Profil von Annelie Kelch

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Registriert seit dem: 06.10.2016

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Hallo, liebe LyrikfreundInnen, ich lese am liebsten Lyrik; sie macht mich oft nachdenklicher als Romane; das schafft sie mit wenigen, prägnanten Sätzen! Allerdings lese ich auch gern Romane, einige zumindest; aber Lyrik ist meistens fantasievoller, die Sprache ist oft wunderschön und bringt es auf den Punkt. Am liebsten lese ich die Lyrik von Ingeborg Bachmann, Johannes Bobrowsky, Doris Runge, Sarah Kirsch, Günter Eich und Jan Wagner.

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Anzahl Gedichte: 156
Anzahl Kommentare: 17
Gedichte gelesen: 74.741 mal
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Titel
76 Frühlingslied – für Kinder (in knapp einem Monat ist Frühlingsanfang) 25.02.17
Vorschautext:
Frühlingslied – für Kinder
(in knapp einem Monat ist Frühlingsanfang)

Wiese blüht im Mai,
schöne grüne Wiese -
Schmetterling' sind auch dabei,
Distel, Mohn und Akelei:
eia, bunte Wiese!

Wiese lädt dich ein,
drauf' umherzutollen:
Igel, Frosch und Kälberlein
...
75 Macht nix, lieber Mann ... 24.02.17
Vorschautext:
Fredemar, der Riese, Simonettas Mann,
baut an einem Drachen;
seine Kinder lachen,
weil er das nicht kann.
Simonetta tröstet ihn: Macht nix, lieber Mann!

Fredemar ruft Albin, seinen treuen Hund,
trabt mit ihm zum Hafen,
wo die Schiffe schlafen:
fällt ins Wasser bald.
Huh, wie ward ihm kalt und klamm!
Simonetta tröstet ihn: Macht nix, lieber Mann!
...
74 Flüchtling 20.02.17
Vorschautext:
Schüsse und Schreie – ganz in der Näh',
und im Westen leuchtet ein Fenster;
vor dir schreckt was auf: der Feind? Ein Reh?
und manchmal siehst du schon Gespenster.

Stimmen – du verstehst kein einziges Wort,
durch deine Träume marschieren Armeen.
Krieg trieb dich aus deiner Heimat fort -
Krieg – darüber Jahre vergehn.

Ein Dach übern Kopf, für die Kinder Brot,
ist alles, was du noch verlangst;
...
73 Hürden 18.02.17
Vorschautext:
Und manchmal möcht' ich wieder Kind sein:
mich in der Heimat auf dem Marktplatz drehn,
von dort durch alle meine bunten Straßen gehn,
darin ich einmal nach dem Tanze lief um Mitternacht
ganz unbehelligt - finster war 's und still -
am Himmel glühte einsam nur ein Single-Stern ...
Und du warst mir so nah und doch - unendlich fern.

Mein Nichtchen schlief fest, ich war zu Besuch,
nicht weit entfernt von Elternhaus und Deich
und sollte diesen Rest der Nacht
in Nichtchens Näh' verbringen.
...
72 Liebeskummer 16.02.17
Vorschautext:
Liebeskummer

Der Wind weiß heute Abend nicht, wohin er will,
auch du streifst ziellos durch die dunkelblaue Nacht;
die letzte Kneipe hat inzwischen dichtgemacht
und hinter allen Fenstern steht das Leben still.

Sie hat soeben mit dir Schluss gemacht, gelacht,
im Treppenhaus, als du gegangen warst - verwirrt
bist du in engen finstren Gassen rumgeirrt
und hast an euren letzten heißen Kuss gedacht

...
71 Die Nacht 14.02.17
Vorschautext:
Die Nacht schlägt mein Fenster ein
und stellt ihren Fuß ins Zimmer.
Ich sage: "Bleib', gütige Nacht
mit deinem finsteren Fuß, aber
repariere mir bitte umgehend das Glas,
zum einen wird mir
sonst kalt und nass,
weil es immer noch regnet,
und zum anderen bleib ich
gewiss wieder bis nach Mitternacht
wach - und das stört - man glaubt es
kaum, die schlechten Geister, das Böse -
...
70 Meine Muse (für Heinrich Böll) 12.02.17
Vorschautext:
Meine Muse ist der barmherzige Traum,
darin der Himmel auf Erden gelebt wird.
Meine Muse ist das erträgliche Leben
nach dem Erwachen aus einem bösen Traum.

Meine Muse ist tot: der Dichter aus Portland,
der die Nacht herbeiflehte,
zu dem die Bäume sprachen;
meine Muse ruht in russischer Krume,
unter der wilden Friedhofserdbeere.
Ich las, wie alt sie geworden war und
dass sie 'Marina' hieß.
...
69 Stiller Abschied 10.02.17
Vorschautext:
O
Mohn
dein stilles sanftes Glühn
in einer Welt, darin
das Laub schon fällt,
die Vögel südwärts ziehn,
versöhnt den kahlen alten Baum
in deiner Näh'
und weckt in uns den Wunsch,
falls wir den Winter überstehn,
nach einem neuerlichen
warmen Sommerwehn.
68 Unsere Alten wandern aus ... 09.02.17
Vorschautext:
Sie wandern aus, unsere Alten:
nach Ungarn, Tschechien, in die Slowakei.
Dort sollen noch Pflegeplätze frei
und weniger teuer sein als hier,
und einige lernen dort sogar
noch eine fremde Sprache
und/oder spielen Klavier.

Auch nettere PflegerInnen soll es dort geben -
weil weniger Stress angesagt;
es soll sogar schon vorkommen sein,
das jemand einen Alten gefragt
...
67 Variationen im Regen (Hamburg 2011) 08.02.17
Vorschautext:
Die unsichtbaren Farben des Hafens im Morgennebel,
mein grauer Schatten, der durch die schlafende Stadt wandert.

Der stumme Schrei des Laubs unter meinen Füßen,
die Klagen der nackten Bäume im Regen.

Das Schnarchen des Chlochards unter der Kennedy-Brücke:
er: noch trunken vom Wein, ich: trunken noch von deinen
mitternächtlichen Küssen.

Und endlich: Sonne über der Alster -
die sanfte Röte eines Apfels.
66 Schlaf, mein Lieb', ein Schlaflied für Große und Kleine 06.02.17
Vorschautext:
Und wieder bereitet ein Abend
das Bett für die dunkle Nacht.
Was lärmte, schweigt still -
und in die Ewigkeit will,
der den letzten Seufzer vollbracht.

Nun ruhen auch deine Hände
und streicheln noch einmal das Kind:
Schlaf, Schatz, der Tag ist zu Ende,
und draußen, mein Lieb', klagt der Wind.

Am Himmel glühn tausend Sterne,
...
65 Kleine Frosch-Story 04.02.17
Vorschautext:
Mittags, bei flirrender Hitze,
saß ich am Priel im Grase;
Wiesenschaumkraut
kitzelte meine Nase.

Rinder vertrieben
im Liegen
schillernde Fliegen,
sabberten greis;
ich hüpfte heimlich und leis’
ins kühlende Schilf
und quakte dem
...
64 Ringelnatzen 03.02.17
Vorschautext:
Es ist doch kinderleicht, sich nicht zu streiten und zu versöhnen:
Hör doch einfach nicht hin, was der andere quakt.
Musst du denn auch über jeden Unsinn stöhnen
und alles verdammen, was dir nicht behagt?

Sag deine Meinung und knall mit der Tür, aber richtig!
Von Bullerballern lässt du dir nichts gefallen.
Nimm dich wie die doch selber auch mal unheimlich wichtig:
Krach ohne jeden Verstand muss ja schließlich widerhallen.
63 Hundebrav (mein Schatten) 02.02.17
Vorschautext:
Sobald man ihn lässt, tritt er aus meinem Schatten,
spaziert mal vor, mal neben mir, wie 's grad sich ergibt.
Urbane Straßen, speziell, wenn 's weihnachtet,
sind ihm suspekt.

Sonntags sinken wir auf das Gras unter der großen
Eiche im Park. Sommerwind inszeniert Schattenposse -
chinesisch und gratis! - Wir applaudieren dem Laub,
bis wir 's leid und hungrig sind.

Manchmal beklagt er, wir würden uns viel zu selten sehen;
das sehe ich ein, rate ihm, sich von mir zu lösen;
...
62 Trostlosigkeit - guten Morgen 01.02.17
Vorschautext:
Noch nie erschien ein Winter mir so grau wie dieser – heuer vermisse ich das Himmelsblau, darüber Vogelschwärme gleiten.
Der Mohn – im Weizen glühte er gleich einem Freudenfeuer, vergangen wie ein Rausch: die schönen bunten Sommerzeiten.

Noch nie erschien ein Winter mir so grau wie dieser – heuer neigen die Stunden sich apathisch über Stadt und Land, und in der Altstadt, jener lebensfrohe, junge Straßenmusikant - will weiter südwärts ziehen für ein strahlenderes Abenteuer.

Wie lange noch? Wann tritt er ein, der unbarmherz'ge Nachtfrost, den uns Experten für das Wetter allerjüngst vorhergesagt? Was folgt auf Sturm aus Norden, auf Orkane von Nordost?
Wie lang noch dauert dieses Wetter an, die öde graue Krankenkost,
erstarren Worte in vereisten Herzen und in Winterseelen - ungefragt ...
61 Lesen 31.01.17
Vorschautext:
Meine Seele spaziert durch ein Buch wie durch einen Wald.
Mein Herz trinkt die Worte, eh sie im Schatten verdursten.
Ein Buchstabe purzelt ins Moos, ich hebe ihn auf
und puste den Schmerz fort.

Unterwegs - ich treffe Worte, die ich kenne und mag;
wir grüßen uns freundlich und mit gegenseitigem Respekt:
Das erfreut unser Herz und füllt es mit Liebe.

Mein allerliebstes Wort darf mich begleiten;
es lautet: Frieden.
Eine Seite meines Buches ist geknickt; ich erzähle ihr
...
60 Dein Advokat 30.01.17
Vorschautext:
Ein Rechtsanwalt hat sich zu plagen
mit vielen Sorgen und mit Klagen,
mit Akten und Gerichtsparteien,
mit Miet- und Ehestreitereien.

Kommt dir ein anderer mal zu nah',
vertraue der Justizia
und geh' zu deinem Advokaten;
der wird dich sachgemäß beraten.

Hast du durch ihn gar rechtbekommen
und bist vor Dankbarkeit benommen:
...
59 Stiftung – Eintritt frei 29.01.17
Vorschautext:
… war vor einiger Zeit im Willy-Brandt-Haus,
hielt jene guten Bücher in der Hand,
die er als Jugendlicher gelesen hat;
schöne, alte Bücher, noch super erhalten,
war ein feierliches Gefühl, darin zu blättern:
August Bebel und Leo Tolstoi überwiegten.

… hab' all seinen Reden gelauscht -
seinen Antworten in Interviews – den legendären
Kniefall noch einmal angeschaut – ein Politiker,
der Gefühle, tiefe Erschütterung gezeigt hat,
das sieht man selten oder nie, das war keine Show!
...
58 Ein Sonntag im Winter 28.01.17
Vorschautext:
Die Luft riecht nach Schnee;
mein Liebster hat soeben die Kufen
unserer Schlitten poliert.

Nun hocken wir am Fenster und warten,
dass draußen irgendetwas passiert …
Da, eine Schneeflocke fällt in den Garten!
Mein Liebster sucht seine Norwegermütze;
ich bereite schon mal Tofugulasch und Grütze
fürs Mittagessen vor, weil wir hungrig sein
werden nach der Heimkehr aus des Winters
weißen Schönfärberei.
...
57 Blatt und Fliege 26.01.17
Vorschautext:
Kleines braunes Blatt
auf dem Gehsteig,
filigranes Phänomen -
in pergamenter Einsamkeit
den Winter überdauert.
Wundersam
wie meine erste
Fliege des Jahres:
Kroch Anfang April
im Hamburger Metrobus
an einem weißen
Damenstiefel empor.
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