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Gedichte über den Glauben - Seite 100


Leben über 30 ...

Kaum ängstlich, kein Verzagen
Niemand hat uns was zu sagen
Wollen würde man schon gern
In manchem großen Weltkonzern

Doch wir sind übervoll, ja, wir strotzen
Erfüllt von Kraft, sparen uns das Frotzeln
Gehen unsern Weg und reißen mit
Gewissenlos doch mit viel Geschick

Täuschen andre und uns schon mal
Haben ja im Grunde nicht die Wahl
Weiter gehts nach vorne, geradeaus
Kein Blick zurück, sonst droht das Aus

Stets pochen wir auf gutes Recht
Sind kaum befangen, nicht bös, nicht schlecht
Siegesgewohnt sind wir beschlagen
Fahren stets 'nen neuen Wagen

Frau und Kinder, die sind nett
Mit Eigenheim, schon ganz komplett
Freunde und Bekannte aus einem Guss
Gibts im eignen Kreis keinen Verdruss

Der Beruf füllt den Menschen aus
Die große Welt noch kein Garaus
Beziehungen leben stets wieder auf
Krönen sie doch den Lebenslauf

Die Weichen sind schon gestellt
Für den Weg in die weite Welt
Die Freude am Leben wächst jeden Tag
Wenn man dem Bericht hier glauben mag ...

***

Doch gibt es auch die andren Seiten
Die dunkle Stunden uns bereiten
Da gibt es Hypotheken bei den Banken
Schulden, an deren Last wir kranken

Da gibt es die Konflikte
Um Kleinigkeiten und Delikte
Die allzu gerne tot geschwiegen
Die unsre Seele aus dem Lote biegen




Die Vorsorge für das Alter zwickt
Wenn es hin- und wieder Oben klickt
Lebt man nur im Hier und Jetzt
Hat man sich leicht mal sehr verschätzt

Schließlich ist man über Dreißig
Von morgens früh bis des Abends fleißig
Schiebt so manche Sorge vorn vor sich weg
Mit Vierzig denn, dann kommt der Schreck ...


© Auris cAeli
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St. Martin 2019

Aus unaufhaltsam sterbendem Walde
flieht Sankt Martin — entlang einer Giftmüllhalde.
Er treibt sein Roß aus verseuchtem Gestüt
eilig voran, um Haltung bemüht.
Seit jeher schon ist Sankt Martin versessen
auf das alljährliche Gänse-Essen.
„Sind sie auch dieses Jahr wieder recht zart?
Hat der Koch auch nicht bei der Füllung gespart?”
Noch während er von Kulinarischem träumt,
steht im Klärschlamm, welcher den Wegesrand säumt,
plötzlich ein Bettler in ärmlichem T-Shirt,
und Sankt Martin, den sowas sonst nie stört,
hält an und mustert den frierenden Armen,
er spürt im Herzen ein tiefes Erbarmen,
und mitfühlend väterlich klingt dann sein Ton,
als er ihn fragt: „Was bedrückt dich, mein Sohn?”
Ganz kleinlaut kommt es von dessen Lippen:
„Ich hatte kein Geld, um im Lotto zu tippen.
Man wies mich ab an Villen und Höfen,
doch bei Lotto verlost man zwölf ganz heiße Öfen;
ein solches Zweirad, mit sechzig PS,
auf dem Rücksitz ´ne Biene — verführerisch kess — ,
die, lieber Sankt Martin, wollen wir wetten?
die könnte mich aus meinem Elend erretten:
Ob über Straßen, ob durch’s Gelände,
so führen wir an die wärmenden Strände!”
Nun nimmt Sankt Martin, im Herzen gerührt,
den Wettschein, den er bei sich geführt,
reicht ihn dem Jüngling und wünscht ihm viel Glück
und entfernt sich mit tränenverhangenem Blick.-----
Er reitet erschöpft und vornübergebeugt,
der Knabe hat ihn ganz klar überzeugt:
Ein schnelles Flugzeug mit flinkem Propeller
brächte auch ihn schnell zum dampfenden Teller,
oder gar eine fauchende Düse
ihn augenblicklich zu leck’rem Gemüse.
Nun treibt er den Gaul an, beschleunigt den Ritt
zum Martins-Essen mit Mords-Appetit.
Günter Uebel, Oktober 2019
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