Ein neuer Gastwirt hatte es entdeckt,
das Kerbholz, unterm Dach versteckt.
Ganz verstaubt und ausgeblichen,
doch die Schrift war nicht gewichen.
Säuberlich und pedantisch akkurat
jemand dort sauber verzeichnet hat,
was vor Hundert und Zehn Jahren
Kneiper und Kneipe widerfahren.
Fünfzehn Gäste sind notiert
und mit einem Holzstab etabliert.
Die Stäbe Unterkunft genossen,
in einem Kasten gut verschlossen.
Ein Schlosser brachte mit Geschick,
mit einer Nadel und einem Trick
den Kasten schadlos wieder auf,
dass die Ermittlung nahm ihren Lauf.
Alle Hölzer waren soweit gekürzt,
dass ihre Rechnung sehr gewürzt.
Doch da das Ding verschlossen war,
war den Ermittlern sehr schnell klar,
die Zechen wurden nicht beglichen,
man ist rechtzeitig fort geschlichen.
Der Gastwirtssohn wollt es nicht glauben,
dass man geprellt bei Hopfen und Trauben.
Drum schrieb die Daten er sich ab,
und brachte das Internet auf Trab.
Die fünfzehn Namen samt Ort erschienen
und er konnte mit Tag und Monat dienen.
Das letzte Datum war der 28.Juno,
aber welchen Jahres fragte er so.
Jahr für Jahr gab er das Datum ein,
irgendwann musste was sein.
Und siehe da vor Achtundneunzig Jahren
musste leider alle Welt erfahren,
die Deutschen zogen mit klingendem Spiel,
marschierend für ein nationalistisches Ziel.
Alle waren überzeugt von dem großen Sieg,
denn ihre alte Taktik hieß immer noch Krieg.
Der Junioren-Stammtisch tat sich melden,
diese Freiwilligen wurden gefeiert wie Helden.
Sie aßen und tranken die letzten Tage,
auf Kosten der andern, ganz ohne Frage.
Die Kerbholzstellage wurde verdeckt,
später abgeschraubt und wortlos versteckt.
Auf dem Denkmal kann man alle 15 lesen,
die Namen, derer, die Helden gewesen.
Der Name des Gastwirtssohnes ist darunter,
ohne Nachfolger ging die Wirtschaft unter.
Das Kerbholzgestell samt der lesbaren Namen,
hängt nun zur Mahnung im gläsernen Rahmen.
26.01.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann