Gedichte Über Unheil - Seite 28

Der Stärkere siegt in der Natur,
Mensch haben dafür Bücher voll von Gesetzen.
Leider zeigt sich in der Praxis immer wieder nur,
für manchen ists nur Schrift auf Fetzen.

An Ende siegt der mit der größten Klappe
oder dem größten nuklearen Waffenarsenal.
Ein Knicks für den Tyrannen, eine Scheindebatte,
eine diktierte Entscheidung, ohne Wahl.

Gleich, Gleicher, am Gleichsten,
ist der Mensch geboren und so wird er bleiben
Ein paar wenige, nicht alle oder die meisten,
sind es jedoch, die dann entscheiden:

Dass Einige Leben und Andere sterben.
Dass fremder Boden uns wird gehören.
Dass wir schon irgendwann siegen werden,
wenn wir nur morden, brandschatzen und zerstören.

I bims, ein Lebewesen, das sich selbst selektiert
und glaubt über alles und jeden zu stehen.
Weiter geht ein Spiel, das jeder verliert,
damit eine Hand voll in die Geschichte eingehen.

Eine Geschichte, die Keiner erzählt,
Nur im Winde verfangen, auf den Meeren klar.
Doch der Klang der Menschen fehlt,
denn sie sind schon lange nicht mehr da.

Sie erstickten Widerspruch im Keim,
hat sich das Drama erstmal verschlimmert.
Frei nach dem Motto: Alles wird eh vergessen sein,
wenn es keinen mehr gibt, der sich erinnert.

N.Fender

Sabine

Mein lieber Freund, der Fritz Heller
Trank gerne seinen Muskateller
Und weil er ein Gemütsmensch war,
Fand er sein Leben wunderbar.

Er nahm immer sehr Fleisch zu sich,
Damit verwöhnte er auch mich,
Denn wenn bsuchend ich zu ihm kam,
Bereits ein Breten in der Soße schwamm.

Doch eines Tages im Januar
Traf er Sabine, die sinnesklar
Von Fleischlosigkeit musst' reden,
Um Abstinenz herunterzubeten.

Stark war sie, eine tolle Frau,
Wusste vom Leben alles genau:
Als der Tremor mit Zittern begann,
Schimpfte sie den guten Mann.

„Das kommt vom Muskatellertrinken,
Da musst Du ja ins Bette sinken,
Isst zu viel Fleisch und keinen Fisch,
Wenn überquillt der Essenstisch!“

Da dachte er an frühere Zeiten,
Begann Sabine bald zu meiden:
Der Tremor schwand leider nicht schneller,
Er trank doch wieder Muskateller.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Im Widerspruchsmodus

Mit manchen Menschen kann man nicht reden,
Sie sind offenbar als Neinsager geboren,
Müssen immerzu ihr Mantra herunterbeten,
Kein Intellekt bleibt dabei ungeschoren.

Sie haben Gegenargumente gesammelt,
Die Lobbyisten ihnen aufs Auge gedrückt.
Wer dagegen suchend Anderes stammelt,
Den macht ihr Gelabere ganz verrückt.

Anstatt Neues an sich heranzulassen,
Sich ein wenig von Eigenem abzusetzen,
Wollen Rechthaber nur ihre Wahrheit fassen
Und den Klügeren lieber herabsetzen.

Neinsager gewinnen die Oberhand,
Wo Widerspruch soziales Daseinsziel.
So geht dahin gar viel Verstand,
Lösungen versanden in Unbill.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Das naive Wesen

Das naive Wesen denkt sich die Welt nur schön,
Denn so entlastet es stets sein Gemüt.
Man muss damit nicht mehr in medias res gehen,
Sondern schlendert leichthin zum Gestüt.

Man streichelt Tiere, geht zum eigenen Pferd
Und reitet aus – alles für die Gesundheit.
Man bereitet sich Pasta mittags am Herd
Und glaubt, so lebe man aus seine Freiheit.

Verdrängung mag zwar der Seele nützend dienen,
Doch sieht man noch auf der Menschen Zukunft,
Wenn weltweit Kriegsgeräte auf den Schienen
Und Tyrannen leben aus die Unvernunft?


©Hans Hartmut Karg
2024

*

frühmorgens tropft Nebel
in graue Leere
weint eisige Tränen
in dunkle Schwere

mit lautem Wehklagen
fliegen die Raben
in Eile, in Scharen
sie tragen den Tod
im schwarzen Gewand
sie tragen ihn fort
und meine Seele davon
als sollte sie hin
an einen anderen Ort
doch lassen sie mich
im Schrecken hier
und tragen den Tod
in Eile zu dir

spätabends tropft Nebel
in dunkle Schwere
weint blutige Tränen
in die tote Leere


*für meinen Sohn