Gedichte über Krieg - Seite 230

Es war ein Tag...
so wunderschön wie heute

Am fröhlichen Kietz...
da traf ich viele Leute

Sie feierten...
gemeinsam das Kriegsende

Menschen vieler Länder...
reichten sich die Hände

Ich denke...
so könnte es werden

Würden wir die Waffen...
abschaffen auf Erden

Produktion und Export...
sollte man einstellen

So könnte man...
sich Zukunft vorstellen

Ernestine Freifrau von Mollwitz

mageba

Eine bittere Epoche war vorbei
Die, die einst dann von uns gingen
Mit Blut und Tod uns kämpften frei
Das Schicksal sollte sie verschlingen

Eine Träne fiel um ihren Sohn
Ein Kind wuchs ohne Vater groß
In Geld die Familie nahm sein Lohn
Doch Geld war für sie nie ein Trost

Eine Liebste verlor im Schuss den Mann
Granaten warf man in den Graben
Soldaten die man erkennen nicht kann
Wer wird es den Leuten sagen

Dass Krieg, der uns viele Leben kostet
Leichen bis heute verschollen im Schlamm
Die Helme, wie es langsam rostet
Erfrostet, verloren im Berges Kamm

Einige, zu viele von ihnen.
Die man noch bis heut nicht fand.
Mögen sie in Frieden siegen.
Auch die, deren Namen man nicht kannt.

Menschlichkeit.
Kaum.
Sie ist kaum zu finden.
Sie ist.
Sie war, sie wird.
Sie ist wahr.
Genau da
wo keiner erwartet.
Wo alles Tod
und Blut und Nacht.
Im langen Krieg
verhungernder Krieger
traf auf der Suche
nach Proviant im Wald
auf den Feind
mit Gewehr und Vorteil.
Statt auszulöschen
gab der mit dem Gewehr
meinem jungen
blassen Großvater
ein Paar Zigaretten
und ging einfach weiter.
Kaum zu glauben
und dennoch.

© Lena Engelbrecht