Gelber Schleim
Ein Gedicht von
Rainer Kahnung
Man sollte meinen umgeben von Nichts verspürt man Genugtuung.
Sollte man wirklich.
Vermeintlich trockene Wut auf dem Zahnfleisch tut sich dennoch wieder auf und man kaut auf ihr herum, bis dieses gelbend klebrige Etwas deinen Hals zukleistert und du nur noch die Wahl zwischen dauerhaften Bauchschmerzen oder dem Ausspucken zum Besten geben kannst.
Geht man tief in sich und beginnt alles um sich wahrzunehmen, weiß man um diesen Schleim bescheid. Ich oszilliere von manischen Zuständen hin zur Traurigkeit und Aggression. So täglich hangelt man sich voran. Wofür das alles eigentlich?
Mein Zorn wird mittlerweile überhaupt nicht mehr von den moralisch toten Umständen dieser Welt geweckt, dagegen härten sie dich schließlich schon seit deiner Kindheit ab. Im Fernsehn. Tag ein, Tag aus. Wie die Sonne untergeht, geht sie auf. So zeigen sie dir den wüsten Treibsand der uns umgibt. Es muss dramatischer sein. Heftiger. Obszöner. Sonst schaut sich das Elend keiner an. Sonst kratzt es keinen mehr, wie ein Stein im Schuh, an den man sich gewöhnt hat.
Was in mir tatsächlich lodernden Hass weckt, welcher mich dann stoßhaft wie mein Atmen verlässt, ist aufgesetzte Schönheit. Besser kann man nicht beschreiben, wie es um unsere Gesellschaft bestellt ist. Die Falschheit in ihrer Gänze, welche dich wie das kalte Nichts in ihr Vakuum zieht, bis du daran erstickst und als Durchschnittsmensch neugeboren wirst.
Als wäre das Leben ein Einkaufspalast, in dem dir nutzlose Gegenstände verkauft werden. Während du nur zum Bummeln verdonnert bist. Verdonnert scheint mir das richtige Wort. Selbst in dieser Welt wäre ich misanthropisch. Selbst in dieser Welt gäbe es Menschen, die sich um die Nutzlosigkeiten streiten und sich parallel dazu führend von den Fahrstuhltreppen durch ihr Leben treiben lassen.
Ich denke. Ich denke, ich mag einfach keine Schafe. Dann kommt der ausgespuckte Schleim wieder hoch und der Bauch schmerzt für Monate, bis mein exzentrisches Wesen dem Kotzen wieder nachgibt.
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