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Gedichte über das Schicksal - Seite 197


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Der Schlaf

Und wieder geht ein Tag zu Ende.
Man begibt sich in das Bett,
manch einer faltet noch die Hände
und betet, was man gerne hät.

Dann bettet man sich zur nächtlichen Ruh,
sinnt, was man heut hat getan,
bis man macht die Augen langsam zu,
bis dann morgen kräht der Hahn.

Aber vor jedem Schlafen gehen,
denk ich, es ist wie sterben,
im Schlaf kannst du die Welt nicht sehen
der Tod will für sich werben.

Das Bewusstsein im Schlaf verloren,
die Weltuhr tickt ohne dich.
Viele Kinder werden geboren
und mancher Mensch derweilen verblich.

Du kannst nicht in die Welt eingreifen,
du kannst nicht leiden, lieben, fühlen, schmecken.
Du kannst nicht weiterreifen,
nichts kann dich mehr erschrecken.

Die Seele wandelt in deinem Traum,
als sei sie losgelöst vom Körper,
sie schwebt durch Gezeit und Raum,
der Schlaf gleicht einem Mörder?

„Ich denke also bin ich“,
sagten schon die Lateiner.
Das Ich immer dem Bewusstsein glich,
im Schlaf also bin ich dann keiner?

Der Schlaf gewöhnt an den Tod,
normal soll es für uns sein,
ein Übersetzen mit einem Boot,
vom Totenreich kehrt man nicht mehr heim.

Keiner denkt über seinen Schlaf nach.
Jeder an den Tod und an das Sterben.
Jeder legt sich in sein Schlafgemach
und hat doch Angst vor dem Verderben.

Tod und Schlaf sind wie Brüder,
ein Erlebnis, das sich gleicht.
Man stellt den Tod darüber,
denn dem Tod gar nichts ausweicht.

Aber lege dich ruhig schlafen
und mache dir keine Sorgen.
Wir sind all’ des Schicksal Sklaven
und erleben wohl den Morgen.
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