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Gedichte über den Tod - Seite 198


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Ein bisschen rot und ein bisschen grau

Wenn du Stimmen in der Leere hörst,
wenn du sie das erste Mal hörst und das letzte Mal spürst,
Wenn du dir selbst in die Augen schaust, in der Obsoleszenz deines Geistes, den du nie gekannt hast, kannst du immer noch wahrnehmen.
Klar und deutlich für einen Moment, dann undefiniert.
Der schüchterne Wahnsinn, den du dort gefunden hast, schien für einen Moment für immer zu verschwinden, und für einen Moment erschien er mit einer absoluten Existenz, und du wolltest ihn verstehen; wie ein Katatoniker, dessen Augen an den Lippen der Zeit klebten.
Kannst du Taubheit definieren?
Aber du konntest dir diese Leere in dir mit nichts anderem erklären.
Als du dich der Versuchung der Gleichgültigkeit hingabst, um die Müdigkeit des Denkens loszuwerden, wolltest du aufhören, die Leichen deiner Erinnerungen zu betrachten, die zwischen den Trümmern lagen, und das Blut des Hasses vergießen, den du im Blick deines Feindes sahst.
Und nun bist du hier.
Ein Nirgendwo, das angekommen ist.
Trocken und sinnlos, als enthielte es die ganze Sinnlosigkeit der Geschichte...

Keiner ist gegangen, und als es noch einen Schritt zu tun gab, ist keiner gegangen.
Das Fegefeuer ist ein Weg, auf dem Schritte gemacht werden, die das Ende nicht erreicht haben; der einzige vertraute Ort der eigenen Fremdheit.
Die Romantik der Asche heißt Leben.
Du bist das, was von dem Feuer übrig ist, das in dir brennt.
Ein bisschen rot und ein bisschen grau.

-Kasisyah Erkan Erarslan


Trost der Philosophie: Der Tod ist nicht zu fürchten

Warum fürchtest du das Unausweichliche?

Die Natur, der wir alle angehören,
In der die Regeln für alle gleich sind,
Was soll es dort Übles geben?

Ist es das Unbekannte?

Du bist doch nicht allein.
Unzählige waren schon vor dir dran,
Und Unzählige werden dir noch folgen.
Menschen, Tiere und Pflanzen,
Ja der Kosmos selbst – alles wandelt sich.
Alles war schon einmal da,
Und alles wird so wiederkehren.

Alles Leben hat seinen Ursprung in der Natur,
Ist ein Teil von ihr,
Und kehrt wieder in sie zurück.
Du bist also nicht allein,
Denn alles ist verbunden, ein Ganzes.

Vor dir war nichts:
Kein Leid,
Kein Empfinden,
Keine Erinnerung.
Nur Erde, Wasser, Feuer und Luft,
Atome im leeren Raum,
Eine Seele gleich einem weißen Blatt,
Umherirrend im Samsara.

Fürchtest du dich, in dieses Nichts heim-zukehren?

Plagt dich die Furcht vor Schmerz?
Dann erinnere dich, was der Meister des Gartens sprach:
Der Tod ist nicht zu fürchten -
Du wirst nichts empfinden, denn du bist nicht mehr.
Der Tod geht uns also nichts an.

Oder fürchtest du Höllenfeuer und endlose Qualen?
Mythen sind es! -
Und schau auf diese Welt:
Was könnte dir ein Teufel noch hinzufügen,
Was du nicht schon in dieser Welt vorfindest?
Leben ist Leiden,
Warum also vor dem Ende fliehen wollen?

Schau auf die vielen Vorstellungen
Und sehe, dass keine wirklich zu fürchten ist:
Einen göttlichen Richter braucht niemand fürchten,
Denn wenn Gott Liebe ist, so wird er dir verzeihen.
Und sollte es einen ganzen Himmel voll Götter geben,
Was sollte sie unser Leben kümmern?

Wenn alles nur Hirn ist,
Dann gibt es nur Verwesung:
Alles zerfällt in seinen Ursprung.
Gibt es eine Seele, so kehrt sie Heim ins große Ganze,
In ein Paradies oder das nächste Leben.
Aber du wirst nicht leiden,
Denn du selbst wirst nicht mehr sein.
Drum fürchte nicht, was jeden eines Tages trifft,
Sondern beweise Stärke wie die Meister:
Wie ein Sokrates, Epikur und Seneca.

Und was sorgst du dich um deine Überreste?
Man soll sie den Hunden zum Fressen vorwerfen!
Denn was ist es für ein Irrsinn,
Ob dein Fleisch zu Asche wird
Oder in einem Sarg verwest? -
Es kehrt letztlich alles in die selbe Erde heim.
Und du selbst wirst es nicht miterleben,
Was kümmert dich also deine Beerdigung?

Du solltest dankbar dafür sein,
Dass die Natur so gnädig war,
Allem Anfang auch ein Ende einzubauen.
Schau auf all diejenigen, die das Leben quält:
Die Alten und Kranken,
Die zwischen Schmerz und Langeweile pendelnden,
Die Lebensmüden.
Und schau auf dich:
Den all diese Leiden auch einmal treffen werden.
Dann wirst du froh und dankbar sein,
Endlich in den ewigen Frieden heimzukehren.

Und was spielt es für eine Rolle,
Ob du zehn, hundert oder tausend Jahre lebst?
Das Leben ist doch immer gleich!
Die Sonne geht auf und unter,
Die Jahreszeiten kommen und gehen,
Kindheit und Jugend,
Erwachsenen- und Greisen-Alter.
Kulturen blühen auf und verwelken,
Reiche kommen und gehen.
Alles schon gesehen,
Alles schon gewesen,
Immer die gleiche Schau!

Willst du dennoch ewig leben? -
Dann bist du ein Narr!
Dann ist dein Leiden selbst verschuldet.
Denn du wünscht über etwas zu gebieten,
Was ein anderer gesetzt hat.

Erkenne die Dinge,
Lasse endlich los,
Finde deinen Frieden.
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