Im Supermarkt, den jeder kennt,
riecht es schon lange nach Advent.
Vanille, Anis und andere Schätzchen
gibt es das ganze Jahr als Plätzchen.
Doch Pfefferkuchen und Mandelsterne
haben wir erst im Dezember gerne.
Hinterm Schnaps- und Weinregal versteckt,
habe ich den Wunschzettelbaum entdeckt.
Dort, wo das Übel seinen Anfang nimmt,
hat man seinen Standort bestimmt.
Bei vielen Eltern, es mag Ausnahmen geben,
bestimmen die Rauschmittel das Leben.
Egal, ob vertrunken oder Joint verraucht,
es wird das letzte Geld verbraucht.
Und wer mittags noch die Betten wärmt,
nie wirklich von seinen Kindern schwärmt.
Die Jugendhilfe und das Jugendamt
kümmern sich dann allesamt.
Die Kinder werden Tag und Nacht
In Kinderheimen untergebracht.
Dort müssen sie sich stets beeilen
und sogar das Spielzeug teilen.
Diese Kinder sind wie benommen,
wenn sie etwas Eigenes bekommen.
Drum ist vielerorts seit Jahren schon
der Wunschzettelbaum Tradition.
An einer Tanne, Fichte oder Kiefer,
hängen Große oben, Kleine etwas tiefer,
ihre Wunschzettel an die Zweige,
auf dass sich ein Sponsor zeige.
Von Puppen bis zu Feuerwehren
die Wünsche immer wiederkehren.
Die Großen wünschen sich Computer,
möglichst mit kostenlosem Router.
Manchmal lässt sich so etwas buchen,
man muss es einfach nur versuchen.
Die eigenen Kinder sind nun groß,
da schauen wir bei Spielzeug bloß.
Gedacht ist aber im weihnachtlichen Lauf
an einen umsatzträchtigen Kauf.
Drum versprach ich, an diesem Baum
erfülle ich den letzten Kindertraum.
Heute rief der Supermarktchef an,
es hinge nur noch ein Zettel dran.
Ich soll am Wunschzettelbaum nicht dösen,
und schnell mein Versprechen einlösen.
Ein kleines Mädchen zwischen all den Knaben
möchte ganz einfach nur neue Eltern haben.
12.12.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann