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Gedichte über den Verstand - Seite 40


Gelber Schleim

Man sollte meinen umgeben von Nichts verspürt man Genugtuung.
Sollte man wirklich.

Vermeintlich trockene Wut auf dem Zahnfleisch tut sich dennoch wieder auf und man kaut auf ihr herum, bis dieses gelbend klebrige Etwas deinen Hals zukleistert und du nur noch die Wahl zwischen dauerhaften Bauchschmerzen oder dem Ausspucken zum Besten geben kannst.

Geht man tief in sich und beginnt alles um sich wahrzunehmen, weiß man um diesen Schleim bescheid. Ich oszilliere von manischen Zuständen hin zur Traurigkeit und Aggression. So täglich hangelt man sich voran. Wofür das alles eigentlich?

Mein Zorn wird mittlerweile überhaupt nicht mehr von den moralisch toten Umständen dieser Welt geweckt, dagegen härten sie dich schließlich schon seit deiner Kindheit ab. Im Fernsehn. Tag ein, Tag aus. Wie die Sonne untergeht, geht sie auf. So zeigen sie dir den wüsten Treibsand der uns umgibt. Es muss dramatischer sein. Heftiger. Obszöner. Sonst schaut sich das Elend keiner an. Sonst kratzt es keinen mehr, wie ein Stein im Schuh, an den man sich gewöhnt hat.

Was in mir tatsächlich lodernden Hass weckt, welcher mich dann stoßhaft wie mein Atmen verlässt, ist aufgesetzte Schönheit. Besser kann man nicht beschreiben, wie es um unsere Gesellschaft bestellt ist. Die Falschheit in ihrer Gänze, welche dich wie das kalte Nichts in ihr Vakuum zieht, bis du daran erstickst und als Durchschnittsmensch neugeboren wirst.

Als wäre das Leben ein Einkaufspalast, in dem dir nutzlose Gegenstände verkauft werden. Während du nur zum Bummeln verdonnert bist. Verdonnert scheint mir das richtige Wort. Selbst in dieser Welt wäre ich misanthropisch. Selbst in dieser Welt gäbe es Menschen, die sich um die Nutzlosigkeiten streiten und sich parallel dazu führend von den Fahrstuhltreppen durch ihr Leben treiben lassen.

Ich denke. Ich denke, ich mag einfach keine Schafe. Dann kommt der ausgespuckte Schleim wieder hoch und der Bauch schmerzt für Monate, bis mein exzentrisches Wesen dem Kotzen wieder nachgibt.


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Zweite Haut

Anfangs dacht ich mir noch nichts dabei
Mir war das Fleisch unter meiner Haut einerlei
Doch mit der Zeit wuchs etwas aus dem Geschwür
Es begleitet mich, geht jeden Tag mit mir aus der Tür

Draußen bin ich mit dem Wesen allein
Denn niemand außer mir hört es schreien
Auf der Rückseite meines Gesichts
Entstand es aus dem Nichts

Es lässt mich Nächte lang wach liegen
Mein Körper fängt an sich unter seinem Gewicht zu verbiegen
Warum ich auf einmal einen Buckel habe?
Weil ich das Monster mit mir herumtrage

Ich schaue nicht absichtlich auf den Boden herab
Sein Gewicht drückt mein Kopf hinab
In Wahrheit will ich alle doch nur vor dem schreienden Biest schützen
Es tut sich mit seinen Armen auf meinem Nacken abstützen

Ich habe Angst, das mein Genick unter dem Gewicht zerbricht
Das Monster wächst täglich, bin in seinem Schatten, seitdem sah ich nie Licht
Meine Hände sind hinter meinem Rücken verschwunden
Dort hat es sie nämlich festgebunden

Andere kennen nicht die Last die auf mir ruht
Es frisst meine Liebe, Kraft und mein Mut
Mir ist nichts mehr geblieben außer Schmerz und Trauer
Wenn ich Fröhlichkeit empfinde liegt es wieder auf der Lauer

Es nimmt sich Aas und schluckt es ohne zu kauen
Ich hatte noch nie die Kraft dem Wesen in die Augen zu schauen
Ich bin immer weniger, nur noch ein einarmiges Geschwür auf seiner Hand
Eine kleine Narbe, die man als sie noch blutetet verband


Selbstmord ist eine Lösung, dann muss ich mich nicht länger quälen
Aber immer wenn ich es tun will reißt es mir das Messer von der Kehle
Die Gründe sich das Leben zu nehmen haben sich mit er Zeit angehäuft
Mit jedem weiteren sehe ich wie mehr von meinem Blut sein Gesicht runterläuft

Es will mich loswerden, es hat mich komplett übernommen
Meine Leben ist endlich, das Monster hat gewonnen
Ein erstes und letztes Mal sehe ich dem Biest ins Angesicht
Und es sieht fast genauso aus wie ich

Doch hinter seinen Augen liegen Welten aus Gewalt
Seine Stimme ist ein schriller Ton der Jahre widerhallt
Es versucht mich zu fressen, aber ich habe keine Wahl
Er soll untergehen, sterben, gehen und zwar mit Qual

Ich kann es nicht gewinnen lassen
Das wäre ein weiterer Grund mich zu hassen
Ich will am Leben bleiben
Deshalb muss ich einen Teil von mir abschneiden
Ich will Überleben
Darum muss ich ein Teil von mir hergeben
Ich habe keine Zeit lange mit mir zu ringen
Wenn ich nicht sterben will muss ich einen Teil von mir umbringen
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


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