Gedichte über den Glauben - Seite 126

Was wäre wenn er wiederkäme?
(Teil 1)

Was wäre
wenn er wiederkäme?

Was würden wir dann denken?
Wenn er sagt "Ich bin jetzt da."
Würden wir ihm Glauben schenken
dankbar rufen, Halleluja und Hurra?

Oder rufen wir dann. - "Blasphemie.
Was wir nicht glauben, darf nicht sein,
dieser Mann der ist es nie.
Was fällt nur diesem Frevler ein?"

Würden wir uns lustig machen,
auf YouTube, tick toc oder Twitter?
Würden wir über ihn lachen?
"Sowas wie der muss hinter Gitter.

Der ist doch nicht ganz klar im Kopf
der hat doch eine Macke
Dieser arme, dumme Tropf
der muss in die Zwangsjacke."

Was wäre wenn er wiederkäme?
(Teil 2)

Was wäre
wenn er wiederkäme?

Wie sähe er aus, der heilige Mann
und wie würde er sein?
Hätt er einen goldenen Umhang an,
einen Bart und Heiligenschein?

Würden wir ihn auch entdecken
in unserer neuen Zeit?
Oder würde er sich erst verstecken
unter all den vielen Leut?

Ist er vielleicht der alte Mann
der dort in seiner Wohnung friert?
Der von der Rente nicht gut leben kann
und jetzt die Pfandflaschen sortiert.

Ist er vielleicht die Frau in Not
die dort sitzt, in sich versunken
oder ist er schon in einem Boot
im Mittelmeer ertrunken?

Oder ist er dieses Kind, so klein.
Fühlt sich verlassen hier auf Erden
Misshandelt, ausgenutzt, allein
möchte nur beachtet werden.

Wir glauben, dass er wiederkehrt
Doch vielleicht war er schon da.
Vielleicht machte er auch wieder kehrt
Als er diese Menschheit sah.

Der ganze Hass, und all die Wut
Alle denken nur an sich.
'Was der Mensch in meinem Namen tut.
Das wollte ich nun wirklich nicht.


© Michael Jörchel