Gedichte über das Schicksal - Seite 187

Ich sah ihn oft an der Ecke steh'n, er ließ sich den Wind um die Nase weh'n,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
da stand der Penner, da stand Paul.

Junge hast mal ein Groschen? hat er mich gefrag,
Hab noch nichts gegessen und noch lang ist der Tag,
paar Brötchen und 'ne Wurst, damit komm ich schon aus,
und ein Schnaps für die Nacht,
Denn ich hab kein Zuhaus.

Als ich ihm dann einen Zwickel gab, hat er mich dankbar angestrahlt,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
sagte der Penner, ich heiß Paul.

Dann erzählt er mir von seinem Leben, ja früher war alles ganz anders gewesen,
keine Kanne am Hals, ohne Kippe im Maul,
doch das ist lang her, meinte Paul.

Die Zeit verging, tagein und tagaus,
wier trafen uns öffter und sprachen uns aus,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
ich und der Penner, ich und Paul.

Ob Sommer, ob Winter, er stand immer dort,
hatte immer ein offenes Ohr für mein Wort,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
grinst er verschmitzt, Penner Paul.

Eines Tages da stand er nicht hier,
ich fragte die andern, wo er denn wär?
man sagte mir, er leidet nicht mehr die Not,
und ich begriff, - Paul war tot.

Noch heute denke ich oft an ihn,
und seh' ihn im Geist an der Ecke steh'n,
mit der Kanne am Hals und der Kippe im Maul,
das war der Penner, mein Freund Paul.

Paula hatte einen kleinen Sohn,
der krank seit seiner Geburt.
Ein Loch im Herzen
machte viel Schmerzen.

Konnte nicht spielen
und lachen,und
mit anderen Kindern
Späße machen.

Sollte ein neues
Herz bekommen,
wollte nicht,
dass
einem anderen Kind
würde das Leben genommen.

Doch sterben würde er,
wenn nicht käme ein
Herz für ihn her.

Paula wollte nun spenden
ihr eigenes Herz,
wenn auch der Abschied
bringen würd´ viel Schmerz.

Sie hatte schon etwas
vom Leben gehabt
ihr Sohn nicht,
solle groß werden
und stark.

Doch dieser Wunsch
wurde ihr nicht erfüllt.
Niemand ließ sie sterben,
auch nicht für ihr Kind.

So musste sterben
der kleine Junge,
besucht nun täglich
weinend sein Grab.

Sie musste bleiben da,
ich glaube alle Mütter
könnte man nennen
Paula.

Einen Nachbar hatten wir,
der stand oft vor unsrer
Tür.

Nicht gewaschen und
gekämmt,
oft sogar noch im
Nachthemd.

Beim erzählen kam er
oft zu nah,
stank aus dem Mund
ganz furchbar.

War sehr nett
wollte nur Gutes tun,
brachte uns Speißen mit
abgelaufenem Verfalldatum.

Konnte doch nicht
sagen nein,
er würde sehr beleidigt
sein.

Ich nahm´s und sagte:
Danke Herr Kreiner,
warf es sofort in den
Mülleimer.

Er aß oft was schimmlig
und ranzig,
war nie krank in seinem
Leben,
ein Krankenhaus hat
nur als Besucher gesehen.

Auch nicht arm, nur sehr
sparsam.

Lebte bis ins hohe Alter,
das hätt man nie gedacht,
hat er es mit dem was er
verzehrte,
etwa richtig gemacht?