Ich höre Dir zu, lange,
und bin erschüttert,
was Du erzählst, macht mich traurig,
und ich frage mich:
Wo sind Deine Tränen?
Kann es nicht fassen,
was passiert ist, ist schlimm
Weiß nicht, woher Du die Kraft nimmst,
das alles zu bewältigen
Kann ich das überhaupt so nennen?
Habe eher das Gefühl, Du versuchst,
in einem reißenden Strudel Deinen
Kopf über Wasser zu halten, nicht zu
ertrinken, zwischen salzigen Tropfen,
und ich frage mich wieder:
Wo sind Deine Tränen?
Fühle mich hilflos und das macht
mir Angst,
fühle Phantasien in mir aufsteigen,
von denen ich nicht weiß, wie ich ihnen
begegnen soll, meine Zukunft ängstigt mich,
und Deine erst recht!
Mein Kind schreit nach Hilfe!
Wo seid ihr? Wo sind sie?
Wo sind Deine Tränen?
Sarkasmus hält fest, was er verspricht:
Gefühle, die wehtun
Wogen des Schmerzes klatschen über
mir zusammen, ich muss schlucken
und immer wieder tief durchatmen
Erstickungsgefühle verraten mir,
wie nahe ich mir bin,
und ich frage mich:
Wo sind Deine Tränen?
Ich höre Dir zu und höre mich
nicht mehr
Zeit vergeht – langsam –
verstehe ich, dass Du mich
zu mir geführt hast:
Bin nah bei Dir und nah bei mir
Schmerzensschreie klingen wieder nach
oben, Zeugen vergangener Zeiten
werden wach und machen bewusst,
was gut vergraben liegt:
Mein Kind schreit laut in die Welt
hinaus: Wo seid ihr? Wo sind sie?
Und ich frage mich:
Wo sind meine Tränen?
Im Glanze meines Inneren werden erst
sie eines Tages strahlen und ich dann
vielleicht auch…
ls040701