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Gedichte über den Menschen - Seite 107


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Underdog … under dogs

Ein Poet, bei seinen Werken
ständig von denselben Leuten
immer wieder, fast schon peinlich
mit dem gleichen Lob bedacht
hat er ohne es zu merken
darauf kann es nur hindeuten
leider mehr als nur wahrscheinlich
keinen Schritt nach vorn gemacht

Lyrik, die so ausgeleiert
dürfte längst nicht mehr so heißen
nur weil eine Fangemeinschaft
unbeirrbar darauf schwört
Sprache, die so kraftlos eiert
können nur noch Köpfe preisen
wo sie’s grad so lang hineinschafft
wie sie nicht die Ruhe stört

Fans, die eisern zu ihm stehen
bis er ersten Rost ansetzt
solche Art Erfolg macht schläfrig
ist ja auch zu angenehm
Etwas Neues anzugehen
was er eigentlich sonst schätzt
hier versäumt er es fast sträflich
weil es so verdammt bequem

Gläser klirren, Korken knallen
wird sein neues Werk begossen
ohne Leidenschaft geschrieben
hat es weder Kraft noch Schwung
Kann nur wahren Fans gefallen
haben`s gleich ins Herz geschlossen
was sie aber gar nicht lieben
jede Art Veränderung

Und wie steht’s um die Eliten?
Und was sie zum Besten geben?
Und die Kreise, die sie loben?
Auch ihr Lob dreht sich im Kreis
Haben auch nicht mehr zu bieten
wozu noch nach Höh`rem streben
wenn er irgendwann dort oben
ist und auch nicht weiter weiß?

Sind auch keine Fans, die loben
`s ist die Konkurrenz, dort oben
Tut dies fast schon überschwänglich
doch genauso unverfänglich
klingt ihr “Klasse! Toll wie immer.“
Oder, was beinah noch schlimmer
freundlich bissig “Weiter so!“
Denn das heißt ja irgendwo
dass es wohl zu mehr nicht reicht
Unter uns: Es stimmt vielleicht
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Das Schatzkästchen Teil 1

Bei Oma auf dem Vertiko
stand einst ein Kästchen, einfach so.
Es war aus hartem Holz gesägt
und mit Leder fein belegt.
Aus Silber waren seine Nieten,
sie sollten etwas Seltenes bieten.

Solange ich schon denken kann,
starrte ich dieses Möbel an.
Die Neugier lässt mir keine Ruhe,
was enthält nur diese Truhe?
Ich habe sie schon zart geschüttelt,
mit beiden Händen arg gerüttelt.

Innen rutschte etwas hin und her,
manchmal klimperte es sehr.
Heimlich fummeln mit der Messerspitze,
doch es gab da keine Ritze.
Es gab nur silberne Bügel,
die rasteten ein wie ein Riegel.

Und für das eingebaute Schloss
fehlte mir der Schlüssel bloß.
So oft ich auch danach gefragt,
hat Oma keinen Ton gesagt.
Erst als sie lag im Sterben,
verlangte sie nach mir als Erben.

Hand haltend saß ich auf ihrem Bett
und sie erzählte mir ganz nett.
Einst musste der Opa in den Krieg,
um zu versuchen einen Sieg.
Jede Woche kam von ihm ein Brief
als Zeichen, dass er noch nicht schlief.

Viele ruhten schon in fremder Erde,
getötet, damit Friede werde.
Doch eines Tages, das gab’s noch nie,
kamen Post und EK von der Kompanie.
Die Oma bewahrte des Gatten Briefe
samt Heldenkreuz in der Truhe Tiefe.

Doch der Schlüssel fiel ihr aus der Hand,
als sie im Luftschutzkeller stand,
als eine Bombe traf das Nachbarhaus
und alle Lichter gingen aus.
Im Schutt mit Husten und Fluchen
war es sinnlos danach zu suchen.

Ich hörte zu und war entsetzt,
doch fragte ich, wo ist alles jetzt?
Die Briefe hätte ich gern gelesen,
um zu wissen, wie es damals gewesen.
Da drückte Oma meine Hand:
„Alles hab ich im Ofen verbrannt!“

Wolf-Rüdiger Guthmann © 28.03.2016
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