimmungsort,
Es kommt entsprechend Wilhelm Busch
ganz unerwartet husch, husch, husch
oft völlig anders, als er denkt,
was ihn befremdet, beinah kränkt,
weil er als Mensch, der aufgeklärt,
die Hoffnung und Gewissheit nährt,
...
237 Das Wichtigste 10.10.23
Vorschautext:
….Das Wichtigste in meinem Leben
war nicht nur eins im Singular.
Nach vielen Seiten ging mein Streben,
wohin, war mir oft selbst nicht klar.
….Mal links, mal rechts, mal in die Tiefe,
als ob ich dort das Leben fand,
als ob Verlorenes mich riefe
in einem fernen, fernen Land.
….Wo war das Wichtigste zu finden,
das Nonplusultra, A und O?
In mir? In fernen Weltengründen?
Ganz nahe oder nirgendwo?
...
236 Der Zahn der Zeit 03.10.23
Vorschautext:
Den Zahn der Zeit hat´s nie gegeben,
doch lebt er fort wie eh und je
Nun musst du nicht an Mythen kleben,
er existiert und tut dir weh.
….Still wirkt er hinter den Kulissen
geheimnisvoll, doch intensiv.
Schnell wirst auch du sein Leckerbissen,
beißt alles in dir krumm und schief.
….Ein furchteinflößender Geselle,
von jedem Schamgefühl befreit,
ein Abgesandter aus der Hölle,
zu seinem Auftrag stets bereit.
...
235 Nichts Neues 02.10.23
Vorschautext:
Der Mensch, zum Beispiel ich und du,
sitzt manchmal, meistens, immerzu,
wo er doch gar nicht hingehört
und was ihn daher höchst empört.

Das Schicksal aber rührt sich schlicht
in dieser Sache einfach nicht
und zeigt sich absolut immun,
Soll er doch selber etwas tun!

Der Mensch, zum Beispiel du und ich,
beschließt darauf, da füg ich mich,
...
234 Wegwerfgesellschaft 27.09.23
Vorschautext:
---- Der Mensch als Mensch und Homo faber
ergeht sich nicht nur in Gelaber,
nein, auch in ausgesuchten Worten,
in Schreiberei´n verschiedner Sorten;
in Tanz, Musik und Malerei,
was immer seine Kunst auch sei.
Er schafft als Homo technicus
teils weil er will, teils weil er muss,
mit Instrumenten und Maschinen
auch Dinge, die der Praxis dienen
und dann Erwachsenen und Kleinen
allmählich unentbehrlich scheinen,
...
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