Eintauchen
Es ist wie das Eintauchen ins Becken:
Worte umschwirren wie Perlen den Sinn,
Wollen ein wenig lobend Dich necken,
Denn auch das ist wahrer Lebensgewinn.
Wie Wassertropfen im Weltmeer verschwinden,
So gehen Buchstaben in Worten auf,
Können sich zwar in der Masse wiederfinden,
Doch geben sie mitunter ihr Eigenes auf.
Der Mensch bleibt Wesen und Einheit,
Mag durch die Menge Entlastung erfahren,
Vergessen im Jubel Sorgen und Streit
Um in Seelenvollem die Richtung zu wahren.
Doch das Eintauchen entlastet nicht nur,
Mitunter kippt das Wertgefüge nach unten,
Fördert Abhängigkeiten, den schlimmen Schwur,
Verstärkt im Bedrängen Sicht auf die Lunten.
Denn Verantwortung darf er dort nicht abgeben,
Wo nur der Mehrheitswille als Bestimmung trägt,
Er selbst keine Freiräume mehr kann erleben,
Weil das Vorschreibende alle Handlungen prägt.
Freiheit bedarf auch des Protestierens,
Wenn das Aufgehen in der Menge erzwungen,
Man die Nadel spürt dauerhaften Verführens
Und Wahrheit verdeckT durch lügende Zungen.
Eintauchen begünstigt das wilde Ausleben,
Massenjubel entlastet mit Schwarmgefühlen.
Doch darf der Mensch sich dann die Auszeit geben,
Wo man auf seine Unabhängigkeit wird zielen?
©Hans Hartmut Karg
2021
*