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Gedichte über das Schicksal - Seite 185


Kopfschmerzen

Ich habe Kopfschmerzen
und bekomme sie nicht los
fühle mich ohnmächtig
gegenüber diesem Druck –
fast schon panisch –
und panisch ist auch das,
was sich hinter meinen Kopfschmerzen verbirgt:
Angst,
eine unvorstellbare Angst
Vor 20 Jahren fand ich heraus,
dass meine Kopfschmerzen für eine Angst stehen,
eine Angst,
deren Grund ich nie verstand,
groß, übermächtig bisweilen,
und ich zermarterte mir buchstäblich das Hirn,
wovor ich solche Angst hatte.
Dann fand ich es heraus:
Es war die Angst vor meinem Vater.
Und heute?
Ich glaube, auch heute ist meine Angst
nicht wirklich weit von meiner
alten Angst entfernt.
Ich lebe meine Sexualität – und ich liebe sie.
Spiele in Gedanken oft mit SM,
bin fasziniert von Macht und Ohnmacht,
von Dominanz und Unterwerfung,
von Fesseln und Gefesseltwerden,
möchte alle Macht der Welt über Dich haben
und gleichzeitig mich selbst ausliefern.
Möchte mich fallen lassen
und Deinen Phantasien ergeben können.
Aber ich möchte nie wieder vergewaltigt,
sexuell missbraucht und gequält werden.
Davor habe ich eine unsägliche Angst.
Das habe ich alles schon gehabt,
alles schon erlebt.
Ich habe es überlebt,
habe meinen Vater überlebt!
Ich glaube, ein zweites Mal
würde ich es nicht überleben.
In meinen Angstphantasien sterbe ich dann jedes Mal.
Ich kann es mir nicht vorstellen,
so etwas ein weiteres Mal zu überleben.
Ich möchte mich so gerne fallen lassen
und hingeben können,
bei der Liebe,
beim Sex,
einfach loslassen und davon fließen,
aber noch kann ich es nicht.
Möchte mich fesseln und unterwerfen lassen,
dominiert und bestimmt werden,
möchte den Mut zur Demut haben,
denn Demut ist etwas anderes als Demütigung,
aber noch ist die Angst zu groß.
Das sagt mir mein Körper, mein Kopf,
das sagen mir meine Kopfschmerzen.
Noch ist die Ambivalenz da.
Und vielleicht ist das gerade hier spürbar,
wo ich Wiebke und Vimala begegne,
wo die Leidenschaft noch Leiden schafft,
wo meine Gefühle für SM
so intensiv, so zwiespältig sind,
wo ich aber auch die Chance habe,
mir über Vieles klar zu werden,
mit Leuten zu reden,
mich zu entspannen
und mir viel Gutes zu tun.
So sehr ich meine Kopfschmerzen verfluche,
so sehr weiß ich aber auch
um ihre Alarmfunktion.
Daher habe ich großen Respekt
vor meinem Körper,
denn niemand schützt mich so gut wie er.
Und das fühlt sich
zur Abwechselung mal gut an.


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Was sie sagt

Was sie sagt, klingt traurig,
resigniert und fast schon verzweifelt,
als habe sie sich bereits aufgegeben.
Hey, Du darfst Dich nicht aufgeben,
denke ich. Ich spüre meine eigene
Traurigkeit in mir aufsteigen,
weiß nicht recht, was ich sagen soll.
Fühle mich hilflos, auch eine Art
Verzweiflung, ich möchte ihr helfen,
aber wie, am Telefon...
Ich denke schwere Gedanken.
Tod, Krebs, Aids, irgendetwas sehr
Bedrückendes, etwas, das mir Angst
macht. Oder ist es die Vergangenheit,
die sie aufwühlt? Viel Trauriges, was
sich wieder in ihr Leben drängt?
Ich habe Angst, dass ich es ausgelöst
habe. Es tut mir weh, sie so zu spüren,
mich zu spüren als Auslöser, und
trotzdem..., es hilft nichts, sie muss
da durch und ich auch...
Ich muss tief Luft holen... und
noch einmal, – und wieder schießt
mir diese blöde Frage in den Kopf:
Warum muss immer alles so schwer
sein? Warum dürfen sie und ich
es nicht auch mal einfach
haben? Warum? Warum nicht?
Ein Wort drängt sich in meinen Kopf:
Ungerecht, das ist alles ungerecht,
doch, es ist so, und ich spüre, dass
ich das denke, um mit meiner
Hilflosigkeit zurechtzukommen,
mich besser zu fühlen, obwohl es
nicht so ist..., und ich denke wieder
an sie, wie ihr es jetzt geht,
was ich ihr sagen möchte, sie
festhalten und umarmen möchte,
ich habe sie sehr lieb, sie ist eine
tolle Frau, die auch so wunderbar
kämpfen kann, wie ich auch,
und dennoch wünsche ich
mir manchmal, nicht immer
kämpfen zu müssen...
...auch für sie...



Für Marie, der ich verdanke, diese Zeilen
habe schreiben zu können


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Meine Tränen

Ich höre Dir zu, lange,
und bin erschüttert,
was Du erzählst, macht mich traurig,
und ich frage mich:
Wo sind Deine Tränen?
Kann es nicht fassen,
was passiert ist, ist schlimm
Weiß nicht, woher Du die Kraft nimmst,
das alles zu bewältigen
Kann ich das überhaupt so nennen?
Habe eher das Gefühl, Du versuchst,
in einem reißenden Strudel Deinen
Kopf über Wasser zu halten, nicht zu
ertrinken, zwischen salzigen Tropfen,
und ich frage mich wieder:
Wo sind Deine Tränen?
Fühle mich hilflos und das macht
mir Angst,
fühle Phantasien in mir aufsteigen,
von denen ich nicht weiß, wie ich ihnen
begegnen soll, meine Zukunft ängstigt mich,
und Deine erst recht!
Mein Kind schreit nach Hilfe!
Wo seid ihr? Wo sind sie?
Wo sind Deine Tränen?
Sarkasmus hält fest, was er verspricht:
Gefühle, die wehtun
Wogen des Schmerzes klatschen über
mir zusammen, ich muss schlucken
und immer wieder tief durchatmen
Erstickungsgefühle verraten mir,
wie nahe ich mir bin,
und ich frage mich:
Wo sind Deine Tränen?
Ich höre Dir zu und höre mich
nicht mehr
Zeit vergeht – langsam –
verstehe ich, dass Du mich
zu mir geführt hast:
Bin nah bei Dir und nah bei mir
Schmerzensschreie klingen wieder nach
oben, Zeugen vergangener Zeiten
werden wach und machen bewusst,
was gut vergraben liegt:
Mein Kind schreit laut in die Welt
hinaus: Wo seid ihr? Wo sind sie?
Und ich frage mich:
Wo sind meine Tränen?
Im Glanze meines Inneren werden erst
sie eines Tages strahlen und ich dann
vielleicht auch…


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