Gedichte über Liebe (Seite 531)

Weiße Tauben soll'n dich tragen! *

Heimat, du mein großes Glück,
wo mein Lebensweg begann.
Lange schon liegt das zurück.
Dankbar denk ich oft daran.

Dort, wo ich geboren bin,
wo mein Herz begann zu schlagen,
fliegt dann meine Seele hin.
Weiße Tauben soll'n sie tragen!

Hier, wo meine Kinder leben,
will ich auch begraben sein.
Doch nur du allein, wirst dich erheben,
frei von Unrecht, Krieg und Pein!

Hört mein Herz einst auf zu schlagen,
fliegst du heim zu jenem Ort,
wo ich lernte, "Mama° sagen,
bis zuletzt, mein liebstes Wort:

Niemandszeit

in der Niemandszeit
des frühen Dämmerns
zwischen Tag und Nacht,

wenn die grauen Dunkelgeister
ihr Wimmern nach Liebe und Wie-
derkehr einstellen, die Sterne nicht mehr

scheinen, schimmern die Pflastersteine vor
der alten Kapelle zwischen Hoffen und Bangen,
schmiege ich den Kopf halbwach in die Beuge deiner

Schulterhöhlen, suche schlummernd die Geborgenheit, die
mir tagsüber fehlt, und du flüstertest mir Stille zu, und ich
sage dir ohne Worte, wie gut dass du gingst, bevor unsere

Träume von Heilung in den Wellen wütender plastik-
verseuchter Meere ertrunken sind - und ich meine
Sprache, vielleicht für immer, verloren habe …

© M.M.

Vagabunden der Dunkelheit

Wir waren Vagabunden der Dunkelheit,
zu allem bereit, nichts hat uns je gereut.
Kannten keinen Alltag, nur Liebesstunden
und unser Glück im "wir" gefunden.

Normaltag war für uns Qualtag,
wir liebten den Schicksalstag, spürten den Verfallstag.
Stunden wurden zu Sekunden,
waren stets verruchte Mußestunden.

Fühlten uns frei,
alles war nebensächlich, einerlei.
Wir waren Vagabunden der Dunkelheit,
so lange her, alles Vergangenheit.

Liebe?

Geburt. Schweben. Leben.
Wachsen. Einatmen. Liebe.
Leere. Trauer. Hass.
Liebe. Selbsthass. Selbstliebe.
Beklemmung. Unterdrückung. Trauer.
Leere. Hoffnung. Freude.
Liebe. Wärme. Festhalten.
Verlieren. Hoffnungslosigkeit. Endlichkeit.
Zeit. Streben. Sterben.
Tod. Natur. Kreislauf.
Liebe. Sorgen. Sorglosigkeit.
Gefühl. Angst. Sehnsucht.
Tränen. Leere. Liebe.
Kälte. Loslassen. Sein.
Werden. Jetzt. Kreisen.
Frieden. Leicht. Stille.
Nacht. Vielfalt. Gegensätze.
Gedanken. Gefühle. Liebe.
Trauer. Angst. Wut.
Glück. Freude. Lachen.
Weinen. Sein. Schlafen.
Schweben. Dazwischen. Aufwachen.
Wunder. Existenz. Sein.
Tag. Leere. Sein.
Staunen. Wundern. Danke.
Bitte. Weiter. Allein.
Sehnsucht. Anfang. Ende.
Sein. Überraschung. Liebe.
Wolken. Erde. Bäume.
Menschen. Staunen. Geben.
Nehmen. Danke. Bitte.
Ausatmen. Selbst. Liebe!

Ich möchte mich nicht Festlegen

Du kannst auch fest sitzen oder stehen bleiben, wie du magst.
In der Waagerechten kann man auch feststecken.
Kommt darauf an, mit wem man da feststeckt.
Feststehend mit beiden Beinen auf festen Boden.
Da kann man mehr feststellen.
Etwas auf festem Grund ist immer gut.
Irgendwann kann man sich mal fest setzen.
Festsitzen jedoch ist auf Dauer unbequem.
Ist aber auch kompliziert.
Ich möchte uns nicht festnageln.
Ich stehe nicht auf Schmerzen.
Um Gefühle zu empfinden, ist keine Festlegung notwendig.
Die sind einfach fest da oder nicht?
Aber festhalten kann man die nicht.
Allein darauf leg ich mich fest.

Gedichte über Liebe - Seite 531

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