Einer von uns
Einer von uns wird zurückbleiben müssen,
Alter und Einsamkeit verschlingen, ja wollen ihn,
Begrauen die weiternden Lebensrüschen,
Die dunkler leuchten – ganz ohne Gewinn...
Ja, das werde ich denn wohl sein,
Der von Dir gehen muss, weil ich es bin,
Der älter und kränker Dich zurücklässt allein,
Erinnerlich nur selig noch dem Anbeginn.
Ach, was haben wir alles erleben dürfen,
Welt, Menschen, Mächte, Schulen erfahren,
Mussten manches Mal in Gedanken schürfen,
Durften miteinander so viele Gerichte garen.
Lass' Dich von meinem Weggang nicht verdrießen
Und lebe ganz ohne Not Dein Leben aus,
Denn den Lebenden werden Blumen sprießen,
Meine Seele leuchtet weiter als Blumenstrauß.
Einer von uns wird früher gehen müssen,
Doch wir hatten unsere schönen Augenblicke,
Konnten reisen, essen, trinken und küssen,
Waren allzeit Herr und Knecht unsrer Geschicke.
Und so winke ich Dir von der Wolke aus zu,
Von großer Distanz, doch in seliger Nähe,
Denn ich liebe Dich und sage Dir immerzu
Danke, weil ich Dein Lächeln sehe.
©Hans Hartmut Karg
2021
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