Gedichte über den Tod - Seite 231

Ja, man soll es nicht glauben,
es gibt Sie, die alles zerkratzen.
Bei so üblem Verhalten
denkt man gleich an Katzen.

Wenn es mal schlecht läuft
erhälst du eine Menge Kratzer.
Geht's dir dann wieder gut
kriegst du sehr viele Schmatzer.

Von großem Übel ist das Einkratzen,
manche benehmen sich wie ein Kind.
Da triffst du die Bande der Einkratzer,
die um ihre Chefs säuseln geschwind.

Doch eines ist schon ziemlich sicher,
hast du auch sieben Leben wie Katzen,
du kannst es nicht verhindern,
am Ende da wirst du wohl abkratzen.


Ernestine Freifrau von Mollwitz



mageba

Ich schlafe in einem stillen Wald im Kargen,
der Nachthimmel kommt, verschluckt mich samt Hüllen.
Ich verspreche, ich werde nicht klagen.
Diese Sterne mögen meine müde Seele erfüllen.

Und diese Bäume, oh, wie ich sie liebe,
üppig und grün, dunkel und unheimlich.
Hier soll es sein, wo ich für immer liege.
Hier wird es mir niemals peinlich.

Ich gebe mein Leben der Erd,
grabe mir ein Loch als Bett.
Hier liegt jedes Leben Wert.
Hier ist alles, vermisse nichts,
was ich nicht gern gehabt hätt'.

Wurzeln mögen mich durchdringen, Blätter auf mir dösen.
Und auf meiner Stelle wird wer anderes gedeihen.
Ich werde mich in einer letzten innigen Umarmung auflösen.
Von all dem Unglück herrscht Schweigen zwischen den Reihen.

In neuen Zweigen wird meine Seele hängen,
wird sich mit anderen im Winde bewegen.
Auf uns üben Vögel an ihren Gesängen,
bis auch sie sich müde schlafen legen...

und alles ruht im Waldfrieden...

© meteor 2024

Die Dunkelheit der Nacht
ist unerträglich schwarz und
schwer.
Wie das Schweigen alter
Steine am rettenden
Flussufer.
Nirgendwo gibt es etwas,
wo man sich festhalten
könnte.
Der Sog der Strömung
reißt alles erbarmungslos
mit.
Deine Stimme da auf der
anderen Seite wird immer
leiser im Rauschen
des kalten
Windes.
Schon bald bewegen
sich nur noch die
Lippen.
Konturen gehen zu Schatten
über und wabern im
klebrigen Nebel des
Vergessen.
Dieses Bild von dir
und mir verschwimmt
langsam vor meinen
Augen.
Es tropft schließlich
dann irgendwann als
Träne hinab und zerspringt
in tausend kleine
Stücke.