Der Holunderstrauch

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
Es war in den geweihten Nächten,
Frau Holle ging durchs Menschenland
Sie horchte, was die Zeiten brächten
und sah auf alles, was sie fand

Sie lauschte dem Gesang der Bienen,
der Tiere Atem unter'm Schnee
Sie sah der Menschen stille Mienen
und all der Wesen Glück und Weh

Da stand auf der verschneiten Heide
ein kahler, einsam dürrer Strauch
Sie fragte ihn, warum er leide
"Oh Große Mutter, nicht ein Hauch

von Sinn und Nutzen wird gefunden
an mir und meiner arm Gestalt
Nicht mal in späten Abendstunden,
wenn draußen alles bitterkalt,

gebraucht man mich zum Feuern, Heizen!
All deine Kinder Hasel, Klee,
der Ginster, Flachs und guter Weizen
sie dienen allen - ach ist mir weh!"

Die Holle sagt: "so soll's geschehen!
Weil du den Menschen hold und Freund,
sollst du als 'Hollerbusch' hier stehen,
der dunkel reift und schneeweiß träumt"

Die Menschen holten ihn zurück
an ihre Häuser, in die Gärten
Er schützte, nährte, brachte Glück
und heilte allerlei Beschwerden

Anm.: Frau Holle ist in dieser alten Erzählung 'Holunder tut Wunder' die himmlische Mutter, die in den Rauhnächten nach der Wintersonnenwende über's Land fährt und den kommenden Neuanfang des Lebens hütet. Die Geschichte begründet, wie es zum Holunder und seiner hohen Wertschätzung kam, dessen Name mit Holle, hold und Huld unmittelbar zusammenhängt.

Informationen zum Gedicht: Der Holunderstrauch

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30.12.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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