Gedichte über das Alter - Seite 46

Mein Spiegelbild
Zerfällt
Vertausendfacht
Als Kristallhagel
Zum Seelenkaleidoskop


Eine scharfe Scherbe
Greife ich
Mein Blut trübt sie
Nur noch die Schatten
Scheinen hindurch

Je nur ein Bruchstück
Fassen sie
Aus Furcht
Vor dem Schnitt
Des Farbenspiels am Boden
So bleibt im Dunklen
Was es verbirgt

Ein Teil fehlt

Füg es hinzu
Ergänze es
Zum Ganzen
Damit Schimmerndes
Strahlt
Wie Diamantstaub
im Feuer

Ins Heim mit Mutter Erde.
Sie ist schon viel zu alt,
vergisst eh ihre Kinder,
gibt ihnen keinen Halt.

Sie ist schon so gebrechlich
und fordert Pflege ein
für kurze Frühlingsliebe,
in der der Tod mitkeimt.

Auch hat sie ihren Reichtum
so ungerecht verteilt!
In Gier all ihre Kinder
sind unter sich verkeilt.

Sie wollen Macht und Reichtum
und jeder ist sich feind.
Die Welt ist aus den Fugen
und Mutter Erde weint.

Ins Heim mit Mutter Erde!
Sie kriegt es eh nicht mit.
Zu alt ist sie, gebrechlich.
Vorbei ist ihr Zenit.

Verblaßt und angestaubt,
so halt ich es in meinen Händen,
ein Foto aus vergangener Zeit,
wie ich es auch dreh` und wende,
immer zeigt es die Vergangenheit.

Züge im Gesicht noch ohne Falten,
zeugen von unbeschwerten Tagen,
dieses Foto will mir sagen:
Zeit, kann man nicht halten!

Jahre voller Müh` und Plag
hinterließen manches Zeichen,
doch mein Antlitz jetzt verblaßt,
läßt sich nimmer mit dem
Jugendbild vergleichen.

Ob ich will oder auch nicht,
muß mit dem Alter Frieden schließen,
hab` erfüllt stets meine Pflicht,
kann nun den Ruhestand genießen.

Wer ich mal war
bin ich nicht mehr
was ich jetzt bin
ist nicht mehr der
zu dem ich wohl geworden bin
durch Leben leben
fand ich Sinn.

Es ist nicht so
das ich es wollte
es ist einfach
viel geschehen
mein Leben
hat mich abgeholt
an jedem neuen Lebensort.

Zu dem geworden
der ich bin
zu dem zu stehen
wer ich jetzt bin
hab es gelernt
mich nicht zu hassen
und einfach
wie ich bin
zu lassen!!

Alles andre macht ja irgendwie auch keinen Sinn!!

MB