Gedichte über Träume - Seite 18

Ich wusste, dass ich träumte. Du, mitten unter uns. An einem Tisch.
Ich wagte nicht, dich zu berühren. Ich hatte Angst, ich greif ins Nichts.

Du warst es. Du warst Fleisch und Blut. Und du warst Stimme. Freude. Lachen.
Ich fasste Mut. Ich hielt dich und wollte daraus nie mehr erwachen.

Bis einer sagte, du weißt schon, du träumst. Er ist es und ist es nicht.
Und du warst weg. Es blieb kein Schatten. Ausgeblendet dein Gesicht.

Ein Traum im Traum. Ich wollte weiter träumen. Das gab dir wieder Raum.
Du sahst mich an, als wolltest du mir sagen, zweifle nicht. Ich bin kein Traum.

Dein Traum vermag, was dir Erinnerungen noch nie erträumten.
Er fällt die Wand zu mir und meinen unendlich weiten Räumen.

*für meinen Sohn Danjar

Ich träume mich
mit Worten in den Schlaf,
die meine Eltern für mich finden
für all das Blut,
das ich gesehen hab,
das meine Kinderträume trinken.

Sie finden Worte
voller Trost für Leid,
das meine Seele hat gesehen.
Sie sagen auch,
mein Kind, irgendwann
wirst auch du diesen Tod verstehen.

Doch weiß ich
heute schon, um was es geht:
Ein Krieg kann jedem alles nehmen!
Nur nicht des Todes
Zoll, auch nicht das Blut -
der Freiheit Tribut wird an mir kleben.

Über Kiew weiß der Himmel,
Flugblattregen wie ein Schrei -
„Brüder, legt die Waffen nieder,
macht von Krieg uns alle frei!“.

Schwarzes Rinnsal über Herzen,
jeder mit sich selber ringt.
Worte, die Gedanken schwärzen -
in die Knie die Kämpfer zwingt.

Flugblattregen, stilles Sinnen.
Stille kann so friedvoll sein!
Leise Mütterstimmen singen
„Sohn, komm heile wieder heim“.

Ich halte Ausschau
nach der Engelschar des
Hohen Himmels.

Wo bleibt der
himmelweite Flügelschutz
der Friedensbringer?

Gibt es sie nicht,
bergen wir Kinderträume
unter Trümmern.


*Friedensengel tragen keine Waffen